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Schweizer IOC-Mitglied Marc Hodler ist tot

Marc Hodler prägte während Jahrzehnten die olympische Bewegung. Keystone

Der Schweizer Marc Hodler, IOC-Mitglied, mehrmaliger IOC-Vizepräsident und während 47 Jahren Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS), ist im Alter von 87 Jahren gestorben.

Als eine Führerfigur der Sportwelt hatte der Berner Anwalt 1998 den Bestechungsskandal um die Spiele von Salt Lake City aufgedeckt.

Marc Hodler, einer der grössten internationalen Sportführer aller Zeiten, wäre am 26. Oktober 88 Jahre alt geworden. “Der Zeus des Olymps ist tot”, schrieb die deutsche Nachrichtenagentur sid.

Vor zehn Tagen war Hodler ins Berner Lindenhof-Spital eingeliefert worden, wo er am Mittwoch verschied. “Er ist friedlich eingeschlafen”, sagte Beat Hodler, einer der beiden Söhne des FIS-Ehrenpräsidenten.

Würdigung des Sportministers…

“Mit Marc Hodler haben der nationale und internationale Sport eine ihrer herausragendsten Persönlichkeiten verloren”, erklärte Bundesrat Samuel Schmid, der Schweizer Sportminister.

“Mit seinen innovativen Vorstellungen, die er in pragmatischer und zuweilen
kompromissloser Art auch umzusetzen wusste, prägte Marc Hodler während Jahrzehnten den internationalen Skisport sowie die olympische Bewegung”, sagte Schmid.

… und des IOC-Präsidenten

Der belgische Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, erklärte in Tokio: “Das IOC ist voller Traurigkeit über den Tod eines Mitglieds, das sich so sehr in die olympische Bewegung eingebracht hat.”

Mit 33 Jahren FIS-Präsident

Erst 33 Jahre alt war Marc Hodler, als er nach seiner Aktivzeit als Skirennfahrer, Coach und Mitorganisator bei den Olympischen Winterspielen 1948 in St. Moritz im Jahr 1951 zum FIS-Präsidenten gewählt wurde.

Nach der “Weltrekorddauer” von 47 Jahren trat er dieses Amt 1998 an seinen jüngeren Freund, den aus St. Moritz stammenden damaligen FIS-Generalsekretär Gian-Franco Kasper, ab, und wurde zum FIS-Ehrenpräsidenten berufen. Unter Hodlers Leitung entwickelte sich der FIS zu einem der bedeutendsten Sportverbände.

Im Internationalen Olympischen Komitee gehörte Hodler zuletzt zum Trio der “Unsterblichen”, die nicht der Altersgrenze von 80 Jahren unterliegen. Der Schweizer war 1963 gewählt worden. Auf Lebzeiten verbleiben jetzt nur noch Ex-FIFA-Präsident João Havelange (Brasilien/90) sowie der Tunesier Mohamed Mzali (81) im IOC.

Kampf gegen Brundage

Der Berner spielte im IOC von Anfang an tragende Rollen. In den 1970er-Jahren war er einer der grossen Gegenspieler des konservativen Präsidenten Avery Brundage (USA).

Hodler kämpfte gegen den damaligen verlogenen Amateurismus, setzte mit hohem diplomatischem Geschick die sukzessive Professionalisierung des Sports durch und half mit, diese in der olympischen Bewegung zu verankern.

“Götti” des Ski-Weltcups

In diese Richtung zielte auch der 1966 unter Hodlers Ägide von seinem Freund Serge Lang ins Leben gerufene FIS-Weltcup. Sechs Jahre später kritisierte Hodler den IOC-Präsidenten Brundage heftig, als dieser den Österreicher Karl Schranz wegen angeblicher Übertretung der Amateurregel von den Olympischen Spielen in Sapporo ausschloss.

Nach 1980 wurde der Schweizer zum wichtigsten Mitstreiter von IOC-Präsident Samaranch vor allem auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Entwicklung. Das IOC wandelte sich von einem mittellosen Klub in eine milliardenschwere Olympia-Holding, die den Sport auf der ganzen Welt mit finanziellem Zustupf versorgt.

Die Olympischen Winterspiele wurden dank Hodlers Bemühungen wesentlich aufgewertet.

Auslöser des grossen Skandals

Am 11. Dezember 1998 wurde in Lausanne das Dilemma des “Jahrhundert-Funktionärs” (so nannte ihn am Dienstag die deutsche Nachrichtenagentur dpa) deutlich. Der Mann, der im Amateursport als Erster dem Geld die Tür geöffnet hatte, machte die verhängnisvollen Folgen öffentlich.

Hodler war zum Schluss gekommen, dass sich im Weltsport korrupte Strukturen eingenistet hatten, dass Salt Lake City unrechtmässig zu den Winterspielen 2002 gekommen war – und er gab dies öffentlich bekannt. Er missachtete dabei einen von IOC-Präsident Samaranch verpassten Maulkorb.

Der Skandal kostete zehn IOC-Mitglieder ihr Amt und trug dem Berner zahlreiche Feindschaften ein. Hodlers verbitterte Gegner trugen auch dazu bei, dass der hohe Favorit Sion 1999 in Seoul die Winterspiele 2006 nicht erhielt und dass der Schweizer Alt-Bundesrat Adolf Ogi 2001 in Moskau nicht ins IOC gewählt wurde.

swissinfo und Peter A. Frei, Si

Neben Marc Hodler gehören aktuell fünf Schweizer dem Internationlen Olympischen Komitee (IOC). Es sind dies:

Denis Oswald (seit 1991), Leiter des Centre International d’étude du Sport (CIS) in Neuenburg, René Fasel (seit 1995), Präsident des internationalen Eishockey-Verbandes, Joseph Blatter (1999), Präsident des Weltfussball-Verbandes (FIFA) sowie Gian-Franco Kasper (2000).

Der Schweizer Ex-Bundesrat Kurt Furgler ist seit 2000 Ehrenmitglied des IOC.

Geboren am 26. Oktober 1918 in Bern.

1937 bis 1939 Mitglied der Ski-Nationalmannschaft
Von 1940 bis 1951 Trainer der Alpinen.

1943 eröffnete er als Fürsprech eine eigene Anwaltskanzlei
Präsident des Internationalen Skiverband (FIS) von 1951 bis 1998, seit 1998 Ehrenpräsident.

Internationales Olympisches Komitee (IOC): Mitglied seit 1963, Vizepräsident 1993 bis 1997.

Mitglied des Exekutivkomitees (mit kurzen Unterbrüchen): seit 1985.

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