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Sonderbare Abnahme der Aids-Diagnosen 2006

Die rote Schleife, Symbol der Solidarität mit den Aids-Kranken. Foto: RDB

Die Zahl der Aids-Diagnosen hat in der Schweiz deutlich abgenommen. Für 2006 sind weniger als 150 Fälle zu erwarten.

Experten im Bundesamt für Gesundheit suchen zurzeit noch nach Erklärungen für diese Entwicklung.

In der Schweiz ist die Zahl der Aids-Diagnosen 2006 stark zurückgegangen. Zudem wurden massiv weniger Todesfälle gemeldet.

Die Zahl der jährlichen Meldungen von HIV-Infektionen blieb aber auf hohem Niveau stabil, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Montag bekannt gab.

Nach einem starken Rückgang ab Mitte der 90er-Jahre hat sich die Zahl der Aids-Diagnosen seit dem Jahr 2000 bei 210 bis 240 Fällen pro Jahr stabilisiert.

Für das vergangene Jahr werden aber weniger als 150 Fälle erwartet, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Montag in seinem “Bulletin” schreibt. Eine Begründung dafür gebe es derzeit nicht.

Das BAG will aber zusammen mit der Fachkommission Klinik und Therapie (FKT) und mit der Schweizerischen HIV-Kohorte Erklärungen für diesen erfreulichen Trend suchen.

Stark rückläufig waren im Berichtsjahr auch die Todesfälle. 2006 wurden 34 Todesfälle von Menschen mit Aids gemeldet, im Vorjahr waren es 66 gewesen.

Nicht vollständig gemeldet

Das BAG weist aber darauf hin, dass die Todesfälle der vergangenen zwei bis drei Jahre noch nicht vollständig gemeldet sind. Gemäss Schätzung dürfte sich die Sterberate bei 80 bis 90 Fällen pro Jahr stabilisiert haben.

Wie bei den neuen Aidsfällen hätten die antiretroviralen Medikamente zu einem starken Rückgang der Todesfälle bei Menschen mit Aids geführt. Für 1994 wurde als Vergleich noch 686 Todesfälle gemeldet.

Die Zahl der jährlichen Meldungen von HIV-Infektionen bleibt laut BAG seit 2003 bei 720 bis 750 pro Jahr stabil und damit deutlich über dem Stand von 2000, als 580 HIV-Infektionen gemeldet wurden.

Gegenläufige Trends

Hinter dieser langsam stabilen Zahl von Meldungen verbergen sich laut BAG weiterhin zwei gegenläufige Trends. Heterosexuelle Übertragungen und Infektionen beim intravenösen Drogenkonsum sind rückläufig.

Bei den heterosexuellen Infektionen bestätige sich insbesondere der seit einigen Jahren rückläufige Trend bei Sub-Sahara-Migrantinnen und -Migranten.

Diese Entwicklung sei aber kompensiert durch einen starken Anstieg bei Männern, die mit Männern Sex hätten. Dort habe sich die Zahl seit 2003 fast verdoppelt auf 288 Meldungen im vergangenen Jahr.

Vier von zehn Meldungen betreffen schwule Männer, die im Kanton Zürich wohnen.

Seit Messbeginn 1985 sind in der Schweiz Fast 30’000 Meldungen über HIV-positive Tests eingegangen. Die Zahl der Todesfälle wegen Aids, die seit 1983 erhoben wird, ist inzwischen auf 5’669 angestiegen.

swissinfo und Agenturen

Das Bundesamt für Gesundheit publiziert in vierteljährlichen Abständen die wichtigsten Statistiken über positive HIV-Tests und neue Aidsfälle in tabellarischer Form.

Diese Statistiken beruhen auf den Meldungen von Aidsfällen, Todesfällen bei Personen mit Aids, sowie auf den Meldungen bestätigter positiver HIV-Tests durch die Labors und die damit verbundenen Ergänzungsmeldungen der Ärzte.

Alle diese Meldungen sind gemäss der Meldeverordnung obligatorisch.

Seit dem Ausbruch der Aids-Epidemie sind in der Schweiz 29’355 Personen positiv auf HIV getestet worden.

70% davon sind Männer.

Davon haben 8588 die Krankheit (Aids) entwickelt, 5669 sind daran gestorben (4515 vor 1997).

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