Heute in der Schweiz
Liebe Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer
In der Schweiz sind wir mit kalten Temperaturen in die neue Woche gestartet. Im heutigen Briefing geht es um die kommende Abstimmung zum Stromgesetz, die notgedrungene Auswanderung von Rentner:innen nach Thailand, geraubte Kunst und um einen Zürcher Schneemann.
Herzliche Grüsse aus Bern
Zu teuer oder notwendig für die Stromversorgung der Schweiz? Abstimmung vom 9. Juni über das Stromgesetz.
Am 9. Juni stimmt die Schweiz über das Energiegesetz ab. Um Sie gut auf die Abstimmung vorzubereiten, hat mein Kollege Balz Rigendinger mit einem Gegner und einem Befürworter des Gesetzes ein Interview geführt.
Beim Nein-Lager hat sich eine ungewöhnliche Allianz gebildet. Die SVP und die Umweltverbände Stiftung Franz Weber und Verein Freie Landschaft Schweiz sind gegen das Stromgesetz. Gemeinsam wollen sie die “Verschandelung der Landschaft”, zum Beispiel durch Windräder, vermeiden. Die Infrastruktur für Windenergie sei zu teuer und führe zu sehr teurem und ineffizientem Strom, sagt SVP-Präsident Markus Dettling.
Jürg Grossen, Präsident der Grünliberalen Partei, hält das Stromgesetz für einen intelligenten Kompromiss. “Geschützte Gebiete bleiben geschützt”, sagt er. “Das Stromgesetz sichert die Stromversorgung in der Schweiz.” Neben Wind- und Wasserkraft setzen die Befürworter:innen zum Beispiel auch auf mehr Solaranlagen auf Gebäuden.
- Lesen Sie die Interviews, um herauszufinden, was die beiden Nationalräte über Atomstrom sagen. Hier finden Sie das Interview mit Markus Dettling.
- Und hier das Interview mit Jürg Grossen.
- Worum geht es im Stromgesetz? Wie steht es um die Stromversorgung in der Schweiz? Welche Parolen haben die Parteien beschlossen? Die Antworten finden Sie in unserem Explainer.
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Darum flüchten Rentner:innen aus der Schweiz ins Ausland.
Hans Schmid hat ein Leben lang gespart. Im Alter ist er wegen Existenzängsten nach Thailand ausgewandert, wie er dem Tages-Anzeiger erzählt. Seine demente Frau ist auf eine 24-Stunden-Pflege angewiesen. In Thailand kostet diese 2000 Franken pro Monat, in der Schweiz durchschnittlich 10’000 Franken. Das Ersparte wäre schnell weggeschmolzen.
Heidi Müller lebt in der gleichen Residenz, auch sie hat der Schweiz aus finanziellen Gründen den Rücken gekehrt. “Hier habe ich keine finanziellen Sorgen”, sagt sie. Laut dem Bundesamt für Statistik ist die Generation über 65 die am stärksten wachsende Gruppe der Auswanderer und Auswanderinnen. Lieblingsziel ist mit Abstand Thailand, danach folgen Portugal und Spanien.
Für diese Gruppe sind die hohen Preise in der Schweiz der Hauptgrund für eine Auswanderung, wie eine Studie zeigt. Dazu suchen sie einen Ort, an dem ihre Lebensqualität besser ist und das Klima angenehmer. Rentner Hans Schmid sagt, er hätte schon vor 15 Jahren auswandern sollen.
- Lesen Sie hier den Artikel im Tages-Anzeiger über die Flucht der Rentner:innen aus der SchweizExterner Link. (Paywall)
- In dieser StudieExterner Link, die dem Artikel zugrunde liegt, finden Sie weitere Informationen über das Auswanderungsverhalten von Schweizer:innen. Zum Beispiel, aus welchen Gründen sie wieder zurückkehren.
- Thailand hat mit einer Steuerreform für Unruhe unter den Rentner:innen gesorgt. Meine Kollegin Emilie Ridard hat in ihrem Artikel festgehalten, was sich für Auslandschweizer:innen ändert.
Die Schweiz stellt sich heiklen Fragen: Kommission soll die Herkunft und Besitzansprüche von Raubkunst klären.
Mit jahrelanger Verzögerung stellt sich die Schweiz nun offiziell einem heiklen Thema: Raubkunst. In diesem Monat hat Nikola Doll eine neue Stelle im Bundesamt für Kultur (BAK) angetreten, wo sie für die Provenienzforschung und Raubkunst zuständig ist.
Provenienz bezeichnet die Herkunft, bei Kunstwerken kann diese problematisch ein, wenn diese in der Nazi-Zeit oder in einem kolonialen Kontext den Besitz gewechselt haben. Ihre Ernennung ist ein Beweis dafür, dass die Schweiz fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begonnen hat, ihre Verantwortung für NS-Raubkunst ernster zu nehmen, schreibt SWI-Kollegin Catherine Hickley in ihrem Artikel.
An kontroversen Fällen hat es der Schweiz jedoch in dieser Zeit nicht gemangelt, die Fälle Gurlitt und Bühler haben in den letzten Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Cornelius Gurlitts Vater hat für Adolf Hitler gearbeitet und Kunstwerke gekauft, die bei Juden und Jüdinnen zwangsversteigert worden waren. Gurlitt Junior hat seine Sammlung dem Kunstmuseum Bern vermacht. Die Sammlung von Emil Georg Bührle, ein Industrieller, der Waffen an die Nazis verkauft und auch Raubkunst erworben hatte, ist im Kunsthaus Zürich ausgestellt.
- Lesen Sie hier in unserem Artikel, was Personen künftig tun können, wenn sie ein geraubtes Gemälde wieder zurückhaben möchten.
- Letztes Jahr hat Deutschland geplünderte Bronzestatuen aus Benin nach Nigeria zurückgegeben – sie landeten darauf in Privatbesitz, wie Sie in diesem Artikel von SRF nachlesen könnenExterner Link.
- Auch Schweizer Museen haben jahrzehntelang Raubkunst aus dem afrikanischen Königreich Benin ausgestellt – Interview von SWI swissinfo.ch.
Zürcher Schneemann im Exil: Der Böögg wird im Kanton Appenzell Ausserrhoden verbrannt.
Zum Schluss geht es noch um einen älteren Herrn aus Zürich, der ebenfalls auswandert. Allerdings nicht nach Thailand, sondern nur in den Kanton Appenzell Ausserrhoden.
Vor einer Woche hätte in Zürich der Böögg am Zürcher Volksfest Sechseläuten mit grossem Spektakel verbrennen und mit dem Zeitpunkt seiner Explosion den Sommer hervorsagen sollen. Doch das Wetter spielte nicht mit, der Böögg konnte wegen starken Windböen nicht angezündet werden. Zu gross war die Gefahr, dass Glutpartikel davonfliegen und womöglich eine Massenpanik verursachen.
Momentan fühlt sich das Wetter in der Schweiz (kalt, Schnee bis ins Flachland) gerade ein bisschen an wie die Rache des Böögg, doch zum Glück hat der Gastkanton des Sechseläutens, der Kanton Appenzell Ausserrhoden, Erbarmen: Am 22. Juni wird der Böögg in Heiden (AR) verbrannt.
- Der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden eilt zur Hilfe – Artikel von WatsonExterner Link.
- Hier beim Tages-AnzeigerExterner Link können Sie nachlesen, wie das diesjährige Sechseläuten in Zürich war und warum der Böögg nicht angezündet werden konnte.
- Es ist nicht das erste Mal, dass mit dem Böögg etwas schief geht. Die NZZ hat die Pleiten der vergangenen Jahre zusammengefasstExterner Link, Bilder inklusive.
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