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Swiss Indoors: In Basel hat die Zukunft begonnen

Stanislas Wawrinka am Swiss Indoors. Keystone

Seit Montag sind die Swiss Indoors im Gang. Das Basler Turnier gehört ab 2009 zu den 20 wichtigsten Anlässen des Herrentennis. Am Rhein hat der Aufbruch schon begonnen.

Sportlich ist den Platzherren der Auftakt geglückt: Stanislas Wawrinka fegte den Turnier-Mitfavoriten David Nalbandian vom Platz, und Roger Federer schlug Michael Berrer.

Es war ein Schweizer Auftakt nach Mass: Stanislas Wawrinka schickte am Mittwoch den argentinischen Mitfavoriten David Nalbandian nach Hause. Die Weltnummer 35 gewann gegen den Favoriten, immerhin 18. der Weltrangliste, 7:6 und 6:2.

Damit “rächte” der Waadtländer die Niederlage, welche Nalbandian am Sonntag in Madrid seinem Davis-Cup-Teamkollegen Roger Federer beigebracht hatte.

Top Twenty

Erfreut über den Auftakt waren nicht nur die Zuschauer, sondern auch Turnierdirektor Roger Brennwald. Neben dem Turniergründer verfolgte auch Andy Anson den mitreissenden Match, seines Zeichens neuer Europa-Direktor der ATP, der Vereinigung der Tennisprofis.

Mit seiner Präsenz am Rhein unterstreicht der Brite das Vertrauen, das die ATP in die Basler Organisatoren und das Turnier setzt. Das Team um Brennwald setzte sich gegen starke Konkurrenz durch, denn die Turniere von Lyon, St. Petersburg, Paris, Stockholm und Moskau waren alle scharf auf den Zeitpunkt von Ende Oktober.

Ob dagegen die anderen beiden grossen Turniere im Land, Gstaad (Herren) und Zürich (Indoors Damen), ihren Status halten können, ist mehr als fraglich.

“Ein zweites Leben”

Brennwald aber kann übers ganze Gesicht strahlen: Nach 36 Jahren geduldigem Kampf erhält er endlich die Anerkennung für seine bisherige Arbeit.

“Die Aufwertung der Swiss Indoors sind für mich wie ein zweites Leben”, sagt er gegenüber swissinfo. Sie bedeute aber auch eine riesige Arbeit, um das erhaltene Vertrauen zu rechtfertigen.

Für den Turnierdirektor ist jetzt die Zeit für Neuerungen gekommen. Dazu gehört auch der klare Appell an die Stadtbehörden. “Künftig wird es nicht mehr möglich sein, 3 der 15 Budget-Millionen nur für die Herrichtung der alten St. Jakobshalle zu verwenden.”

Bewährte Organisation

Brennwald kann sich auf eine bewährte Equipe von eingespielten Helfern verlassen. Beispielsweise Olivier Hosner, der seit zwölf Jahren als Chef von 200 Linien- und Schiedsrichtern und Balljungen amtiert. Dem Organisationskomitee gehört er gar seit 25 Jahren an.

“Die Organisation ist sehr professionell, denn es geht um enorm viel”, sagt Hosner. Jeder Posten sei mit der kompetentesten Person besetzt. “So können wir entscheiden, ohne die Zahl der Sitzungen ins unermessliche zu steigern.”

Hohes Niveau, auch abseits des Courts

Dies bestätigt Guillermo Vilas, in den 1970-Jahren die Weltnummer 1 und 1978 Sieger der Swiss Indoors in Basel gegen John McEnroe.

“Alle wollen an diesem Turnier teilnehmen”, sagt der Argentinier, der als “Götti” zur 38. Ausgabe eingeladen wurde. Es herrsche ein hohes Niveau, nicht nur auf dem Court, sondern auch daneben, und das schätzten die Zuschauer an Basel, so der ehemalige Champion.

Dazu komme der Federer-Effekt: “Er ist ein genialer Typ, und er hat ‘Swing’ in den helvetischen Alltag gebracht, indem er der ganzen Welt ein positives Bild der Schweiz vermittelt”, ist Vilas des Lobes voll über den Lokalmatador.

Schweizer Duell im Halbfinal?

Letztes Jahr hatte die Weltnummer 1 sein Heimturnier erstmals gewinnen können. Natürlich will er den Titel dieses Jahr verteidigen. Nach einem eher mühsamen Startsieg gegen den Deutschen Michael Berrer und dem gestrigen Ruhetag wartet am Donnerstag mit dem Argentinier Juan Martin Del Potro eine mehr als lösbare Aufgabe.

Schwerer hat es Stanislas Wawrinka, der in der nächsten Runde auf den Tschechen Tomas Berdych trifft. Mit dem hat er noch eine Rechnung offen: Berdych war beteiligt, als die Tschechen jüngst im Davis Cup die Schweiz aus der Weltgruppe spielten. Wenn das kein gutes Omen ist.

Ein rein schweizerisches Finale ist ausserhalb des Möglichen: Spätestens im Halbfinal könnte es zum grossen Duell Federer-Wawrinka kommen.

swissinfo, Mathias Froidevaux, Basel
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)

Das Basler Turnier ist momentan die Nr. 2 der Hallenturniere. Ab 2009 gehören die Swiss Indoors zu den 20 wichtigsten Anlässen des ATP-Herrencircuits.

Die 38. Auflage findet dieses Jahr vom 20. bis 28. Oktober statt. Insgesamt werden über 70’000 Zuschauer erwartet. Alle Spiele sind bereits ausverkauft. Das Turnier-Budget beträgt 15 Mio. Franken, das Preisgeld 1,5 Mio. Franken.

Die Organisation umfasst rund 1000 Helfer. Das Turnier wird medial von rund 70 Länder abgedeckt.

Bisher waren in Basel drei Schweizer Spieler erfolgreich: Michel Burgener im Jahr 1972, Jakub Hlasek 1991 und im vergangenen Jahr Roger Federer.

Diesmal gewann Titelverteidiger Roger Federer ohne Umweg: Er setze sich am Donnerstag in der 2. Runde gegen den Argentinier Juan Martin Del Potro (ATP 49) 6:1, 6:4 durch. In den Viertelfinals trifft er am Freitag auf den Deutschen Nicolas Kiefer (ATP 64).

Stanislas Wawrinka (ATP 35) konnte im Achtelfinal nicht an die Gala-Vorstellung vom Vortag gegen David Nalbandian (Arg) anknüpfen. Der Waadtländer unterlag dem Tschechen Tomas Berdych (ATP 13) 5:7, 4:6.

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