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UBS: Konstanz und Solidität

Die UBS bleibt auch im laufenden Jahr stabil. Keystone

Sehr gute Ergebnisse, aber keine wirkliche Überraschung beim Halbjahresergebnis der UBS. Der Reingewinn wuchs um 6%.

Im Vergleich dazu hatte die CSG jüngst eine spektakuläre Wiederauferstehung aus den roten Zahlen bekannt geben können.

Die Credit Suisse Group (CSG) hat beim Vorlegen der Halbjahresresultate Mitte August als Nummer zwei ihrer Konkurrentin UBS die Show gestohlen.Das zeigen auch die Börsenkurse der entsprechenden Aktien: Vor einer Woche, als die CSG ihre Resultate bekannt gab, legte die CSG-Aktie um 4% zu.

Dagegen gab der UBS-Kurs am Tag der Publikation bis Börsenschluss um 1,74% nach und lag bei 79,1 Franken, obschon der UBS-Quartals-Reingewinn über den Erwartungen der Finanzgemeinde lag. Die Analysten hatten mit rund 1,33 Mrd. Franken gerechnet, 1,639 Mrd. Franken wurden es dann.

Analysten sehen UBS profitabler,…

Die UBS sei auch bezüglich Rückstellungen für Kreditrisiken besser positioniert als die CSG, sagt Analyst Christoph Ritschard von der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Die CSG habe ihre Resultate vor allem wegen tieferer Rückstellung erreicht, weniger wegen den operativen Fortschritten. Insgesamt sei die UBS profitabler und effizienter.

… aber Börse sieht CSG-Potential

Bei der Vermögensverwaltung hat die UBS, die grösste Schweizer Bank, gegenüber der CSG die Nase vorn. Ritschard vermutete deshalb, dass die Börse am Mittwoch nur deshalb die CSG-Aktie bevorzugte, weil dort noch eine grössere Steigerung der Resultate möglich sei.

“Erste Anzeichen einer Markterholung”

Zum guten UBS-Semesterergebnis von 2,853 Mrd. Franken hat vor allem das zweite Quartal beigetragen, das ein Wachstum des Reingewinns von 23 Prozent brachte, wie die UBS am Mittwoch in einem Communiqué mitteilte. Das Wachstum im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreswert betrug damit 5,9%.

Mit diesem besten Quartal seit 2000 hat die Grossbank die Erwartungen der Finanzanalysten deutlich übertroffen. Auch der Zufluss an Neugeldern sei mit insgesamt 14,4 Mrd. Franken erneut stark gewesen.

“Erste Anzeichen einer Markterholung und die Verbesserung des Investoren-Vertrauens boten im zweiten Quartal ausgezeichnete Chancen”, wird Konzernchef Peter Wuffli zitiert. Diese Chancen habe die Bank auch wahrgenommen, wie der Blick auf die Ergebnisse eindeutig zeige, so Wuffli.

Breit abgestützte Resultate

“Das Resultat des zweiten Quartals gefällt uns, weil es breit abgestützt ist”, sagte Peter Wuffli gegenüber swissinfo. “Alle unsere Geschäfte wiesen ein zweistelliges Gewinnwachstum aus. Das ist erfreulich, denn es zeigt auf, dass die UBS in Erholungszeiten gut positioniert ist.”

Doch Wuffli wies auch darauf hin, dass sich das Geschäft mit den Festverzinslichen (Obligationen) wieder abkühlt, ohne dass dies vom Aktien- oder Investitionsgeschäft kompensiert wird. Im zweiten Halbjahr dürften sich deshalb die Resultate wieder etwas zurückbilden.

Die Erträge im zweiten Quartal hätten im Vergleich zum ersten Quartal in sämtlichen Geschäftsbereichen zugenommen. Nach Abklingen der Unsicherheiten an den Finanzmärkten erhöhten sich die Transaktions-Volumen sowohl von privaten als auch von institutionellen Kunden.

Den Investment-Bank-Aktivitäten der UBS kam die Belebung der Aktienmärkte zugut. Sie erzielte im Geschäft mit festverzinslichen Instrumenten erneut ein sehr gutes Resultat.

Kreditgeschäft: Nummer eins

Die UBS muss sich, zusammen mit den anderen vier Grossbanken, oft sagen lassen, ihre Kreditpolitik gegenüber kleineren und mittleren Betrieben (KMU) sei sehr streng.

Wuffli erklärte gegenüber swissinfo, dass die UBS ohnehin Marktführer im diesem Bereich sei. “Wir bedienen rund 170’000 Unternehmen in der Schweiz”.

Die UBS wolle sich bestimmt nicht aus diesem Geschäft zurückziehen. Aber Wuffli unterscheidet bewusst zwischen solchen KMU, die dank guter Wettbewerbsposition eine Zukunft haben, und anderen, die in strukturell schwachen Branchen operieren und bloss noch deshalb bestehen, weil es zuwenig Konkurrenz gebe.

Straffe Kostenkontrolle heisst Personalabbau

Das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag sank im 2. Quartal 2003 auf den tiefsten Stand seit Ende 2000. Seit Jahresbeginn baute die UBS weltweit 2088 Stellen ab. Allein im zweiten Quartal 2003 waren es 1422 Stellen.

Mitte Jahr beschäftigte die UBS weltweit noch 66’973 Mitarbeitende. Wuffli bezeichnete den Abbau im Vergleich zur Konkurrenz als bescheiden.

Prozentual sank der Personalbestand seit Jahresanfang um 3% und im Vergleich zu Mitte 2002 um 4%. Die straffe Kostenkontrolle werde beibehalten, dramatische Einschnitte beim Personal seien in den kommenden Quartalen aber nicht geplant, sagte der Konzernchef.

Das disziplinierte Kapital- und Kostenmanagement sowie die starke Marktstellung gäben der UBS aber die Zuversicht, auch weiterhin erstklassige Renditen für die Aktionäre erwirtschaften zu können.

Vorsichtiger Optimismus

Für die Zukunft zeigt sich die Grossbank vorsichtig optimistisch: “Wir sind der Ansicht, dass der Druck auf die Finanzindustrie nachzulassen beginnt und wir das Schlimmste hinter uns haben”, so Wuffli.

Viele Marktteilnehmer blieben besorgt über die künftige Konjunkturentwicklung. Das Vertrauen in die Finanzmärkte sei noch nicht nachhaltig wiederhergestellt.

Trotzdem war der Zufluss an Neugeldnern mit insgesamt 14,4 Mrd. Franken beträchtlich. Vor allem im Europa-Geschäft strömten die Neugelder wie noch nie.

Insgesamt verwaltet die Grossbank Vermögen von 2168 Mrd. Franken. Das sind 9% mehr als Ende März 2003.

swissinfo und Agenturen

Reingewinn der UBS im zweiten Quartal 2003: 1639 Mio. Franken
Reingewinn der CSG im 2. Quartal: 1346 Mio.
UBS-Reingewinn im ersten Halbjahr 2003: 2853 Mio.
CSG-Reingewinn im 1. Halbjahr 2003: 2000 Mio.
Die UBS ist der grösste Schweizer Finanzkonzern.
Die UBS beschäftigt weltweit 66’973 Mitarbeiter.
Die UBS verwaltet ein Vermögen von 2168 Mrd. Franken.
Die CSG verwaltet ein Vermögen von 1234,2 Mrd.

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