Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen
Flirt mit der Nato, Sitz im Sicherheitsrat – schwankt die Neutralität der Schweiz?

Wird die Schweiz der NATO beitreten?

Der Ukraine-Krieg hat in neutralen Ländern die Debatte über einen Beitritt zur NATO neu entfacht. Wir haben mit der Sicherheitsforscherin Lea Schaad über einen möglichen Beitritt der Schweiz gesprochen.

swissinfo.ch: Andere neutrale Länder in Europa debattieren über einen NATO-Beitritt. Verstehen sie Neutralität anders als wir in der Schweiz?

Lea Schaad: Schweden und Finnland sind nicht mehr wirklich neutral, sondern allianzfrei. Sie sind schon seit Längerem in einen Graubereich abgerutscht zwischen NATO-Mitglied und NATO-Verbündete.

ليا شاد
Lea Schaad fokussiert sich im Rahmen ihres Masterstudiums in Internationaler und Vergleichender Politik an der ETH Zürich besonders auf Demokratie- und Sicherheitsstudien. Nach einem Praktikum bei der Arms Control Association und einer Forschungsassistenz am Center for Security Studies der ETH Zürich arbeitet Schaad nebst ihrem Studium als Hilfsassistentin am Zentrum für Entwicklungsökonomie der ETH Zürich. zVg

Seit 2014 darf die NATO auf ihrem Territorium Operationen durchführen. Die beiden Länder machen auch bei NATO-Übungen mit. Schweden hat der Ukraine in diesem Krieg sogar Waffen geliefert. Die Schweiz würde das nie machen.

Nicht das Neutralitätsverständnis hat sich verändert, sondern Schweden und Finnland haben schlicht eine andere geografische Ausgangslage als die Schweiz. Finnland teilt eine Grenze mit Russland, die Schweiz hingegen ist von NATO-Ländern umgeben.

Ist ein NATO-Beitritt für die Schweiz also keine Option?

Die Schweiz hat kein Interesse an einem NATO-Beitritt, wir haben es schlicht nicht nötig. Nicht nur haben wir keinen Grund mitzumachen, ein Beitritt wäre sogar nachteilig: Wir würden unsere Neutralität verlieren. Der Kern der Neutralität ist es ja, kein Militärbündnis einzugehen.

Die Schweiz würde nicht mehr als neutraler Boden gelten, auf dem man sich für internationale Verhandlungen treffen kann. Für die Guten Dienste wäre das nachteilig.

Aus Sicht der NATO-Länder ist die Schweiz aber eine blinde Passagierin, die mitprofitiert, ohne mitzuzahlen.

Die Schweiz ist ein kleines Land mit einer Milizarmee. Das Interesse der NATO hält sich in Grenzen.

Zudem ist es auch für die NATO interessant, dass die Schweiz ein Ort bleibt, wo man Diplomatie betreiben kann. Die anderen Länder profitieren davon, einen neutralen Staat zu haben, wo man Treffen abhalten kann. Genf wäre nicht Genf, wenn die Schweiz in der NATO wäre.

Hier finden Sie weitere Artikel über unsere Berichterstattung zur Schweizer Neutralität:

Mehr
Mehr
Rauchender Soldat

Mehr

Bis zum Ernstfall bleibt die Schweiz neutral

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Schweiz ist neutral. Doch schon seit Jahren kooperiert sie mit der NATO und der EU im Sicherheitsbereich. Warum tut sie das?

Mehr Bis zum Ernstfall bleibt die Schweiz neutral

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft