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Gentechnik: Die Schweiz am Scheideweg

"Golden Rice" ist genmanipuliert und enthält deshalb auch Vitamin B und Eisen. fbae.org/swissinfo

Im Herbst entscheiden die Stimmbürger über eine Volksinitiative, die eine Landwirtschaft ohne gentechnisch modifizierte Organismen verlangt.

Der Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) war Gegenstand eines von Swissaid organisierten Symposiums in Bern.

Die Volksinitiative «für Lebensmittel aus gentechnikfreier Landwirtschaft» wurde von zwei Dutzend Umwelt-, Bauern- und Konsumentenverbänden lanciert und im September 2003 mit 120’000 Unterschriften eingereicht.

Sie verlangt, dass die Landwirtschaft im Sinne einer Übergangsbestimmung vorläufig für fünf Jahre gentechnikfrei bleibt.

Bundesrat lehnt Volksinitiative ab

Der Bundesrat lehnt die Volksinitiative ab. Seiner Meinung nach schützen die geltenden Bestimmungen Menschen, Tiere und die Umwelt bereits umfassend vor Missbräuchen der Gentechnologie. Und dies auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene.

Ein Symposium von Swissaid in Bern zum Thema «Gentechnologie in der Landwirtschaft – Chronik einer angekündigten Katastrophe?» bot kürzlich erstmals eine umfassende Diskussions-Plattform für Gegner und Befürworter der Initiative.

Suche nach Alternativen

Bastienne Joerchel vom Hilfswerk Swissaid befürwortet die Initiative. «Wir sind nicht gegen Gentechnologie-Forschung, aber gegen die kommerzielle Anwendung.»

Ihrer Meinung nach ist Vorsicht gefragt, da etliche Fragen im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Organismen offen sind. Es sei längst nicht erwiesen, dass sich GVO positiv auf Landwirtschaf und Ökonomie auswirke.

Bastienne Joerchel ist überzeugt, «dass das Moratorium eine gute Möglichkeit darstellt, um über die Gentechnologie nachzudenken und gleichzeitig nach alternativen, ökologischeren Wegen zu suchen.» Ohne einen Marschhalt sei der eingeschlagene Weg irreversibel.

«Unsere Position ist nicht die Folge von diffusen Ängsten, sondern das Resultat einer ernsthaften Analyse zu den Risiken der gentechnisch veränderten Organismen», argumentiert Joerchel.

Keine negativen Signale

Ganz anders sieht dies Botschafter Luzius Wachescha, Schweizer Delegationsleiter bei der Welthandels-Organisation (WTO). Die Annahme der Initiative wäre seiner Meinung nach ein sehr negatives Signal.

«Ein Moratorium schadet dem Ansehen der Schweiz als Forschungsstandort und belastet die Wettbewerbsfähigkeit», meint der Diplomat. Die Debatte dürfe nicht von diffusen Ängsten bestimmt werden.

«Andere Länder haben keine Wahl»

Gemäss Andrew Bennet, Direktor der Syngenta Stiftung für nachhaltige Landwirtschaft, befindet sich die Schweiz in einer sehr privilegierten Lage: «Die Schweiz könnte morgen die Landwirtschaft komplett einstellen und alles importieren.»

Andere Länder, die mit Krankheiten und Nahrungsmittelmangel konfrontiert seien, hätten diese freie Wahl in Hinblick auf die gentechnisch veränderten Nahrungsmittel nicht. Laut Bennet sollte die GVO jedoch eine freie Entscheidung sein und nicht unter Druck erfolgen.

Die Debatte berührt soziale, ethische und wirtschaftliche Aspekte. Dementsprechend hart wird die Auseinandersetzung werden.

swissinfo, Andrea Clementi e Doris Lucini
(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

Die Volksinitiative fordert, dass die Landwirtschaft für fünf Jahre nach Annahme des Verfassungsartikels gentechnikfrei bleibt.

Die Vorschriften gelten auch die Einfuhr von gentechnisch veränderten Tieren, welche für die Produktion von Lebensmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen bestimmt sind.

Ob auch Tierfuttermittel, Dünger oder Medikamente, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, unter das Gentech-Verbot fallen, bleibt offen.

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