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Höchster Windpark Europas am Gotthard geplant

Fotomontage des Projekts auf dem Gotthard. ti-press

Ein Tessiner Unternehmen will auf dem Gotthard die grösste Windkraftanlage der Schweiz erstellen. Geplant sind acht Propeller, die Strom für rund 15'000 Personen generieren sollen.

Die Schweiz ist bei der Nutzung der Windenergie gegenüber anderen Ländern Europas im Rückstand. Die Situation soll sich nun durch Unterstützung des Bundes ändern.

Acht Masten, jeder 78 Meter hoch: Sie sollen Ende 2009 auf dem Gotthard zwischen 2040 und 2131 Metern über Meer stehen und aus Wind Strom machen.

Die im Grenzort Chiasso ansässige Firma Reninvest rechnet für das Projekt mit Kosten von rund 48 Millionen Franken, wie ein Sprecher des Unternehmens bestätigte. Ziel sei es, Ende Oktober 2009 den Betrieb aufnehmen zu können.

Die Bauarbeiten sollen in zwei Etappen erfolgen. Im Jahr 2008 will man die Standorte mittels einer Strasse erschliessen, die unterirdische Verkabelung vornehmen und die Fundamente legen.

Nach der Wiedereröffnung der Passstrasse im Frühjahr 2009 sollen die 78 Meter hohen Masten mit den Propellern, die einen Durchmesser von 82 Metern haben, montiert werden.

Es würde sich nicht nur um den grössten, sondern auch um den höchstgelegenen Windpark Europas handeln.

Bürokratische Hürden

Bis es so weit ist, müssen aber noch einige Hürden genommen werden. Zum einen muss der Zonenplan der betroffenen Gemeinde Airolo geändert, zum anderen muss eine Baubewilligung eingeholt werden.

Betrieben werden soll der “Parco Eolico del San Gottardo” dereinst von einer Joint-Venture-Firma, welche die Reninvest zusammen mit den Tessiner Elektrizitätswerken (AET) gründen will.

Umweltverbände informiert

Reninvest will laut eigenen Angaben in den nächsten Wochen eine umfassende Studie über die Umweltbelastung herausgeben, “auch wenn das Gesetz dies für Windenergieanlagen nicht vorschreibt”.

Den Umweltverbänden habe man das Projekt bereits in der Vorbereitungsphase vorgestellt. Sie würden somit auch die Möglichkeit erhalten, die weitere Entwicklung des Energieprojekts mitzuverfolgen, hiess es.

Standort “unbedenklich”

Die Pläne für einen Windpark auf dem Gotthard sind nicht neu. In dem im August 2004 vom Bund präsentierten “Konzept Windenergie Schweiz” wurden im Gotthardraum zwei Standorte ausgemacht, die “grossmehrheitlich als unbedenklich beurteilt werden”: der Gütsch im Kanton Uri und der Gotthard-Pass.

Während auf dem Gütsch ob Andermatt bereits seit Jahren ein Propeller im Wind dreht, soll dies auf der Gotthard-Passhöhe in zwei Jahren der Fall sein – vorausgesetzt, Reninvest kann ihre Pläne realisieren.

Anschluss schaffen

Der Windpark könnte ein Meilenstein werden für die Schweiz, die den Anschluss an Europa verpasst hat. Denn das Land hinkt seinen Nachbarländern in diesem Bereich derzeit stark hintennach.

Mit einem neuen Förderinstrument soll das Windenergie-Entwicklungsland Schweiz nun den Anschluss an Europa schaffen, nicht quantitativ, aber qualitativ. Der Bund will die Kosten, die Konsumenten von Windenergie zusätzlich entstehen, auf alle Stromkonsumenten verteilen.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz stehen gegenwärtig 30 Windkraftwerke, die rund 15 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr produzieren. Dies reicht, um 4000 Haushalte mit Strom zu versorgen. 2006 stieg die Produktion um 84%.

Die Windenergie deckt in der Schweiz aber nur gerade 0,01% des gesamten Strombedarfs ab.

Bis 2010 will der Bund die Produktion von erneuerbaren Energien auf 500 GWh erhöhen, davon 50 bis 100 durch Windenergie. Die Windkraft könnte so den Strombedarf von 15’000 bis 30’000 Haushalten decken.

Vorgesehen ist der Bau von 28 grossen Windparks und 68 kleineren Anlagen.

Die Ziele des Kyoto-Protokolls sehen vor, dass die Schweiz bis 2030 erneuerbare Energie im Umfang von 5400 GWh produziert.

Die Europäische Union (EU) trägt mit zwei Dritteln der weltweit installierten Leistung am meisten zur Entwicklung der Windenergie bei.

Die Windleistung ist in den letzten zehn Jahren um 32% gewachsen.

Die durchschnittliche Windstromproduktion in der EU entspricht 2,8% des gesamten EU-Stromverbrauchs oder jener von 23 Millionen Haushalten.

Laut der European Wind Energy Association soll in der EU bis 2020 so viel Windstrom produziert werden, dass 121 Millionen Haushalte versorgt werden können.

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