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Tourismus: Appell für umweltbewusstes Reisen

Die Schweizer wollen zwar ihr CO2-Konto reduzieren - aber nicht in den Ferien.

In Davos ist am Mittwoch eine dreitägige Umweltkonferenz der Vereinten Nationen zu Ende gegangen. Der Tourismussektor müsse sich dem Klimawandel stellen und die Emissionen reduzieren, so das Fazit.

Es wurde auch an die Touristen appelliert, beim Reisen an die Folgen für die Umwelt zu denken.

“Der gesamte Tourismussektor muss sich dem Klimawandel stellen, der eine der grössten Bedrohungen für eine nachhaltige Entwicklung darstellt”, heisst es in einer Erklärung, die von den rund 450 Vertretern von Regierungen, internationalen Tourismus- und Umweltorganisationen sowie von Wissenschaft und Forschung an der Konferenz über Klimawandel und Tourismus verabschiedet wurde.

Die Tourismusindustrie habe sich in Davos dazu verpflichtet, diese Fragen durch eine langfristige Strategie anzugehen, sagte der stellvertretende Generalsekretär der UNO-Welttourismusorganisation (UNWTO) Geoffrey Lipman.

Dazu gehöre etwa, dass die Tourismusindustrie ihre eigenen Emissionen abbaue. Der Tourismus trägt etwa durch den Lufttransport derzeit mit rund 5% zu solchen Emissionen bei.

Vorgesehen sind auch Energieeinsparungen sowie die Unterstützung und Förderung der durch Umweltschäden besonders betroffenen Regionen und Länder.

Langstreckenflüge lebenswichtig

Touristen sollten beim Reisen an die Umweltfolgen denken und ihre Ziele bewusster auswählen, heisst es in der Erklärung weiter.

Gemäss Daniel Scott von der Waterloo Universität in Kanada sind jedoch Langstreckenflüge in wirtschaftlicher Hinsicht für zahlreiche Entwicklungsländer lebenswichtig.

“Es wäre wichtig, dass für diese Länder Mechanismen wie beispielsweise CO2-Kompensationszahlungen zum Zug kämen”, sagte er gegenüber swissinfo.

Sri Lanka geht voran

Als ein Beispiel für ein aktives Gegensteuern im Kampf gegen die Umweltbedrohung zeigte sich Sri Lanka an der Konferenz in Davos. Die Insel will sich als “Lunge der Erde” und als ein kohlendioxidfreies Ferienziel darstellen.

Sri Lanka wird zumeist von Touristen besucht, die eine lange Flugreise hinter sich haben. Vertreter des Landes hatten erklärt, sie nähmen diese Herausforderung dadurch an, dass sie dem eine ausgewogene Forstwirtschaft entgegensetzten.

Die tropischen Wälder der Insel können viel CO2 aufnehmen, das bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl anfällt. Sri Lanka will deshalb seine Wälder nicht nur pflegen, sondern auch aufforsten.

Im Alltag umweltbewusster

Die Ergebnisse von Davos über die Folgen des Tourismus für die Umwelt und die Schäden an Urlaubszielen durch den Klimawandel sollen bei einem weiteren internationalen Treffen Mitte November in London vertieft werden.

Steigende Meeresspiegel, sowie Quallen- und Algenplagen durch die Erwärmung der Meere, Wüstenbildung und Schneemangel betreffen direkt eine Industrie, die im vergangenen Jahr rund 735 Mrd. Dollar umgesetzt hat.

Gemäss Roland Schmid vom Schweizer Touroperator Tui können Reiseanbieter mit entsprechenden Angeboten auf die Entscheidungen der Kunden Einfluss nehmen.

Doch umweltfreundliche Buchungen blieben heute immer noch die Ausnahme. Die Kunden seien bei der Wahl ihrer Ferien oft weniger umweltbewusst als im Alltag.

swissinfo, Dale Bechtel
(Adaption Corinne Buchser)

Die dritte Konferenz zu Klimawandel und Tourismus fand vom 1. bis 3. Oktober 2007 in Davos statt.
Die Konferenz wurde von der UNO-Welttourismusorganisation (UNWTO) in Zusammenarbeit mit dem UNO-Umweltprogramm (UNEP), der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), dem World Economic Forum (WEF) sowie der Schweizer Regierung organisiert.
2003 wurde der erste Gipfel zu Klimawandel und Tourismus im tunesischen Djerba durchgeführt.

Gemäss einer kürzlich von der Berner Universität veröffentlichten Studie sind die Schweizerinnen und Schweizer heute umweltbewusster als früher. Dennoch sind nur wenige bereit, ihre Reisegewohnheiten zu ändern oder mehr Geld für Flüge auszugeben.

Pro Tag werden rund 1000 Tickets mit einem freiwilligen CO2-Zuschlag verkauft, anhand derer rund 1 bis 2% der Schweizer Flugemissionen kompensiert werden können.

Zählt man die von den Schweizern insgesamt pro Jahr zurückgelegten Flugkilometer zusammen, entspricht dies gemäss der Studie über einer Million Flüge um die Welt.

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