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Zu viele Filmfestivals konkurrieren um Bundesgelder

Nicolas Bideau, Film-Chef beim Bundesamt für Kultur, an der Diskussion in Nyon. Keystone

Für die Jahre 2008 bis 2010 bewerben sich 19 Filmfestivals um Bundesgelder. Dies seien angesichts der zur Verfügung stehenden Summe zu viele, sagt Nicolas Bideau.

Laut dem Filmchef des Bundesamtes für Kultur (BAK) müssen alle Festivals besser werden. Welche künftig vom Bund noch unterstützt werden, wird er im August in Locarno mitteilen.

Am Filmfestival “Visions du réel” im Waadtländischen Nyon hat sich Nicolas Bideau im Rahmen eines Runden Tisches an die Filmschaffenden gewandt und sie über den Stand der Dinge bei der Festivalförderung informiert.

Die Anwesenden erhielten einen Vorgeschmack auf die neue Film-Politik des Bundesamtes für Kultur (Teil des Eidgenössischen Departements des Innern).

Gegenwärtig unterstützt der Bund auf der Basis von Verträgen acht Festivals. Für die Periode 2008 bis 2010 wird das BAK seine Förderverträge jedoch dem Wettbewerb unterstellen.

Würden alle 19 geplanten Festivals unterstützt, beliefen sich die Kosten auf 14 Mio. Franken. Der Kredit beträgt jedoch für die nächsten drei Jahre lediglich 7,5 Millionen.

Nicht mit der Giesskanne

“Es wird eine Wahl getroffen werden müssen, und dies wird eine heikle Aufgabe sein”, sagte Bideau, der bei der Auswahl von einer neu geschaffenen Expertenkommission unterstützt wird. Welche Festivals der Bund unterstützt, wird im Sommer bekannt gegeben.

Man werde sich fragen, ob es im Angebot Überschneidungen gebe und ob die Schweiz wirklich für jede Film-Sparte ein eigenes Festival brauche. “Auf jeden Fall wird der Bund seine Gelder nicht nach dem Giesskannenprinzip verteilen”, betonte Bideau.

In Bezug auf die neuen Anforderungen, könne sich ein Filmfestival nicht mehr damit begnügen, einfach nur Filme zu zeigen, erklärte der Filmchef. Ein Festival müsse eine Plattform sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die Wirtschaft und die Kultur sein. “Die Schweizer Festivals sind selten in beiden Bereichen gut”, stellte Bideau fest.

Festivals müssen besser werden

Mit Blick auf die Festivals von Locarno, Nyon und Solothurn sagte er: “Die Schweiz braucht ganz sicher ein grosses Festival der Fiktion, ein grosses Festival des Dokumentarfilms und eine Plattform für den Schweizer Film. Aber die drei Festivals können und müssen sich verbessern.”

Die Festivals von Locarno und Solothurn könnten nach Ansicht von Bideau ihr Angebot für Filmverleihe aus dem Ausland verbessern. Jenem von Nyon empfiehlt er, vermehrt “Blockbusters” des Dokumentarfilms ins Programm zu nehmen und damit ein grösseres Publikum anzusprechen.

Mehr Schweizer Filme an ausländische Verleiher

In Nyon wurde auch die neue Experten-Kommission vorgestellt. Sie setzt sich zusammen aus der Filmverleiherin Monika Weibel, dem Produzenten Christian Davi, dem Regisseur Fosco Dubini, der Kommunikations-Spezialistin Tina Boillat und dem Journalisten Antoine Duplan.

Im Januar hatte das Bundesamt für Kultur im Rahmen der Solothurner Filmtage angekündigt, mit Beiträgen an ausländische Verleiher dem Schweizer Film in ausländischen Kinos zum Erfolg verhelfen zu wollen und Studiokinos vermehrt zu unterstützen. Ausserdem solle die Privatwirtschaft besser eingebunden werden.

swissinfo und Agenturen

Die Eidgenossenschaft unterstützt im laufenden Jahr acht Filmfestivals mit insgesamt 2,5 Mio. Franken.

Den grössten Beitrag erhält das Filmfestival Locarno mit 1,2 Millionen.

Das Dokumentarfilmfestival “Visions du réel” in Nyon und die Solothurner Filmtage, die sich dem Schweizer Filmeschaffen widmen, erhalten je 330’000 Franken.

Es folgen das Freiburger Filmfestival (230’000), “Cinéma Tout Ecran” in Genf (180’000), Fantoche in Baden (140’000), das Kurzfilm-Festival in Winterthur (70’000) und das Festival des Fantastischen Films in Neuenburg (50’000).

In der Schweiz gehören Unterstützung und Förderung der Kultur hauptsächlich zum Kompetenzbereich der Kantone und Gemeinden.

Eine Ausnahme macht der Film. Die Verfassung will, dass die Eidgenossenschaft Filmkultur und Filmschaffen unterstützt.

Der Schweizer Film wird vom Bundesamt für Kultur (BAK) unterstützt.

Um auch das cinematografische Umfeld zu fördern, subventioniert das BAK Film-Festivals, Zeitschriften, etc.

Um seine Unterstützungs-Leistungen für die Periode 2008 bis 2010 festzulegen, hat sie das Amt neu in Wettbewerbs-Form ausgeschrieben. Die Eingabefrist ist Mitte März abgelaufen.

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