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Kabarettist Emil wird 75 Jahre alt

Der Jubilar Emil Steinberger. Keystone

Emil Steinberger, der von sich selber sagt, er sei "nie ein Fan von Jahrestagen" gewesen, feiert am 6. Januar seinen 75. Geburtstag. Emil gehört zu den beliebtesten und bekanntesten Kabarettisten der Schweizer Szene.

Der Luzerner lebt seit 1999 in Montreux am Genfersee. Dort geniesst er das “Dessert des Lebens”.

Die Abschiedsvorstellung mit seinem populären Alter Ego “Emil” gab Steinberger bereits 1987 in Mézières im Kanton Waadt. Er sei des dauernden Reisens müde gewesen, erklärt der Kabarettist seinen damaligen Entscheid.

Schon vor acht Jahren allerdings kam die Freude an Auftritten vor Publikum zurück. Mit seinem ersten Buch “Wahre Lügengeschichten” ging Steinberger auf Tour, wobei sich die Lesungen zur One-Man-Shows auswuchsen: “Von 100 Minuten habe ich vielleicht 15 vorgelesen”, erinnert er sich.

So gross war der Erfolg der kabarettistischen Lesereise durch Deutschland und die Deutschschweiz, dass Steinberger für 2008 eine neue Tournée angesetzt hat. Auch wenn er sagt: “Mit dem Alter wird man vernünftiger, man verreist nur noch für einige Tage am Stück.”

Zu Emil Steinbergers weiteren Projekten zählt die Arbeit an der “Edition E”, die er gemeinsam mit seiner Frau Niccel gegründet hat. Was neue Bücher betrifft, so habe er wohl immer Ideen, aber es sei “schwierig darüber zu sprechen, bevor die Ideen gereift sind”.

Blumen auf der Strasse

Mit seinen 75 Jahren kostet der Kabarettist nun “das Dessert des Lebens”, wie er es nennt. Einmal seien ihm von einer Dame auf der Strasse einfach so Blumen überreicht worden: “Sie hatte den Strauss nicht für mich gekauft. Aber als sie mich sah, entfernte sie die Karte, gab mir die Blumen und sagte, ich hätte es verdient.”

Negative Reaktionen hat Steinberger selten erlebt. “Einige mochten es vielleicht nicht, wenn ich in Deutschland den Schweizer gab”, sagt er nach einigem Nachdenken: “Sie dachten wohl, ich würde Klischees verstärken.”

Auch in der Westschweiz bekannt

Genau dank dieser Karikatur eines Deutschschweizers ist Emil auch in der Romandie populär geworden. “Die Romands merken dann aber schnell, dass sie dieselben Dummheiten anstellen”, betont er.

“Man hat mich davor gewarnt, in der frankophonen Schweiz aufzutreten. Die Westschweizer würden es nicht schätzen, wenn ein Deutschschweizer Französisch spreche, hiess es. Ausserdem hielt man meine Texte für unübersetzbar”, erinnert sich Steinberger.

Immer noch “Schweizermacher”

Zu nationaler Bekanntheit verhalf dem Kabrettisten, der einst Pöstler, also Postbeamter, war, auch der Film “Die Schweizermacher” von Rolf Lyssy.

Die Komödie, die vor 30 Jahren in den Kinos anlief, gilt als erfolgreichster Schweizer Film aller Zeiten und hat bis heute kaum an Beliebtheit verloren.

Steinberger erklärt sich das mit den politischen Umständen: “In der Frage der Einbürgerungen hat sich nichts geändert. Diese Vorschriften und Gesetze sind unverständlich. Warum sie also nicht ändern?”

Neues und Altes von Emil

Das Schweizer Fernsehen wiederholt “Die Schweizermacher” am kommenden Sonntag, dem 6. Januar, und eröffnet damit einen ganzen Reigen von Sendungen zu Emil Steinbergers Geburtstag.

swissinfo und Sandra Porchet, sda

Emil Steinberger wurde am 6. Januar 1933 in Luzern geboren.

Er war Postbeamter, bevor er mit 27 eine fünfjährige Ausbildung zum Grafiker an der Schule für Gestaltung in Luzern begann.

1967 gründete er zusammen mit seiner ersten Frau das Luzerner Kleintheater. Später führte er ein Kino und baute gleich noch ein Atelier-Kino für Studio-Filme.

Seit seinem 20. Lebensjahr stand er als Hobby-Kabarettist auf der Bühne. Zunächst in Ensembles, später dann solo mit “Emil und die 40 Räuber”, “Emil’s Neid-Club” und “Onkel Emil’s Hütte”.

Mit den Programmen “Geschichten, die das Leben schrieb” und “E wie Emil” gelang ihm 1970 der Durchbruch in der Schweiz und später auch in Deutschland und Österreich.

Ab 1983 spielte er seine Programme in der Französischen Schweiz auch auf Französisch.

1977 war er neun Monate lang als Emil mit dem Schweizer National-Circus Knie unterwegs.

1978 spielte er eine der Hauptrollen im Film “Die Schweizermacher”.

1987 stoppte er seine Karriere als Emil und kreierte Werbespots.

1993 verliess er die Schweiz und liess sich in New York nieder.

1999 heiratete er in New York zum zweiten Mal und kehrte in die Schweiz zurück.

2000 gründete er zusammen mit seiner Frau den Verlag Edition E.

Seit l999 steht er wieder auf der Bühne, diesmal mit einer “kabarettistischen Lesung”, mit der er in der Schweiz, in Deutschland und Österreich gastiert.

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