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Theaterautor Hans Gmür gestorben

Hans und Erna Gmür an der Premiere des Musicals "Fosse" 2002 in Basel. Keystone

Der Deutschschweizer Volkstheater-Autor, Regisseur und Komponist Hans Gmür ist am Donnerstag im Alter von 77 Jahren verstorben.

Seine kabarettistischen Radio-Geschichten und Mundart-Musicals wie “Bibi Balù” oder “Golden Girl” im Zürcher Boulevard-Theater waren Grosserfolge.

Der bekannte Schweizer Theaterautor Hans Gmür erlag im Paraplegikerzentrum Nottwil (LU) den Folgen einer Rückenoperation, wie der frühere TV-Mann und Freund des Verstorbenen, Max Rüeger, bestätigte.

Gmür, der in der Zürcher Gemeinde Egg wohnte, wurde seit Anfang Jahr wegen eines Rückenleidens behandelt. Komplikationen haben schliesslich zu seinem Tod geführt.

Gmür galt während Jahrzehnten als zentrale Figur des Deutschschweizer Volkstheaters. Er war Autor, Regisseur und Produzent von Komödien, Schwänken, Cabaret-Programmen und Musicals mit so schönen Titeln wie “Bibi Balù”, “Lady Päng” oder “Herr Gottfried und Frau Stutz”.

Doktor der Germanistik, “Cabaret Fédéral” und Filme

Der volksnahe Mundart-Autor Gmür war promovierter Germanist. Seine Dissertation schrieb er über Franz Grillparzers “Ahnfrau”, ein trauriges Stück eines aus seiner Sicht absolut humorlosen Autors.

Von der ernsthaften Kultur wechselte der 1927 in Chur geborene und aufgewachsene Hans Gmür bereits als Student an der Uni Zürich zur Unterhaltungs-Kultur. Dort schrieb er Texte für das Cabaret Fédéral.

Von 1953 bis 1958 führte er Regie bei Werbe- und Dokumentarfilmen. 1960 entstand sein allererstes Stück “Schön ist die Jugend”.

Von der Werbung zum Radio – bis zum Krach

Nach dem Abstecher in die Werbung war Gmür bei Radio Zürich bis 1964 zuständig für das Ressort “Unterhaltung”. In den 60er und 70er Jahren versammelte sich jeweils am Samstag zur Mittagszeit die halbe Nation vor den Radiogeräten, um sich von den frechen Sketches des Bündners ins Wochenende geleiten zu lassen.

Mit “Mini Meinig – Dini Meinig”, “Oder” und “Der Barbier von Seldwyla” schrieb Gmür Radio-Geschichte. Eine abgesetzte Sendung führte zum Krach, er verliess das Radio.

Gemeinsam mit Co-Autor Karl Suter und Komponist Hans Moeckel realisierte Gmür fortan Musicals am Zürcher Hechtplatz-Theater: “Bibi Balù”, “Golden Girl” und “Z wie Züri” waren Riesenerfolge der Dialektbühne.

Gmür als Journalist und Chefredaktor

Nebenbei schrieb er seit 1964 “Unwahre Geschichten” für die “Weltwoche”. Den Abstecher als Chefredaktor der Frauenzeitschrift “Annabelle” von 1966 bezeichnete Gmür später als “seltsamsten Posten” seiner Karriere.

1972 schliesslich machte er sich selbstständig.

Gmür arbeitete mit Koryphäen wie Werner Wollenberger, Max Rüeger oder Charles Lewinsky zusammen. Zürcher Boulevard-Theater-Grössen wie Stephanie Glaser, Jörg Schneider, Ursula Schaeppi, Ines Torelli oder Paul Bühlmann spielten in seinen Stücken.

Höhepunkt: “Goldene Rose” von Montreux 1969

Als Höhepunkt seiner Karriere bezeichnete Gmür die “Goldene Rose” von Montreux, die er 1969 für die Fernsehfassung der Revue “Holiday in Switzerland” erhielt. Oder “Helden Helden”, ein Musical nach George Bernard Shaw, das er mit Udo Jürgens schrieb und das am “Theater an der Wien” in der österreichischen Hauptstadt uraufgeführt wurde.

Moderator des “Bernhard-Apéro”

1974 gründete er den jeweils von ihm moderierten Bernhard-Apéro im gleichnamigen Theater. Als Autor war er bis zuletzt aktiv, total schrieb er über 50 Stücke. Er könne nicht den ganzen Tag rumhocken, sagte der Nicht-Rentner kurz vor seinem 70. Geburtstag.

Seit 1969 litt Gmür an Diabetes. Als er im Winter 2003/04 nach einer schweren Rückenoperation unter Infektionen litt, wurde er für kurze Zeit in einen künstlichen Schlaf versetzt und lag über eine Woche lang auf der Intensivstation.

Kraft schöpfte er nach eigenen Angabe aus seiner Familie sowie ausgedehnten Reisen mit Gattin Erna, mit der er seit 1953 verheiratet war. Begeistert erzählte er von den Besuchen bei seiner Tochter in Australien: Dort könne er sich vorstellen zu leben, falls er sich jemals zur Ruhe setzen sollte.

swissinfo und Agenturen

Gmür schrieb schon als Student Texte für das “Cabaret Fédéral”.

In den 50er Jahren führte er Regie bei Dok- und Werbefilmen.

Bis 1964 war er beim Schweizer Radio in Zürich zuständig für das Ressort Unterhaltung.

Seine Musicals am Zürcher Hechtplatz-Theater: “Bibi Balù”, “Golden Girl”, “Z wie Züri”.

Nebenbei schrieb er seit 1964 für die Weltwoche.

1972 machte er sich selbstständig. Zusammenarbeit mit Werner Wollenberger, Max Rüeger, Charles Lewinsky.

Höhepunkt: Goldene Rose von Montreux 1969 für die TV-Fassung von “Holiday in Switzerland”.

Moderator des “Bernhard-Apéro”.

Hans Gmür war ein bekannter Theater-Autor, Regisseur und Komponist.

1927 in Chur geboren, wuchs er dort auch auf.

Gmür starb an den Folgen einer Rückenoperation.

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