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Was die Solar Impulse den Sponsoren bringt

Auf offiziellen Fotos der Solar Impulse und der Piloten Bertrand Piccard (rechts) und André Borschberg dürfen keine Sponsoren-Logos entfernt oder verdeckt werden. Jean Revillard/Rezo.ch

Bertrand Piccards Solar Impulse soll die Erde überfliegen, ohne einen Tropfen Brennstoff. Das Projekt macht den Schweizer Luftfahrt-Pionier und Rekordjäger in der Hightech-Branche zum gefragten Mann. Doch die Sponsoren haben ganz genaue Vorstellungen über die Gegenleistungen für ihre Millionen-Engagements.

Die Solar Impulse Externer Link2 oder abgekürzt Si2 hat jüngst ihren Jungfernflug erfolgreich absolviert. Mit dem riesigen, mit Hightech vollgestopften und dennoch ultraleichten Flieger wollen Piccard und André Borschberg 2015 die Erde umfliegen, nur getrieben von der Kraft der Sonne.

Die Premiere des Solarfliegers auf dem Flugplatz Payerne in der Westschweiz zeigte aber auch, dass die Nonstop-Umrundung der Erde nicht die einzige Herausforderung ist, welche die Abenteurer meistern müssen.

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Denn im Rahmen des – wie stets bei Piccard-Unternehmen – medial gross abgedeckten Events wurde auch Kritik hörbar, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand, wie das zufällig mitgehörte Gespräch zweier Vertreter eines Haupt-Sponsors zeigte.

“Wir erhielten keine spezielle Behandlung, was Medien betrifft”, klagte der eine seinem Kollegen. “Ich denke aber, dass es ein entsprechendes Programm hätte geben sollen.”

Die Antwort des anderen: “Sollten wir Piccard nicht drei Mal pro Jahr haben? Für die Jahresversammlung oder so?”

Auch im weiteren Verlauf ihres Gespräches ging es darum, ob ihre Firma an der Si2-Premiere genügend Aufmerksamkeit des riesigen Trubels mit Hunderten von Journalisten und Vertretern von Unternehmen erhalten hätten.

“Wie entscheiden sie, wo das Logo auf dem Flugzeug hinkommt? Ich weiss nicht, ob wir einen guten Platz haben”, zweifelt der eine. “Und sie trugen die falschen Jacken”, tönt es vom anderen zurück.

Kostenintensive Projekte sind ohne Sponsoren nicht mehr denkbar. Dies gilt umso mehr für Solar Impulse, als nämlich der gesamte Aufwand von rund 150 Mio. Franken durch Partner aus der Industrie und von privaten Geldgeber gedeckt wird.

“Offizielle Partner und Hauptpartner tragen je zwischen 10 und 20 Mio. Franken bei, stellen dazu aber auch noch verschiedene Leistungen zur Verfügung”, heisst es von Seiten von Solar Impulse. “Je nach Fachgebiet sind dies Ingenieure, technologische Unterstützung, Versicherungen, Kommunikation etc..”

Zauberwort Imagetransfer

Aber was genau erhoffen sich die Geldgeber als Gegenleistung für die enormen Summen, die sie leisten?

Beim Sponsoring stehe meist der Imagetransfer im Vordergrund, sagt der Zürcher Wirtschaftspsychologe Christian Fichter. “Unternehmen hoffen, dass sie mit denselben Eigenschaften assoziiert werden, die das von ihnen unterstützte Projekt charakterisieren. Ein Projekt kann in der öffentlichen Wahrnehmung technologisch hochstehend, zukunftsträchtig, innovativ oder gewinnbringend für die Gesellschaft sein”, sagt Fichter. “Wenn ein Unternehmen ein solches Projekt sponsert, werden diese Eigenschaften in sein Image einfliessen.”

Eine der gesuchtesten globalen Auftritts-Plattformen ist die Formel 1. Sie ist besonders attraktiv für Hersteller von Autos, insbesondere Luxuswagen, Luxusuhren und Mineralöl- oder Fluggesellschaften.

Auf die Formel 1 ist auch die UBS gekommen. Die Schweizer Grossbank ist seit 2010 Hauptsponsor der höchsten Rennserie. Dazu unterstützt sie seit 21 Jahren die Kunstmesse Art Basel. Das Engagement erhöht die Kompetenz der Bank, wenn es um die Beratung reicher Kunden geht, die einen Teil ihres Vermögen in Kunst anlegen.

Massenanlässe wie die Street Parade und Musikfestivals bieten ideale Auftritte für Telekommunikations-Firmen.

Attraktiv wird die sichtbare Präsenz für Sponsoren an solchen Events durch den so genannten Mere-Exposure-Effekt bzw. Effekt des blossen Kontakts. “Wenn man im Rahmen eines positiven Events dauerhaft der Marke eines Sponsor ausgesetzt ist, erhöht das die Sympathie gegenüber diesem Sponsor”, erklärt Fichter.

Aktuelles Beispiel: An der Fussball-WM in Brasilien geniesst der Schweizer Luxusuhren-Hersteller Hublot grosse Präsenz – als offizieller Zeitnehmer des Fifa-Grossanlasses.

Solar Impulse verfügt über fünf Hauptpartner. Einer davon ist der Schweizer Uhrenhersteller Omega. “Natürlich erhöht die Sichtbarkeit auf den Flugzeugen und an den Events von Solar Impulse das Profil der Marke Omega”, erklärte ein Sprecher der Uhrenfirma. Der Nutzen der Partnerschaft sei aber ein gegenseitiger.

Die Uhrenmarke werfe ihre internationale Reputation in die Waagschale, um die Beachtung und Aufmerksamkeit bezüglich der Ziele des Projektes zu steigern. Dafür erhalte die Firma die Gelegenheit, ihr Knowhow über die Kompetenz über die Uhrenherstellung hinaus zu erweitern.

Ein anderer Partner ist ABB. Dabei gehe es aber nicht um Sponsoring, sagt Antonio Ligi, Sprecher des Energie- und Technologiekonzerns. Im Vordergrund stünden vielmehr Visionen und technologische Partnerschaften.

Sichtbare Präsenz

“Visibilität, keine Skandale, Erfolg”, umreisst Fichter die Erwartungen der Partner. Visibilität sei einfach zu erreichen. “Man platziert einfach überall Banner. Ich würde es manchmal aber lieber sehen, wenn die Sponsoren dies etwas weniger aufdringlich tun würden”.

Schon schwieriger wird es mit den Skandalen. “Diese sind ein Grund, weshalb Sponsoring-Firmen aus dem Radsport ausgestiegen sind, nachdem dort zahlreiche Dopingfälle publik geworden sind.”

Die grösste Knacknuss aber liegt laut Fichter im Erfolg. Klar werde das Image eines Siegers auf seinen Sponsor abfärben. Aber es sei nicht einfach, einen Gewinner zu finden. “Es gibt keine Garantie, dass die Si2 ihr Ziel erreichen wird, und dennoch wird jemand die Rechnungen für Arbeit, Materialien, Betreuung von geladenen Gästen und kleine Geschenke zahlen müssen.”

Jeder Kontrakt wird laut Solar Impulse mit dem Chef des Partnerunternehmens ausgehandelt. Darin verpflichte sich Solar Impulse zur Veranstaltung  einer bestimmten Anzahl von Events und Vorträgen. Piccards Presseabteilung betont auch, dass sämtliche Kosten einer solchen Partnerschaft vom Partner getragen würden.

Die beiden Mitarbeitern eines Partnerunternehmens, die sich eingangs des Artikels über mangelnde Gegenleistungen beschwert hatten, haben sich immer noch nicht beruhigt. “Es gab nicht mal Give-aways, ausser ein paar Schlüsselanhängern. Aber wir haben nicht mal einen solchen gekriegt.”

Übertragen aus dem Englischen: Renat Kuenzi

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