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“Gripsholm” von Xavier Koller in den Schweizer Kinos

Die Schauspieler Marcus Thomas, Jasmin Tabatabai, Ulrich Noethen und Heike Makatsch (v.l.n.r.). Keystone

Zehn Jahre nach seinem Oscargewinn für „Reise der Hoffnung“ hat der in Hollywood lebende Schweizer Filmer Xavier Koller wieder einen Film in Europa gedreht: Ab dem 19. Oktober wird "Gripsholm" in den Schweizer Kinos zu sehen sein.

Kollers „Gripsholm“, eine deutsch-österreichisch-schweizerische Koproduktion, ist eine Mischung aus literarischer Fiktion und der Biografie des Schriftstellers Kurt Tucholsky. Mit Berliner Kabarettszenen wird die dekadente Ambiance der Berliner Metropole in den frühen Dreissigern skizziert.

Die Hauptrollen spielen deutsche Filmstars: Jasmin Tabatabai als „Femme fatale“ Billie interpretiert in verruchten Kabarettnummern die von der Basler Klezmer-Gruppe Kol Simcha vertonten Tucholsky-Texte. Heike Makatsch spielt die burschikose Lydia mit kecker Berliner Schnauze, und Ulrich Noethen den sinnkriselnden Tucholsky.

Regisseur Koller entwarf eine reizende, filmisch konventionell gemachte Sommerliebe, welche durch Tucholskys Lebens- und Schaffenskrise immer stärker unterwandert wird. Letztere bleibt aber weitgehend Behauptung und tragische Pose.

Ohne Scharfzüngigkeit

Denn die politischen Verhältnisse, an denen Tucholsky verstummt, werden durch zwei, drei klischierte Szenen lediglich grob markiert. Der Ausdruck von Tucholskys Malaise beschränkt sich vorwiegend auf des Dichters Sorgenfalten und sein trübes, nächtliches Sinnieren am Billiard-Tisch.

Dabei hätte der grosse Zeitkritiker Tucholsky zweifellos einiges zu sagen, kommt im Film aber wenig zu Wort: Kaum gibt es brilliante Bösartigkeiten, satirische Generalattacken oder Kostproben seiner epigrammatischen Scharfzüngigkeit. Koller bietet dafür einen Hochglanz-Tucholsky in exklusiver schwedischer Landschaft.

„Grispholm“ von Xavier Koller wird ab dem 19. Oktober in verschiedenen Deutschschweizer Kinos – unter anderem in Zürich, Bern, Luzern, Aarau, Winterthur, Baden, St. Gallen, Chur, Biel, Luzern und Zug – gezeigt.

swissinfo und Agenturen

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