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“Ich bin gar kein Krimiautor”

Peter Zeindler feiert am 18. Februar seinen 70. Geburtstag Keystone

Peter Zeindler, vierfacher Träger des deutschen Krimipreises, wird 70 Jahre alt.

Zeindler schreibt seit mehr als 30 Jahren aktuelle Agentenromane, Theaterstücke und Hörspiele.

Er spiele “in der ersten Bundesliga des deutschsprachigen Spannungs-Romans”, attestierte ihm die Laudatio zum Ehrenglauser im Jahr 1996. Am Mittwoch feiert Peter Zeindler seinen 70. Geburtstag.

Rund 200 Gäste wird er dabei schon haben: Das Wiegenfest fällt nämlich mit der Dernière seiner musikalischen Kriminalkomödie “Dichter morden nicht!” im Zürcher Theater am Hechtplatz zusammen.

Obwohl er vor allem als Kriminalautor bekannt ist – und hier namentlich als einer der wenigen deutschsprachigen Verfasser von Spionage-Romanen – hat der promovierte Germanist schon mehrfach auch für die Bühne geschrieben.

Sembritzki – der Agent

Seine ersten beiden Arbeiten überhaupt waren Stücke: die dramatische Collage “Der Eremit” (1966) und das Stück “Kurzschluss” (1969), die in Bern und Karlsruhe uraufgeführt wurden.

Dazu kamen regelmässig Hörspiele und Drehbücher, aber auch Chansontexte – 1987 für Eva Rieck das Programm “Alles schon hundertmal gesagt” und 2003 für Gabriela Tanner “Heut lieb’ich meinen Schreiner”.

Sein Leib- und Magengenre aber ist der Agentenkrimi, seine Lieblingsfigur Konrad Sembritzki. 1984 führte er ihn in “Die Ringe des Saturns” ein, es folgten “Der Zirkel” (1985), “Das Widerspiel” (1987) und “Der Schattenagent” (1989).

Auch nach dem Zerfall des Sowjetreichs ging Zeindler der Spionage-Stoff nicht aus.

“Feuerprobe” (1991) liess den DDR-Geheimdienst auch über die Wiedervereinigung hin Bestand haben.

Nach einem Zwischenspiel mit dem Rentnerinnen-Krimi “Das Sargbukett” (1992) folgte 1993 mit “Der Schläfer” der Abgesang auf die Spionage und 2000 dennoch in “Abschied in Casablanca” – never change a winning team – die Wiedergeburt Sembritzkis.

Das Publikum will Krimis

Doch Zeindler suchte und fand auch neue Stoffe und Formen. 1995 erschien mit “Ausgetrieben” sein erster ernster Roman.

Mit der tragischen Geschichte eines wortmächtigen aber gefühlsuntüchtigen Gymnasiallehrers, konnte der Autor zwar bei der Kritik, nicht aber bei seinem angestammten Publikum landen.

Dabei seien ihm das Literarische, die Atmosphäre, die Zwischen-Räume auch im Krimi wichtiger als der Plot, so Zeindler.

Die heute handelsüblichen Stoffe – Serienmorde, womöglich noch an Kindern – stossen ihn ab: “Ich bin gar kein Kriminalschriftsteller, man hält mich nur dafür.”

Eigentlich würde er gern wieder einen Nicht-Krimi schreiben, bekennt er, aber er würde das Publikum dafür nicht finden. “John Le Carré hat das mit seiner wunderschönen Liebesgeschichte ‘Der wachsame Träumer’ ja auch nicht geschafft.”

Brisant und aktuell

Also back to normal: Für “Salon mit Seerosen” (1996) recherchierte Zeindler über Geldwäscherei, für “Aus Privatbesitz” (1998) über Raubkunst. Beide Male waren seine Neuerscheinungen perfekt synchronisiert mit aktuellen Ereignissen.

Für seinen neuen Roman, der im Herbst erscheinen soll, liess er sich von der Tanker-Katastrophe vor der Küste Galiziens inspirieren.

Er hat sie weitergedacht und eine brisante These entwickelt, nämlich dass das Schiff absichtlich gerammt worden sei, weil eine bekannte Grossmacht sich durch Schaffung eines Feindbilds Verbündete für einen Krieg verschaffen wollte.

swissinfo und Irene Widmer (sfd)

Peter Zeindler studierte Germanistik und Kunst-Geschichte an der Universität Zürich.

Nach dem Studien-Abschluss arbeitete er in Deutschland als Dozent für deutsche Sprache an den Goethe-Instituen von Radolfzell und Iserlohn und anschliessend als Deutsch-Lehrer in Biel.

Der Pressedienst der Pro Helvetia und das Gottlieb Duttweiler-Institut waren die nächsten Stationen.

1970-1973 war Peter Zeindler Redaktor und Moderator des Kultur-Magazins “Perspektiven” am Schweizer Fernsehen sowie Radioredaktor.

Seit 1974 ist er freier Schriftsteller, Drehbuch-Autor und Journalist.

1986, 1988, 1990 und 1992 erhielt Zeindler den Deutschen Krimipreis.

1996 wurde ihm der renommierte “Ehren-Glauser” für sein bisheriges Gesamtwerk verliehen.

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