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“Wiedergeburt” der Schweizer Nati gegen Argentinien

Feiern den Ausgleich: Torschütze Streller (Nr. 11), Degen, Gygax und Inler (von links). Keystone

Die Fussballspieler Köbi Kuhns sind wieder im Aufwind: Mit dem 1:1 vom Samstag gegen Argentinien haben sie bei Fans und Medien die letzten schwachen Auftritte fast vergessen lassen.

Obwohl die Filigrantechniker aus Südamerika in Basel leichte Vorteile auf dem Platz hatten, war das Remis gegen die Nummer drei der Welt mehr als verdient.

Die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft ist “zurück”: Nach vier Pleiten in den letzten fünf Partien zeigten sich die Spieler von Nati-Coach Köbi Kuhn endlich wieder einmal von ihrer guten Seite und errangen gegen die klar favorisierten “Gauchos” ein mehr als achtbares 1:1-Unentschieden.

Die beiden Teams liessen sich auch von wolkenbruchartigen Regenfällen nicht aus dem Konzept bringen. Diese hatten den Rasen im Basler St. Jakobspark in den ersten 20 Minuten richtig gehend unter Wasser gesetzt.

Lob des Trainers

“Wenn man bedenkt, wer der Gegner war, ist die Leistung ein Kompliment wert,” lobte Nati-Trainer Kuhn nach dem Match seine Spieler. “Sie haben den Willen demonstriert, eine gute Partie zu zeigen.” Damit seien sie auch ihrer Verpflichtung den Fans gegenüber nachgekommen.

Die Anerkennung Kuhns ging auch an den Gegner: “Beide Teams sind mit den schwierigen äusseren Umständen gut zurecht gekommen.” Damit waren wohl vor allem die beiden argentinischen Stars Lionel Messi und Carlos Tevez gemeint, die auf dem getränkten Rasen wiederholt brillante Dribblings zeigten.

Alex Frei, verletzter Captain der Schweizer Nati, gefiel der Auftritt seiner Kollegen “insgesamt sehr gut”. Zum Abschluss der Saison habe das Team den Fans noch einmal etwas zurückgeben wollen. “Die Mannschaft hat gezeigt, was in ihr steckt. Ich finde, wir waren eher besser als Argentinien”, so der beste Schweizer Skorer der Gegenwart.

Als Einheit auf dem Platz

Erleichterung ob des starken Auftritts herrschte nicht nur bei Kuhn, den Spielern und den Fans, sondern auch den Medien. Zwar fragt der SonntagsBlick erst vorsichtig: “Ist das der Neuanfang?”

Doch sogleich wird die Skepis abgelegt: “Das freilose Team hat sich selbst befreit”, titelt die Boulevardzeitung ihren Matchbericht. Die Nati sei wieder eine Einheit von willigen Kämpfern.

Dennoch scheint das Blatt der Wiederentdeckung der alten Nati-Tugenden noch nicht so zu trauen. “Mit dem 1:1 gegen Argentinien hat sie sich fürs Erste aus der Negativ-Spirale befreit. Es lässt uns zuversichtlicher in Richtung Euro blicken.”

Mit Herz

Die SonntagsZeitung taxiert den Basler Auftritt als “Spiel der Versöhnung” und anerkennt: “Eine kampfstarke Schweiz ringt starken Argentiniern ein 1:1 ab.” Dennoch hätten die Spieler nun nicht Grund, gleich alles in Rottönen zu malen.

“Aber sie alle gefielen, was die Einstellung betraf. Sie mischten Engagement mit Disziplin, den Willen zur Leistung mit der Lust, dem Gegner allen möglichen Widerstand zu leisten.” Und mit Blick Richtung Euro 2008: “Sie waren eine Mannschaft auf einer Mission.”

“Endlich wieder jubeln” konnte auch die NZZ am Sonntag. Die Schweizer seien beim Remis “mit neuer Orientierung” aufgetreten. “Das hilft ihnen in ihrer unsicheren Phase der Selbstfindung weiter.”

Unbeeindruckt

Vor 29’000 Zuschauern hatten die Schweizer stark begonnen und konnten nach 12 Minuten bereits den dritten Eckball treten.

Auch in den zweiten 45 Minuten erwischten die Schweizer den besseren Start, wurden aber in der 50. Minute resultatmässig kalt geduscht: Auf eine Massflanke von Messi erzielte der eher kleingewachsene Tevez per Hechtköpfler die Führung.

Die Schweizer liessen sich aber nicht beirren und zeigten weiter teils wunderschöne Angriffskombinationen. Die Belohnung war der Ausgleich in der 63. Minute, als Marco Streller einen Abpraller im Strafraum der Argentinier verwerten konnte.

Streller als würdiger Frei-Ersatz

“Dieses Resultat ist sensationell”, strahlte der Torschütze nach dem Spiel, “gemessen an den Chancen hätten wir sogar gewinnen können.” Jeder habe wieder für den andern gekämpft.

Der Basler, der jüngst mit seinem Verein Stuttgart deutscher Meister geworden war, verbesserte damit seine Quote im Schweizer Nationalteam auf fünf Treffer in den letzten sieben Partien.

swissinfo, Renat Künzi

Die Fussball-Europameisterschaft 2008 findet in einem Jahr in der Schweiz und in Österreich statt.

Von den insgesamt 31 Partien gehen 15 in der Schweiz und 16 in Österreich über die Bühne (inkl. Final in Wien).

Es werden total 5,4 Mio. Zuschauer erwartet, davon 1,4 Mio. aus dem Ausland.

Die Schweiz, die als Organisator qualifiziert ist, bestreitet die nächste Vorbereitungspartie am 22. August in Genf gegen Holland.

Sie nimmt im September am Vierländer-Turnier in Österreich teil, wo sie auf Chile, Japan und den Gastgeber trifft.

Die Gegner von zwei Partien im Oktober und November sind noch nicht bestimmt.

Schweiz – Argentinien 1:1 (0:0).

St.-Jakob-Park Basel, 29 000 Zuschauer. Schiedsrichter Messina (It).

Tore: 50. Tevez 0:1, 64. Streller 1:1.

Schweiz: Benaglio; Philipp Degen (89. Djourou), Müller, Senderos, Magnin; Vonlanthen (46. Gygax), Inler (83. Cabanas), Wicky (46. Huggel), Barnetta (86. Spycher); Margairaz (71. Hakan Yakin); Streller.

Argentinien: Abbondanzieri; Javier Zanetti, Ayala, Gabriel Milito, Heinze; Gonzalez (67. Mascherano), Gago, Cambiasso; Messi (89. Saviola); Crespo (67. Diego Milito), Tevez (79. Aimar).

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