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Achtung, fertig, Lozärn!

Bruder Fritschi sorgt an der Luzerner Fasnacht für Stimmung. swissinfo.ch

Mit dem Urknall hat am Schmutzigen Donnerstag (22.02.) punkt fünf Uhr morgens in der Innerschweizer Metropole eine zeitlose Zeitrechnung begonnen. Einzelmasken, Gruppen und "Guggenmusigen" setzen für die närrische Zeit Konventionen und Polizeistunde ausser Kraft.

Ursprung und Kern der Luzerner Fasnacht ist die Figur des “Fritischi”. Erstmals wird die Bezeichnung 1443 nachgewiesen. Sie ist vermutlich die Adaption einer heidnischen Gottheit, die als Symbol des Lichts und der Fruchtbarkeit verehrt wurde. Die Figur kennt bis heute jedes Schulkind in Luzern.

Luzern und Basel sind jene Schweizer Städte, welche sich trotz wiederholten Verboten der Obrigkeit ihre Fasnacht nie nehmen liessen. Zu stark war und ist dieser Brauch verwurzelt. Dennoch blieb das fastnächtliche Treiben des einfachen Volkes den Regierenden lange Zeit ein Dorn im Auge. Das Verkleiden und Maskieren wirkte auf die Oberschicht bedrohlich, Standesunterschiede wurden vermischt und nicht selten weckten der übermässige Alkoholgenuss, die laute Musik und das kollektive Chaos schlummernde Konflikte.

Grossansturm

Heute sind das alles nasse Konfetti. Die Luzerner Fasnacht ist zwar noch lange nicht sauber und gekämmt, doch die Obrigkeit hat andere Sorgen, als die von drohenden Aufständen. Wie kann ein Grossansturm von Zehntausenden in einer engen Altstadt bewältigt werden? Wie werden Fluchtwege gesichert? Woraus sollen Kostüme und Masken hergestellt werden? Die Luzerner Polizei ist präsent und gibt Merkblätter ab. Rund 10’000 Narren haben sich trotz des regnerischen Wetters am Donnerstag frühmorgens am Kapellplatz versammelt. Während des Fritschi-Umzugs am Nachmittag haben rund 20’000 Fasnachts-Fans die Strassen gesäumt.

Und dieses Jahr haben sich die Luzerner bereits ihre eigene Realsatire geschaffen. Wurde doch die Forderung laut, dass auswärtige “Guggenmusigen” lieber zuhause bleiben sollten. Das Gedränge sei einfach zu gross. In der Folge füllten Leserbriefe die Zeitungen und der Stadtrat sah sich zu den Worten genötigt: “Luzern ist eine offene Stadt. Gäste aus nah und fern sind im Zentrum der Zentralschweiz herzlich willkommen”.

Alles ist möglich

Wie auch immer. Fasnacht ist Fasnacht und die Luzerner Fasnacht berühmt und speziell, weil hier (fast) alles möglich ist. Wenige Regeln, keine Schranken, keine reine Lehre, was “richtig echt, richtig authentisch ist”. Fasnacht fürs Volk, für alle. Gross, klein, dick, dünn, jung, alt, musikalisch, anarchisch oder einfach touristisch.

Und so ist am Schmutzigen Donnerstag in der Früh, als die Nacht langsam aus der Dunkelheit in die Dämmerung überging, der Bruder Fritschi mit seiner Fritschifamilie am Schwanenplatz gelandet. Dann hat mit dem Urknall begonnen, was am “Güüdismändig”, dem Tag der Weyzunft, einen weiteren Höhepunkt erreicht und ab Aschermittwoch wieder für ein ganzes Jahr in den Herzen schlummern wird: Die Luzerner Fasnacht!

Brigitta Javurek

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