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Afghanische Kulturgüter in Kabul angekommen

Die Kollektion des Afghanistan-Instituts in Bubendorf ist nun zurück im Nationalmuseum in Kabul (Friedel Ammann). Friedel Ammann

Die Schweiz hat 1400 afghanische Kunstobjekte in Kabul zurück erstattet. Sie waren 1999 unter Unesco-Kontrolle dem Afghanistan-Institut in Bubendorf in Obhut gegeben worden.

Einige Kulturgüter wurden am Samstag im Nationalmuseum Kabul während der offiziellen Zeremonie gezeigt. Ab Ende April werden sie ausgestellt.

Nach acht Jahren im Schweizer “Exil” sind am Samstag 1400 Kulturobjekte offiziell an Afghanistan zurückgegegeben worden. Sie sollen dazu beitragen, die nationale Identität des Landes zu stärken, sagte Paul Bucherer, Direktor des Afghanistan-Instituts Bubendorf (Baselland).

Ein Flugzeug der deutschen Bundeswehr hat die Kunstobjekte nach Kabul zurückgeflogen. Die Operation stand unter Aufsicht des afghanischen Informations- und Kulturministeriums und wurde von der Schweiz und Deutschland finanziert.

Rund zwei Drittel der Afghaninnen und Afghanen seien während des Krieges geboren, sagte Bucherer telefonisch aus Kabul, rund ein Viertel aller junger Afghanen sei in Flüchtlingslangern aufgewachsen.

Diese Menschen hätten fast keine Beziehung mehr zur eigenen Kultur. Bucherer glaubt, dass die kulturelle Arbeit Afghanistan helfen kann, sich gegenüber seinem Nachbarn Pakistan, aber auch gegenüber ausländischen fundamentalistischen Strömungen zu behaupten.

Dafür seien vor allem die ethnografischen Stücke aus den letzten 150 Jahren von grosser Bedeutung.

Strenge Sicherheits-Vorrichtungen

Der Marktwert der Gegenstände wird auf 20 Mio. Franken geschätzt. Laut Bucherer haben gewisse Objekte einen unschätzbaren Wert und sind unersetzbar.

Die Objekte waren vor acht Jahren auf Anfrage der Nordallianz und gemässigter Taliban ins Afghanistan-Institut in Bubendorf in Sicherheit gebracht worden.

Erst im Oktober des letzten Jahren entschied die Unesco, dass die Sicherheitslage in Kabul eine Rückführung der Kulturgüter unter strengen Sicherheitsvorkehrungen durch die deutsche Bundeswehr erlaube.

Die neue Heimat, das afghanische Nationalmuseum, wurde nach der US-Offensive und der Vertreibung der Taliban mit Hilfe der USA, Italien, Griechenland und Holland wieder aufgebaut.

Offizielle Übergabe-Zeremonie in Kabul

Die Gegenstände wurden am Samstag in Anwesenheit des afghanischen Ministers für Information und Kultur, des Direktors des Nationalmuseums und des deutschen Botschafters in einer Zeremonie offiziell übergeben. Sie sollen Ende April erstmals der afghanischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die Sicherheit der Objekte wird von der Unesco garantiert. Die afghanische Polizei und das Miliär werden das Museum permanent bewachen. Für den Betrieb sind die Afghanen selber verantwortlich.

swissinfo und Agenturen

Seit jeher gilt Afghanistan als Drehscheibe der Zivilisationen. Sein kulturelles Erbe ist einmalig.

Einfluss auf die Geschichte des Landes hatten Perser, Griechen, Alexander der Grosse, Buddhismus, Hinduismus und Islam.

Ein Grossteil des kulturellen Erbes wurde während den jüngsten jahrelangen kriegerischen Auseinandersetzungen vernichtet.

Nach dem Sturz des Taliban-Regimes hatten die Behörden in Kabul die Unesco mit der Koordination zum Schutz des afghanischen Kulturguts beauftragt.

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