Brandstiftung in Lugano war nicht antisemitisch

Mitte März wurde auf die Synagoge von Lugano und ein Geschäft ein Brandanschlag verübt. Nun ist der Täter gefasst. Antisemitische Gesinnung sei keine im Spiel.
Laut Polizei ist der im Tessin wohnhafte geständige Italiener, der mittels DNA-Spuren überführt wurde, psychisch verwirrt.
Der am vergangenen Sonntag in Lugano verhaftete Italiener hat die landesweit verurteilten Brandanschläge auf eine Synagoge und ein jüdisches Geschäft sowie auf eine Privatwohnung gestanden.
Hinweise auf eine antisemitische Gesinnung gebe es nicht, sagte die Staatsanwältin am Donnerstag. Der Mann sei psychisch verwirrt.
Letzten Donnerstag noch hatten sich über 2000 Menschen zu einer Solidaritäts-Kundgebung mit der jüdischen Gemeinde im Tessin versammelt.
DNA-Spuren am Handschuh
Gemäss Staatsanwältin Rosa Item liegen neben dem Geständnis des im Tessin wohnhaften Mannes auch zahlreiche DNA-Spuren auf einem am Tatort gefundenen Handschuh vor. Deshalb sei es praktisch sicher, dass der Mann für alle drei Brände verantwortlich sei.
Der 58-jährige Italiener, ein ehemaliger Angestellter der städtischen Verkehrsbetriebe, hat die Taten nach seiner Festnahme gestanden.
Als erstes habe der Mann als eine Art Racheakt die Türe einer Wohnung in Castagnola, einem Vorort von Lugano, in Brand gesteckt. Warum er anschliessend einen Anschlag auf die Synagoge und einen Laden jüdischer Besitzer verübte, ist nicht klar.
Züge eines Pyromanen, verwirrter Zustand
Ein antisemitisches Motiv könne fast zu 100 Prozent ausgeschlossen werden, sagte Item. Die psychiatrische Expertise lasse eher auf Züge eines Pyromanen schliessen. Der Verteidiger des 58-Jährigen beschrieb diesen vor den Medien in Lugano als verwirrt.
Er befinde sich in einer tiefen Depression und bedauere seine Taten. Der Italiener sei bereit, alles zu sagen, das er wisse. Allerdings habe er Gedächtnislücken.
Der Mann war am vergangenen Sonntag verhaftet worden, als er Steine gegen ein an den ausgebrannten Laden angrenzendes Gebäude werfen wollte. Er war gemäss Item bereits zuvor an den von der Polizei überwachten Tatorten aufgefallen.
Krank geschriebener Bus-Chauffeur – nicht vorbestraft
Der Italiener war während mehreren Jahren für die Stadt Lugano als Bus-Chauffeur tätig. Seit mehreren Monaten ist er jedoch krank geschrieben. Gemäss Item ist er nicht vorbestraft.
Bei den landesweit verurteilten Brandanschlägen auf die Synagoge und das jüdische Geschäft war grosser Schaden entstanden. Menschen wurden jedoch nicht verletzt.
swissinfo und Agenturen
In der Nacht des 13. März wurden in Lugano Brandanschläge auf die Synagoge und ein Geschäft in jüdischem Besitz verübt.
Am Donnerstagabend vor einer Woche versammelten sich in Lugano über 2000 Menschen zu einer Solidaritäts-Kundgebung mit der jüdischen Gemeinde.
Der Täter war der Polizei an den von ihr überwachten Tatorten aufgefallen.
Er war schon am vergangenen Sonntag verhaftet worden.
Er hat gestanden und wurde mittels DNA-Spuren überführt.

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