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Bronze für Gregor Stähli

Gregor Stähli holt die 7. Medaille für die Schweizer Olympia-Delegation. Keystone

Der Schweizer Skeleton-Fahrer wurde als Favorit gehandelt und fuhr "nur" auf Platz drei. Gold ging an Jim Shea (USA), Silber für Martin Rettl (AU).

Bei Schneefall verpatzte Gregor Stähli die Goldmedaille wohl im ersten Lauf. Da lag er auf Platz vier, noch hinter dem Iren Clifton Wrottesley. Ihn vermochte Stähli noch aus den Medaillenrängen zu verdrängen. Rettl und vor allem Shea fuhren aber auch im zweiten Lauf praktisch fehlerlos und behielten ihre Klassierung aus dem ersten Lauf.

Keinerlei Nervosität

Die erste Überraschung am Morgen des Tages, als er seine Karriere mit einer olympischen Medaille krönte, bestand für den 34-jährigen Zürcher darin, dass er keinerlei Nervosität verspürte. Ich musste mich selber aufpushen, berichtete er.

Im Training sei er meist nervöser gewesen als vor dem grossen Tag des Rennens, «das hat mich überrascht.» Denn die olympische Entscheidung bedeutete für ihn «das absolut höchste Ziel eines Sportlers. Trotzdem verschlief ich den ersten Lauf. Ich startete schlecht, liess dort Zeit liegen. Wenn ich ehrlich sein will», so Stähli, «kam der Wettkampfbeginn um neun Uhr morgens zu früh für mich.»

Als Favorit gehandelt

Als grosser Favorit der internationalen Medien war Gregor Stähli nach Salt Lake City gekommen und auch so gehandelt worden. Beim österreichischen Wettbüro «Interwetten» konnte gewettet werden: Entweder auf den Schweizer oder auf alle anderen.

Trotzdem war Stähli mit der Bronzemedaille hoch zufrieden: «Die Amerikaner kannten die Bahn wesentlich besser. Jetzt gabs auf den Renntag hin Schneefall, die Bahn war auf einen Schlag drei Sekunden langsamer als im Training, und ich kannte diese Bahn nicht bei Schneefall. Das Rennen war offen. Ich muss froh sein, eine Medaille gewonnen zu haben – sensationell nach meinem fünfjährigen Unterbruch.»

Dass er sich im Training zurück gehalten hatte, vor allem beim Start, fand der in Kloten wohnhafte Ökonom im Nachhinein absolut richtig: «Ich hatte Spannungen in der Muskulatur und musste vom Physiotherapeuten behandelt werden. Es war vernünftig, dass ich mich schonte.»

Gefehlt hat ihm «der eigene Servicemann», der ihm in Europa zur Verfügung steht. Über die interne Aufteilung des Schweizer Betreuer-Kontingents zwischen Bob- und Skeletonfahrern schien Stähli nicht gerade glücklich. «Aber auch der eigene Servicemann hätte mir keine Goldmedaille garantiert.»

Mit Freunden auf dem Podest

Vor ihm auf dem Podest standen mit Jim Shea und Martin Rettl zwei Freunde. «Wir Skeleton-Fahrer sind eine einzige Familie», erzählten Shea und Rettl, die beide «letztes Jahr beschlossen hatten, je eine olympische Medaille zu gewinnen», so Rettl.

Auch Stähli gehört zu diesem Freundeskreis: «Es ist grossartig, mit Jim und Martin auf dem Podest zu stehen. Ich kenne auch ihre privaten Familien, Jims Vater und Mutter, seine Schwester, seine Grossmutter.»

Kein Wunder, würde Gregor Stähli auch der zweite Abschied vom Skeleton-Rennsport schwer fallen. «Ich weiss noch nicht, ob ich weiter mache. Zuhause werde ich die Situation analysieren – und dann entscheiden.»

Platz 5 für Pedersen

Weltmeisterin Maya Pedersen Bieri beendete das Rennen der Frauen nach einer schlechten ersten Fahrt als Fünfte. Sie lag nach halbem Pensum zu weit im Hintertreffen, um nochmals in den Kampf um die Medaillen zurückkehren zu können. Im zweiten Durchgang war sie am schnellsten. Bronze verpasste die Berner Oberländerin um 0,18 Sekunden.

swissinfo und Peter A. Frei (si)

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