Crossair-Absturz: Beide Blackboxes auswertbar

Obwohl die beiden Blackboxes des Jumbolino beschädigt sind, können sie möglicherweise trotzdem bereits bis Dienstagabend entziffert werden.
Noch wissen die Fachleute nicht, von welcher Qualität die Daten der Blackboxes sind. Die Analyse dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen, wie Jean Overney, Chef des Büros für Flugunfalluntersuchungen (BFU), am Dienstag präzisierte. Wann die ersten Resultate bekanntgegeben werden können, sei noch unklar.
Für die Analyse werden die 80 bis 1500 im Flugschreiber gespeicherten Flugparameter synchronisiert mit den Gesprächen im Cockpit, die im Stimmen-Recorder festgehalten sind. Diese Daten müssen wiederum abgestimmt werden mit den Dialogen zwischen den Piloten und dem Flughafen-Kontrollturm. Aufgrund dieser Arbeiten ist es dann eventuell möglich, die Ereignisse vor dem Absturz zu rekonstruieren.
Die Blackboxes waren zur Auswertung nach Paris geschickt worden, weil das französische Untersuchungsbüro über ein Speziallabor zum Entziffern der Bänder verfügt – laut Overney eine besonders heikle Arbeit. Die Spezialisten in Paris arbeiten eng zusammen mit der British Aerospace, wo der Jumbolino Typ RJ100 hergestellt wurde.
Abtransport der Wrackteile
Am Absturzort gingen inzwischen die Arbeiten planmässig voran, sagte ein Sprecher der Zürcher Kantonspolizei. Am Dienstag wurde mit dem Abtransport der Trümmerteile aus dem Waldstück bei Bassersdorf begonnen. Diese Arbeiten dürften bis Mittwochabend beendet sein.
Die Teile werden in einem Armeelager zwischen Winterthur und Zürich gelagert. Noch sei nicht klar, ob eine Rekonstruktion des ganzen Flugzeugs oder von Teilen davon für die Ermittlungen nötig werde, sagte BFU-Chef Overney.
Medien-Spekulationen, wonach Piloten anderer landender Flugzeuge den Tower kurz vor dem Jumbolino-Absturz auf schlechte Sichtverhältnisse bei Piste 28 aufmerksam gemacht hätten, wollte Overney nicht kommentieren. Den Vorwurf, der Maschine sei das Benzin ausgegangen, dementierte die Crossair hingegen entschieden.
Zustand von zwei Überlebenden weiterhin kritisch
Fünf der neun Überlebenden waren am Dienstag nach Angaben der Kantonspolizei noch im Spital. Zu ihrem Zustand wollte der Sprecher keine Angaben machen. Am Montag war der Zustand von zwei Patienten als nach wie vor kritisch angegeben worden.
Crossair-Mediensprecher Max Fischer sagte, bisher seien noch keine Klagen im Zusammenhang mit dem Absturz eingetroffen. Dafür sei es derzeit noch zu früh.
Identifizierung der Opfer
Bis spätestens Anfang nächster Woche sind alle Opfer des Crossair-Absturzes identifiziert. Möglicherweise gehe es sogar rascher, wie Rudolf Hauri, Abteilungsleiter Forensische Medizin am Zürcher Institut für Rechtsmedizin (IRM), am Dienstag sagte.
Zur Zeit seien die IRM-Fachleute daran, Vergleichs-Unterlagen (etwa eine Zahnbürste mit Speichelrückständen) oder zahnärztliche Dokumente zusammenzutragen und mit den Opfern zu vergleichen, erklärte Hauri.
Am Dienstagvormittag lagen die Dokumente von rund einem Drittel der Verstorbenen vor. Eine zuverlässige Identifizierung aufgrund des äusseren Erscheinungsbildes ist laut Hauri bei keinem der Absturzopfer möglich.
swissinfo und Agenturen

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