Erneuter Wunsch nach Schweizer Experten

Die UNO hat die Schweiz zum zweiten Mal um Experten gebeten, die den Mord am früheren Regierungschef Rafik Hariri mituntersuchen sollen.
Fünf Experten nahmen schon an einer ersten UNO-Untersuchung teil. Hariri wurde am 14. Februar bei einem Autobomben-Anschlag in Beirut getötet.
Die Anfrage der Vereinten Nationen traf am Samstag in Bern ein. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) will sie «in den nächsten Tagen prüfen», sagte EDA-Sprecher Alessandro Delprete.
Der UNO-Sicherheitsrat hatte am 7. April beschlossen, dass eine Untersuchungs-Kommission das Attentat von Mitte Februar in Beirut untersuchen sollen, bei dem neben Hariri 18 weitere Menschen getötet worden waren.
Bereits im März stellte eine erste UNO-Kommission unter Leitung des Iren Peter Fitzgerald fest, dass die Untersuchung der pro-syrischen libanesischen Behörden lückenhaft gewesen sei. An dieser Mission nahmen fünf Schweizer Experten teil – zwei für Sprengstoff, einer für ballistische Untersuchungen und zwei für DNA-Analysen.
Schweiz lehnte zuerst ab
Wenige Tage nach dem Attentat ersuchte der libanesische Staatspräsident Emile Lahoud die Schweiz um Hilfe bei der Aufklärung des Attentats. Die Schweiz lehnte das Ersuchen des Libanon damals mit der Begründung ab, man würde sich an einer von der UNO geführten Untersuchung möglicherweise beteiligen.
Wörtlich liess das Aussenministerium im Februar verlauten: «Das EDA fühlt sich durch das Vertrauen, das die libanesischen Behörden der Schweiz bezeugen, geehrt.» Es sei davon überzeugt, dass der Untersuchung zu der Ermordung Hariris alle notwendige Hilfe zuteil werden müsse, um zu schnellen und unanfechtbaren Ergebnissen zu führen.
Die UNO setze im Libanon eine Untersuchungs-Kommission ein. Ihr hätten die libanesischen Behörden bereits eine enge Kooperation zugesagt. Deshalb habe man sich zu diesem ablehnenden Schritt entschlossen. Die Schweiz schickte stattdessen die fünf Experten für die UNO-Mission in den Libanon.
Chef gesucht
Der neuen Kommission fehlt noch immer ein Chef. Bereits zwei Kandidaten lehnten das Angebot von UNO-Generalsekretär Kofi Annan ab. Der Kommission sollen rund 50 Mitglieder angehören.
Hariri war am 14. Februar durch eine Autobombe getötet worden. Die libanesische Opposition macht die pro-syrische Regierung und Syrien für den Anschlag verantwortlich. Diese bestreiten vehement, in das Attentat verwickelt zu sein.
Nach Massenprotesten und internationalem Druck zog sich die bisherige Ordnungsmacht Syrien nach fast 30 Jahren Militärpräsenz aus dem Libanon zurück. Am vergangenen Dienstag verliess offiziell der letzte syrische Soldat das Land.
Wahlbeobachter aus der Schweiz?
Zwischen dem 29. Mai und dem 12. Juni sollen nun im Libanon in Etappen Parlamentswahlen stattfinden. Die Wahlen könnten durch Schweizer Beobachter begleitet werden, stellte der EDA-Sprecher in Aussicht.
«Wenn die Beobachtermission von der EU organisiert wird, ist es denkbar, dass auch Schweizer daran teilnehmen werden», sagte Delprete weiter.
swissinfo und Agenturen
Der ehemalige libanesische Premierminister Rafik Hariri starb am 14. Februar bei einem Attentat in Beirut.
Weitere 18 Personen kamen dabei ums Leben.
Am 18. Februar ersuchte die damalige libanesische Regierung die Schweiz um Experten, um das Attentat aufzuklären.
Am 25. Februar lehnte Bern das Ersuchen ab und stellte dafür einer UNO-Untersuchungs-Mission fünf Experten zur Verfügung.
Am 3. März reisten diese Experten in den Libanon

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