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Gstaad: Tennis-Open mit Weltelite

Letztes Jahr dominierten in Gstaad nicht die Tennis-Stars, sondern der Regen. Keystone Archive

In Gstaad spielen in den nächsten Tagen vier Top-Ten-Spieler auf. Im Mittelpunkt stehen indessen Schweizer: Roger Federer und der an Rücktritt denkende Marc Rosset. Die Organisationen hoffen vor allem auf besseres Wetter als im letzten Jahr.

Roger Federer verpasste in Wimbledon seine erste Chance, ein Grand-Slam-Turnier gewinnen zu können. Hat er sich bis zu seinem Gstaad-Startspiel von der vermeidbaren Niederlage gegen Tim Henman und den Adduktoren-Problemen erholt? Für Federer folgt das dritte «Heimspiel» der Saison (nach zweimal im Daviscup) nicht im rechten Moment. Die Umstellung von Rasen auf Sand ist in bloss drei Tagen kaum zu bewerkstelligen.

Nach dem Turnier warten kurze Ferien auf ihn. Ausserdem hat Federer bei seinen ersten drei Teilnahmen am Swiss Open stets in der 1. Runde verloren. Das sind alles Indizien, dass Federer nicht die ganze nächste Woche im Saanenland verbringen wird.

Oder aber kann Federer den Wimbledon-Schwung mitnehmen? Das Publikum wird ihm jede erdenkliche Unterstützung gewähren. Der bald 20-jährige Baselbieter ist als erster Schweizer seit Rosset vor fünf Jahren in Gstaad gesetzt. Vielleicht meint es ja das Los endlich wieder einmal gut mit den Schweizern.

Rosset-Rücktritt aufgeschoben

Die Unterstützung der Fans hat nach den Ereignissen von Wimbledon auch Marc Rosset auf sicher. Der Genfer hat den im Frust ausgesprochenen Rücktritt aufgeschoben, aber noch nicht aufgehoben. Am Freitag Nachmittag trainierte er während zwei Stunden erstmals in Gstaad. Noch weiss Rosset nicht, wie seine Karriere nach dem Swiss Open weitergehen soll.

Seine Situation ist vergleichbar mit jener von Jakob Hlasek vor sechs Jahren. Der stand 1995 ebenfalls kurz vor dem Rücktritt, erreichte dann in Gstaad sensationell den Final und verlängerte mit den im Berner Oberland gewonnenen ATP-Punkten seine Laufbahn um anderthalb Jahre.

Rosset braucht Punkte, um die direkte Qualifikation fürs US Open zu schaffen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass der 30-jährige Genfer im Herbst seiner Karriere nochmals Qualifikations-Turniere bestreiten will.

Weitere Schweizer auf Punktejagd

Neben Federer und Rosset gehen in Gstaad drei weitere Schweizer auf Punktejagd. Michel Kratochvil (ATP 73), die Schweizer Nummer 2, gehört trotz der Leistungsdichte im Tableau zu den Geheimfavoriten. Starke Sommer-Leistungen von ihm auf Sandplätzen haben fast schon Tradition, ausserdem ist der 22-jährige Ostermundiger an seinem «Heimturnier» besonders motiviert. George Bastl und Ivo Heuberger kamen mit Wildcards ins Hauptfeld.

Die vier Top-Ten-Spieler, welche an der Spitze der Setzliste stehen, sind Marat Safin (ATP 3), Juan Carlos Ferrero (ATP 4), Sébastien Grosjean (ATP 8) und Titelhalter Alex Corretja (ATP 9). Keiner dieses Quartetts wird am Montag aus den ersten Zehn fallen. Dahinter folgt in der Gesetztenliste bereits Roger Federer, der dank des Wimbledon-Exploit etwa auf Weltranglistenposition 12 vorrücken wird.

Viertelmillion und Folgeschäden

Eine besondere Bedeutung kommt diesmal dem Wetter zu: Nach den sintflutartigen Regenfällen des Vorjahrs benötigen die Veranstalter Sonnentage mehr denn je. OK-Präsident Hansruedi Schaerer: «Der Schaden im Ticketbereich war durch eine Risikoversicherung abgedeckt. Darüber hinaus sind Mehrkosten von bis zu 250’000 Franken entstanden, die wir selber tragen mussten.» Unvorhergesehene Ausgaben von einer Viertelmillion würden andere Veranstalter in den Ruin treiben – das Gstaader Turnier konnte den Sturz in ein Finanzloch dank eines Rückstellungs-Polsters abfedern.

Nun kommen aber die Folgeschäden. Finanzchef Jürg Horn: «Der Vorverkauf lief rund 10% schlechter als im Vorjahr.» Das ist beunruhigend für ein Turnier, das 90 Prozent der Tickets im Vorverkauf absetzt.

Tarango und Manta in Qualifikation

Im Qualifikationsturnier von diesem Wochenende werden Akteure mit Weltranglistenklassierungen zwischen 80 und 300 schon gutes Tennis zeigen. Vor einem Jahr war der diesmal direkt qualifizierte Sergi Bruguera das Aushängeschild des Qualifying, diesmal ist es der amerikanische «Bösewicht» Jeff Tarango (ATP 176). Daviscup-Stammspieler Lorenzo Manta (ATP 232) ist der namhafteste Schweizer; ausserdem kämpfen Junge wie Michael Lammer oder Jun Kato um ATP- Punkte. An der traditionellen Eröffnungs-Exhibition am Sonntagnachmittag werden Yannick Noah, Roger Federer und Marc Rosset für Ballzauber sorgen.

swissinfo und Rolf Bichsel (Si)

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