Kriminalstatistik 1999: Zunehmende Gewaltbereitschaft
Die Gewaltbereitschaft in der Schweiz nimmt zu. Letztes Jahr waren bei den einschlägigen Delikten Rekordzahlen zu verzeichnen. Markant zurückgegangen sind hingegen die Vermögensdelikte, wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervorgeht.
Die Gewaltbereitschaft in der Schweiz nimmt zu. Letztes Jahr waren bei den einschlägigen Delikten Rekordzahlen zu verzeichnen. Markant zurückgegangen sind hingegen die Vermögensdelikte, wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervorgeht.
Insgesamt nahm die Kriminalität 1999 ab. Die Zahl der angezeigten Straftaten verringerte sich um 21 518 oder 6,5 Prozent auf 310’869. Das entspricht vier Anzeigen auf 100 Einwohner. Über längere Zeit ist die Lage stabil: Seit der ersten Publikation der PKS 1982 ging die Kriminalität im Mittel um jährlich 0,16 Prozent zurück.
An der Spitze des Straftatenkatalogs stehen mit fast 90 Prozent die Diebstähle. Die übrigen Vergehen oder Verbrechen gegen Eigentum und Vermögen machen 4,8 Prozent aus, die Delikte gegen Leib und Leben 1,75 Prozent, die strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität 1,4 Prozent.
Rekorde der Gewalt
Rekordzahlen bedeuteten 5’247 Körperverletzungen, 2’642 Raubfälle, 447 Vergewaltigungen, 3’797 andere Sexualdelikte, 970 Nötigungen und 676 Fälle von Gewalt oder Drohung gegen Behörden und Beamte. Dies deute auf eine zunehmende Gewaltbereitschaft hin, stellt das Bundesamt für Polizei fest. Die vorsätzlichen Tötungen nahmen um 7 auf 192 zu.
Als Tatwerkzeuge dienten bei Tötungsdelikten und Körperverletzung 148 Schusswaffen sowie 726 Hieb- und Stichwaffen. Bei den Raubfällen wurden 436 Schusswaffen sowie 455 Hieb- und Stichwaffen erfasst.
Weniger Diebstähle
Die Betrugsfälle nahmen um fast zehn Prozent auf 9’395 zu. Auf 262 verdoppelt haben sich die Fälle von Geldwäscherei und mangelnder Sorgfalt bei Finanzgeschäften. Im übrigen ging die Zahl der Vermögensdelikte zurück.
Die Diebstähle verringerten sich um knapp zehn Prozent auf rund 124’000. Auch beim Einbruchdiebstahl und beim Fahrzeugdiebstahl lagen die Zahlen mit je rund 76’000 unter jenen des Vorjahres.
Ausländeranteil leicht gesunken
Ermittelt wurden knapp 57’000 Täterinnen und Täter, was einem Anteil von fast 8 auf 10’000 Einwohner entspricht. 85,5 Prozent sind Männer, 14,5 Prozent Frauen. Gegenüber 1998 nahm die Delinquenz der Frauen um 0,9 Prozent zu. Der Anteil der Minderjährigen erhöhte sich leicht auf 21,9 Prozent.
Gebrochen wurde der Anstieg des Ausländeranteils. Dieser ging – bei einer ausländischen Wohnbevölkerung von 19,2 Prozent – um 0,6 Prozent auf 54,3 Prozent zurück. Von den knapp 31’000 angezeigten Auslöndern hatten 79,5 Prozent ihren Wohnsitz in der Schweiz. Viele gehören professionellen Banden an oder missbrauchen ihren Asylstatus.
Rumänische Diebesbanden
Vor allem rumänische Diebesbanden treiben ihr Unwesen. Bevorzugte Einbruchobjekte seien Einfamilienhäuser, Büros und kleinere Grossverteiler-Filialen. Das Diebesgut werde per Post nach Rumänien geschickt und dort von der Mafia abgesetzt. Die Gefahr des Erwischtwerdens schrecke kaum ab, weil das monatliche Pekulium im Gefängnis einem Jahreslohn zu Hause entspreche.
swissinfo und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch