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Matterhorn mehrere Tage gesperrt

Tausende pilgern pro Jahr nach Zermatt, um das Matterhorn zu besteigen. Toni Mohr, photo.zermatt.ch

Aus Sicherheitsgründen bleibt das Matterhorn vorerst gesperrt – dies mitten in der Hochsaison. Nach einem Felssturz an der Hauptroute waren am Dienstag alle Seilschaften evakuiert worden.

Zermatter Bergführer werden die Absturzstelle nun in Handarbeit sichern.

Aus aller Welt reisen Alpinistinnen und Alpinisten nach Zermatt, um einen Traum zu verwirklichen: Die Besteigung des 4478 Meter hohen Matterhorns. Das Matterhorn ist wohl der berühmteste 4000er der Schweiz. Der Boom auf die Pyramide in der Walliser Berglandschaft war schon durch die Erstbesteigung im Jahr 1865 ausgelöst worden.

Rund 150 Personen wollen heutzutage in der Hochsaison pro Tag auf den Gipfel. Zurzeit heisst es für sie aber einfach Warten, der Berg ist mindestens bis und mit Freitag gesperrt.

Grösste Evakuierung der Geschichte

Am Matterhorn brachen am Dienstagmittag auf einer Höhe von rund 3400 Metern gegen 1000 Kubikmeter Fels ab. Die Abbruchstelle befindet sich im Bereich des zweiten Couloirs, in der Nähe der Route, die von fast allen Matterhorn-Besteigern genutzt wird.

Zum Zeitpunkt des Felsabbruchs herrschte am Matterhorn Hochbetrieb. Rund 70 Personen waren im Aufstieg. Die Alpinisten wurden per Helikopter evakuiert.

Dank guten Witterungsverhältnissen verlief die wohl grösste Evakuierung in der Geschichte des Schweizer Alpinismus reibungslos. Die geretteten Bergsteiger wurden zur Hörnlihütte gebracht. «Es ist ein Riesenglück, dass nichts passiert ist», sagte Bruno Jelk, Zermatter Rettungschef des Schweizer Alpenclubs (SAC).

Nun lockeres Material abtragen

Die Masse der in die Tiefe gestürzten Felsbrocken sei nicht sehr umfangreich, sagte der Walliser Kantonsgeologe Jean-Daniel Rouiller am Mittwoch.

Im Vordergrund steht nun die Sicherung des Felsens. Die Bergführer werden instabile Steine und Geröll von Hand lösen.

Der Zugang zum Matterhorn bleibt bis auf weiteres verboten. Laut dem Kantonsgeologen dürften die Sicherungsarbeiten mindestens zwei bis drei Tage dauern.

Die Stelle ist schon seit mehreren Jahren von Steinschlägen betroffen. Bereits in der Vergangenheit hatte die Aufstiegsroute deshalb angepasst werden müssen.

Noch weitere Unfälle

Jelk führt den Felsabbruch eindeutig auf die grosse Hitze zurück. Ein weiterer Unfall, der sich am Dienstag in den Schweizer Alpen ereignete, lässt sich vermutlich ebenfalls auf die seit Wochen hohen Temperaturen zurückführen: Abgebrochene Eismassen vom Oberen Grindelwaldgletscher stauten den Fluss Lütschine.

Es kam hintereinander zu zwei Flutwellen, die glücklicherweise hinter Grindelwald rasch abflachten. Personen wurden keine verletzt.

Angst um Permafrost

Die beiden Ereignisse sind keine Einzelfälle. Schon vor dem grossen Felssturz war es in den vergangenen Tagen am Matterhorn vermehrt zu Steinschlag gekommen.

An der jetzigen Abbruchstelle waren schon im Juni kleinere Abbrüche beobachtet worden. Das Alpincenter Zermatt erklärte, die Auflösung des Permafrosts sei sicher ein Grund für den massiven Felsabbruch.

Über die Probleme des Permafrosts wird seit Jahren intensiv diskutiert. Fachleute befürchten, dass durch die Klimaerwärmung dieser Boden, dessen Temperatur das ganze Jahr unter null Grad liegt, zwischendurch auftaut. Die Folge sind immer instabilere Verhältnisse.

Nicht nur das Matterhorn besteht übrigens aus Permafrost, sondern beispielsweise auch die Eiger-Nordwand oder das Jungfraujoch.

swissinfo und Agenturen

Das 4478m hohe Matterhorn ist wohl der berühmteste 4000er der Schweiz.
Jährlich besteigen es 2000 bis 3000 Personen.
Die Bergsteiger-Hauptsaison dauert durchschnittlich vom 15. Juli bis zum 20. August.
Dieses Jahr begann die Saison wegen den warmen Temperaturen etwas früher.
In Spitzenzeiten kann es zu regelrechten Staus am Berg kommen.

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