Neue Schweizer Konten in der Affäre Mediaset

Die Mailänder Justiz hat bei ihren Ermittlungen zu mutmasslichem Schwarzgeld der Berlusconi-Gruppe zehn neue Konten in der Schweiz gefunden.
Die Schweizer Bundesanwaltschaft bestätigt die Informationen verschiedener italienischer Medien zu Mediaset, die Italiens Regierungschef miteinbeziehen.
Laut der italienischen Tageszeitung «La Repubblica» hat die Mailänder Staatsanwaltschaft Kontakt zur Schweizerischen Bundesanwaltschaft aufgenommen, um die Personen aufzuspüren, die die zehn Bankkonten eröffnet hatten.
Ein elftes Konto soll sich laut italienischen Zeitungen im Fürstentum Liechtenstein befinden.
Insgesamt 140 Mio. Franken in der Schweiz gesperrt
In der Schweiz ist laut Bundesanwaltschaft im Zusammenhang mit der Mediaset-Affäre ein eigenes Verfahren wegen Geldwäscherei eröffnet worden. Bern hat nach eigener Untersuchung drei Mio. Franken gesperrt.
In der Affäre um den Medienkonzern Mediaset hat die Schweizer Justiz zwölf weitere Konten gesperrt, darunter fünf des kalifornischen Filmproduzenten Farouk Agrama.
Die Summe der Gelder auf diesen Konten entspreche, so bestätigt die Bundesanwaltschaft indirekt, in etwa den vom «Corriere della Sera» genannten 140 Mio. Franken.
Bedeutung in der Schweiz bisher nicht bekannt
Mediaset wird von der Fininvest Holding der Berlusconi-Familie kontrolliert.
Somit bestätigte die Bundesanwaltschaft am Mittwoch die vorher in italienischen Medien publizierten Informationen über die Existenz der Konten. Die Bedeutung der in der Schweiz deponierten Gelder war bislang nicht bekannt.
Mediaset verneint jegliche Verbindung
In einer Mitteilung, welche Mediaset am Dienstagabend veröffentlicht hat, wurde jegliche Verbindung mit den verdächtigen Konten verneint.
Der Mailänder Staatsanwalt Fabio De Pasquale präzisierte, dass sich die lombardische Staatsanwaltschaft seit Mai 2002 mit rund zwanzig Rechtshilfegesuchen an die Bundesanwaltschaft in Bern gewandt hat.
Fast allen sei Folge geleistet worden, ergänzte er, einige mit dem Einverständnis der involvierten Parteien, andere nach Entscheiden des Bundesgerichtes.
Mutmasslicher Handel von TV-Rechten
Bei der Affäre Mediaset geht es um mutmassliche fiktive Käufe und Verkäufe von TV-Rechten in den Vereinigten Staaten, welche das private Medienunternehmen getätigt haben soll.
Gemäss De Pasquale konnten mit diesen Operationen wichtige Schwarzgeldkonten im Ausland geäufnet werden. Der Staatsanwalt spricht von einer Summe von 170 Mio. Dollar zwischen 1988 und 1999.
swissinfo und Agenturen
Der italienische Medienkonzern Mediaset befindet sich zu 34,3% im Besitz der Fininvest Holding.
Diese Holding gilt als «Familien-Holding» der Familie Berlusconi.
Sie steht unter dem Vorsitz von Marina Berlusconi, der Tochter des italienischen Premiers und Medienzars Silvio Berlusconi.
Sein Bruder, Pier Silvio, amtet als Vize-Präsident bei Mediaset.
Ende Oktober hat sich ein italienisches Gericht hinter geschlossener Tür getroffen, um über zu entscheiden, ob Premierminister Berlusconi und 13 andere Personen des missbräuchlichen Verhaltens im Fall von Mediaset anzuklagen sei.

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