Pfleger hat insgesamt 27 Tötungen gestanden

Die Todesliste des Innerschweizer Krankenpflegers wird länger. Der 32-Jährige gab zu, neben 9 Frauen im Pflegeheim Eichhof weitere 18 Menschen in den Kantonen Obwalden und Schwyz aus Mitleid getötet zu haben. Dabei setzte er Medikamente ein oder erstickte die Opfer.
Wie Untersuchungsrichter Orvo Nieminen an einer Medienkonferenz in Luzern sagte, waren nach den Geständnissen im Luzerner Pflegeheim Eichhof die Untersuchungen auf die früheren Arbeitsorte des Pflegers in den Kantonen Obwalden und Schwyz ausgedehnt worden.
Sämtliche Todesfälle während der Anstellungszeit des Pflegers wurden näher geprüft. Unter anderem wurden 5 Exhumierungen vorgenommen. Der Angeschuldigte gab in der Folge bei weiteren Befragungen zu, in insgesamt 18 weiteren Fällen Patientinnen beziehungsweise Patienten getötet zu haben.
In 12 Fällen war das Betagtenheim «am Schärme» in Sarnen (OW) betroffen, in je einem Fall die Spitex in Sarnen und die Geriatrie-Abteilung des Kantonsspitals Obwalden in Sarnen. 4 weitere Geständnisse betreffen das Pflegeheim Seematt in Küssnacht am Rigi (SZ). Bezüglich des Pflegeheims Eichhof hielt der Pfleger an seinen bisherigen Angaben fest, 9 Patientinnen getötet zu haben.
Der Pfleger tötete die Patientinnen und Patienten laut Nieminen auf zwei verschiedene Arten. So gab er den Opfern entweder in einem Medizinalbecher eine Überdosis Beruhigungsmittel oder drückte ihnen während längerer Zeit einen zusammengefalteten Plastiksack und ein Tüchlein auf Mund und Nase.
In einzelnen Fällen machte der Pfleger geltend, zuerst das Sedierungsmittel gegeben und danach die Menschen erstickt zu haben. Die Taten erfolgten zwischen dem September 1995 bis Juni 2001.
Mitleid als Motiv
Was das Motiv betrifft, so hielt der Pfleger laut Nieminen an seinen bisherigen Angaben fest, aus «Mitleid, Mitgefühl, Empathie und zur Erlösung der betreffenden Personen» gehandelt zu haben. Zugleich gestand er aber ein, in mehreren Fällen mit der Pflege der jeweiligen Personen überfordert gewesen zu sein.
Zu einzelnen Fällen führte der Pfleger laut Untersuchung aus, nach dem Tod der betreffenden Person erleichtert, irgendwie befreit gewesen zu sein. Laut Nieminen sind weitere Abklärungen im Umfeld des Angeschuldigten notwendig. Dies gelte auch für die Frage des Motivs.
Ausserdem seien die Gutachten des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Zürich ausstehend. Zugleich müsse noch ein psychiatrisches Gutachten über den Pfleger erstellt werden. Ein Abschluss der Untersuchungen sei vorerst nicht absehbar.
Koordinationsstab und Sorgentelefon eingerichtet
Die Obwaldner Regierung äusserte sich in einer Mitteilung «schockiert und zutiefst betroffen». Die Vorfälle könnten nicht in Worte gefasst werden, die schreckliche Tat an den 14 schwer pflegebedürftigen, betagten Menschen sei durch nichts zu rechtfertigen.
Der Obwaldner Landammann Josef Nigg und der Sarner Gemeindepräsident Ludwig Krummenacher hatten am Dienstagmorgen die Angehörigen der Getöteten im Kanton informiert. Ein Koordinationsstab «Betroffenheit Obwalden» wurde eingesetzt und ein Sorgentelefon eingerichtet. Grosse Betroffenheit herrschte auch in Küssnacht am Rigi. Bezirksamtmann Frank Kirchhofer sprach Allen sein Beileid aus.
swissinfo und Agenturen

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