Trend zu weniger Drogenopfern

Die Zahl der Todesfälle wegen einer Überdosis Drogen dürfte im auslaufenden Jahr im Bereich der Vorjahre liegen. Da waren es 194.
Das zeigen die provisorischen Statistiken von Kantonspolizeien. Die meisten Drogentoten zählte 2004 der Kanton Zürich.
Nach einer Umfrage in den Kantonen starben bis Ende November 2004 mindestens 95 Personen an einer Überdosis Drogen. 2003 wurden nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) landesweit 194 Drogentote gemeldet.
Allerdings sind die Statistiken für das Jahr 2004 noch sehr unvollständig. Mehr als einen Trend vermitteln sie nicht.
In Zürich liegen erst die Zahlen für das erste Halbjahr 2004 vor: Der bevölkerungsreichste Kanton registrierte in diesem Zeitraum 23 Drogentote, knapp halb soviel wie 2003, jedoch mehr als Ende November aus den andern Kantonen gemeldet waren.
In Basel-Stadt gab es im vergangenen Jahr 20 und in Basel-Landschaft 5 Drogentote. Bewegen sich die Zahlen aus Zürich und Basel im Rahmen der Vorjahre, dürfte die Gesamtzahl der Drogentoten heuer tiefer liegen als 2003. Seit 1998 schwankt die Zahl für die ganze Schweiz zwischen 210 (1998) und 167 im Jahr 2002.
Rückgang in der Westschweiz
Die Berner Kantonspolizei registrierte bis Ende November dieses Jahres 12 Drogentote. 2003 waren es 14. Sinkende Zahlen gibt es gemäss der provisorischen Bilanz auch in den Kantonen St. Gallen und Thurgau. Einzelne Fälle meldeten Schwyz, Nidwalden und Zug.
Gleiche Zahlen wie in der Vorjahresperiode nannten die Kantone Aargau, Solothurn, Appenzell Ausserrhoden, Graubünden und Luzern. Die Zahl der Todesopfer liegt in diesen Kantonen zwischen zwei und fünf Fällen.
Keine Drogentoten gab es 2004 bisher in Schaffhausen, Glarus, Appenzell Innerrhoden, Obwalden und Uri.
Markant zurückgegangen ist die Zahl der Drogentoten in den Kantonen Genf und Waadt. Neuenburg meldete demgegenüber einen Anstieg von 3 auf 7 Drogenopfer. Das Tessin meldete 4 Fälle gegenüber 2 im Vorjahr.
1992 die meisten Drogentoten
Das BAG registrierte 1992 die bisher meisten Drogentoten, nämlich 419. Markus Jann, Leiter der BAG-Sektion Drogen, spricht von einer positiven Entwicklung.
Anfang der neunziger Jahre habe die Vier-Säulen-Drogenpolitik (Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression) zu greifen begonnen.
Die Konsumbedingungen für Süchtige seien dank der Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sozialarbeit besser geworden. Rechtzeitige Interventions-Möglichkeiten könnten zudem dazu beitragen, Todesfälle wegen Überdosen zu verhindern.
Todesfälle: Heroin, Kokain und Alkohol im Spiel
Ob der erneute Anstieg auf 194 Drogentote von 2003 eine neue Tendenz oder eine statistische Unschärfe darstelle, bleibe zu untersuchen, sagt Jann.
Die Statistik berücksichtige zudem Unfälle und Suizide infolge Drogenkonsums nicht. Auch variiere die Beurteilung der Todesfälle von Kanton zu Kanton.
Sterben Drogenkonsumierende an Überdosen, sind meist Heroin, Kokain und Alkohol – einzeln oder kombiniert – im Spiel. Aus Teilnehmerzahlen von Therapieprogrammen lasse sich zwar schliessen, dass die Zahl der Opiatabhängigen derzeit sinke, sagt Jann. «Das könnte aber ein Wellental sein, denn die Opiat-Weltproduktion steigt.»
swissinfo und Agenturen
2003 gab es in der Schweiz 194 Drogentote.
Die Zahl der Straftaten hat sich 2003 um 8% erhöht. Jugenddelikte nahmen zwar generell ab, zugenommen haben jedoch die Gewaltdelikte von Minderjährigen.
Die meisten Verzeigungen erfolgten wegen Handels mit Kokain, gefolgt von Marihuana und Heroin.
Das Vier-Säulen-Modell der Schweizer Drogenpolitik:
1. Repression und Bekämpfung der Kriminalität
2. Therapie und Rehabilitation
3. Überlebenshilfe und Schadensminderung
4. Prävention

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