Versicherer wehren sich

Nach Diebstählen und Hauseinbrüchen melden die Opfer immer höhere Verluste an. Die Versicherungen wollen nun härter gegen Missbräuche vorgehen.
«Wir zeigen Versicherungs-Betrüger konsequenter an und fordern Geld zurück, wenn wir im Nachhinein merken, dass wir betrogen wurden», sagt Gaspare Nadig, Pressesprecher der Schweizer Mobiliar.
Seit über zehn Jahren sei die Anzahl Betrugsfälle zwar konstant geblieben, die angegebenen Schadenssummen aber laufend gestiegen.
Landesweit ergibt sich laut Schätzungen der Mobiliar und der Winterthur Versicherungen für den ganzen Versicherungsmarkt jedes Jahr eine Betrugssumme von einigen hundert Millionen Franken. Beide Versicherer unterhalten je eine Fachstelle zur Bekämpfung von Missbrauch.
Kavaliersdelikt
Häufigster Fall von Versicherungsbetrug sind überhöhte Forderungen nach tatsächlich eingetretenen Schäden – in allen Branchen, nicht nur in der Hausratversicherung, wie Winterhur-Sprecherin Renata Tschudi betont. «Oft gilt dies noch als Kavaliersdelikt», erklärt Mobiliar-Sprecher Nadig. Ob heute grundsätzlich mehr betrogen werde, können die beiden nicht sagen.
Klar sei, dass der Kostendruck gestiegen sei und man auch deshalb härter vorgehe. Härter heisst bei beiden Versicherern: Noch mehr auf Belege und Zertifikate beharren, sie auf Fälschungen hin überprüfen, genauere Interviews führen und verstärkt mit anderen Versicherungen, der Polizei und der Justiz zusammenarbeiten.
Komische Schilderungen
Verdacht schöpfe man bei auffällig häufigen Anzeigen, vielen Versicherungswechseln, gefälschten Belegen und bei «komischen Schilderungen des Sachverhalts», wie es Nadig nennt.
Dazu kommt Urs Siegenthaler vom Schweizerischen Versicherungsverband (SVV) die Geschichte des Mannes in den Sinn, der mit seinem Auto ins Ausland fuhr und es nach der Rückreise als gestohlen meldete. Dummerweise hatte er den Rückflug in die Schweiz schon zum Voraus gebucht und sich damit verdächtig gemacht.
Gefühlssache
Letztlich spiele das Vertrauensverhältnis zum Kunden weiterhin eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, aktiv nachzuforschen oder eben nicht nachzuforschen. Ebenso wichtig sei das subjektive Empfinden, Gefühl und Erfahrung.
«Es gibt unter den Versicherungs-Betrügern regelrechte Profis», sagt Nadig. Einer ihrer Tricks sei etwa das Provozieren von Auffahrtkollisionen. Überhaupt scheinen Autos für Versicherungsbetrug beliebt. Die Winterthur geht davon aus, dass jedes fünfte als gestohlen gemeldete Auto ein Missbrauch ist.
«Pro Jahr decken wir rund 100 fingierte Diebstähle mit einer Gesamtdeliktsumme von 2,4 Mio. Franken auf», sagt Tschudi. Die Dunkelziffer sei aber im ganzen Versicherungswesen hoch. Übergreifende Statistiken fehlen. «Betrug ist halt leider Teil des Geschäfts», bringt sie esauf den Punkt.
swissinfo und Agenturen

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