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Basel im Fasnachtsfieber

Mit Laternen, Trommeln und Piccolo ziehen die Cliquen durch die Gassen. swissinfo.ch

Punkt 4 Uhr früh hat in Basel die wichtigste Woche des Jahres begonnen: die Basler Fasnacht. Zehntausende von Schaulustigen waren in den Strassen, als es hiess: "Morgestraich - vorwärts marsch!".

Die Narrentage am Rheinknie laufen dieses Jahr unter dem Motto “mir spiile us” (wir spielen aus) – nicht etwa in Anspielung an die Euro 2008, sondern an die Verspieltheit der Basler Fasnacht.

Das Wetter war 0 Grad kalt und trocken, als im Zentrum der Altstadt die öffentliche Beleuchtung erlosch und die Strassen nur noch von den Laternen der Cliquenzüge erhellt wurden. Die Tambourmajore riefen “Morgestraich – vorwärts marsch!”, und von zahllosen Trommeln und Piccolos erklang der “Morgestraich”-Marsch.

Die Cliquen folgten ihren Laternen, blieben in der riesigen Menschenmenge in den Strassen und Gassen aber auch immer wieder stecken. Am Morgenstreich präsentieren sie sich zumeist “im Charivari”: Alle tragen ein individuelles Kostüm. Die Laternen aber zeigen schon die Sujets, die am Cortège vom Nachmittag ausgespielt werden.

“Mir spiile us”

“Mir spiile us” heisst sinnigerweise das Motto, unter das das Fasnachts-Comité die Fasnacht 2008 gestellt hat. Bei den Sujets der Cliquen steht der in Basel immer wieder aufflackernde Streit um Lärm von Kultur- und anderen Veranstaltungen zuoberst. Aber auch die “Schafplakate” der SVP, der Klimawandel und die Bundesfeier auf dem Rütli gehören dazu.

Rund 100 Sujets gibt’s laut dem Comité in diesem Jahr. 485 Gruppen nehmen an der offiziellen Strassenfasnacht teil, hinzu kommen viele “Wilde”: Das Fasnachts-Comité rechnete im Vorfeld mit rund 12’000 aktiv Teilnehmenden: Tambouren, Pfeifer, Vorträbler, Einzelmasken, Fasnächtler auf Wagen oder in Guggenmusiken.

Am Morgenstreich kamen zudem Tausende von Schaulustigen aus der Region sowie dem In- und Ausland hinzu; allein die SBB bot nach Mitternacht zehn Extrazüge an, unter anderem ab Zürich, Bern und Luzern. Viele Touristen kamen auch mit Reisecars.

Mit Bruder Fritschi

Angekündigt war auch Bruder Fritschi aus Luzern: Basler hatten am 26. Januar – zur Erinnerung an ein ähnliches Ereignis vor 500 Jahren – den Luzernern deren fasnächtliche Identifikationsfigur geraubt. Die Luzerner wollen ihn angeblich erst am 20. September zurückholen, was in der Zwischenzeit allerhand Gelegenheit zu Festivitäten gibt.

swissinfo und Agenturen

Fasnacht soll aus einem altgermanischen Opferfest entstanden sein, bei dem man festliche Umzüge hielt.

Das Christentum verwandelte dieses heidnische Fest in ein kirchliches und bezog es aufs Fasten.

So entstand die Fasnacht oder Fastnacht, die letzte Nacht vor dem Fasten.

Gemäss einigen historischen Dokumenten versuchten unsere vorchristlichen Ahnen so vegetations- und menschenfeindliche Dämonen zu bannen.

Man war damals der Meinung, der Dämon werde vor dem gleichen Gesicht, das er in der Larve findet, fliehen.

Wieder andere Quellen sehen in der Fasnacht auch einen Ausdruck der Freude über das Weichen des Winters und das Kommen des Frühlings.

Die Basler Fasnacht dauert vom Montag, 11. Februar 2008 um 04.00 Uhr bis 04.00 Uhr am 14. 2.

In Luzern, Solothurn, Bern, Payerne (Brandons) und Bellinzona (Rabadan) ist die Fasnachtszeit bereits vorbei.

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