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Adolf Ogi mit Menschenrechtspreis geehrt

Adolf Ogi als UNO-Sonderbeauftragter für Sport am Jugendcamp "Play for peace" in Trogen. Keystone

Alt Bundesrat Adolf Ogi hat den Menschenrechts-Preis der Schweizer Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte erhalten.

Ogi, heute UNO-Sonderbotschafter für Sport, wurde mit dem Preis für seinen weltweiten Einsatz, die Jugend zum friedlichen und fairen Sport zu führen, ausgezeichnet.

Adolf Ogi leiste durch seine Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Friedens in der Welt im Sinne der UNO-Menschenrechts-Erklärung von 1948, heisst es in der Würdigung.

Die Laudatio in Bern hielt Ernst Mühlemann, ehemaliger Nationalrat der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) und IGFM-Mitglied, der oft als Schattenminister der Schweiz bezeichnet wurde. Mühlemann und Ogi waren politische “Weggefährten”. Zum ersten Mal trafen sie sich – wie das in der Schweiz häufig der Fall war und ist – im Militär.

swissinfo: Ernst Mühlemann – Alt Bundesrat Adolf Ogi hat den IGFM-Menschenrechtspreis erhalten.

Ernst Mühlemann: Ja, die Schweiz ist wohl eine der ältesten Demokratien der Welt. Sie beansprucht auch punkto Menschen- und Freiheitsrechte eine Vorreiterrolle.

Aber es gibt wenig Schweizer Diplomaten, die diesbezüglich in Erscheinung treten und die man im Ausland kennt. Adolf Ogi ist einer dieser wenigen.

Er setzt sich mit seinem UNO-Mandat nicht einfach für Sport ein, sondern eben auch für Frieden und Gerechtigkeit. Letztlich also für demokratische Grundwerte. Deshalb wurde er geehrt.

swissinfo: In welchem Zusammenhang stehten die Arbeit und der Mensch Adolf Ogi mit den Menschenrechten?

E.M.: Er war ein Bundesrat, der direkt aus dem Volk kam. Er wurde nicht durch irgend eine bevorzugte Stellung in die politische Laufbahn gehisst, gehörte keiner Gruppe von auserwählten Personen an.

Er war und ist kein Vertreter einer Oligarchie und musste sich aus eigener Kraft hocharbeiten. Deshalb ist er bis heute ein Mensch mit viel Bürgernähe geblieben.

Das alles ist bewundernswert und zeigt, dass ein Mensch Freiraum braucht. Um zum persönlichen Glück zu kommen, braucht es die Menschenrechte.

swissinfo: Sie sind ein politischer Weggefährte von Adolf Ogi, kennen ihn als Nationalrat und als Bundesrat und jetzt als UNO-Sonderbeauftragter. Hat Ogi auch gelebt, was er jetzt vermittelt?

Erstmals bin ich mit Adolf Ogi im Militär zusammengetroffen. Dort habe ich ihn als realistischen, sachbezogenen und klugen Mann kennen gelernt.

Auch als Nationalrat der Schweizerischen Volkspartei (SVP) und deren Präsident kämpfte er für Freiheit und Freiraum des einzelnen Menschen. Diese unabdingbaren Werte hat Ogi immer hoch gehalten und geschätzt. Auch als Mitglied der Regierung war und blieb er ein liberaler Geist.

swissinfo: Denken Sie, dass diese Vermittlung von Sport, wie sie Ogi betreibt, als Türöffner zu mehr Menschenrechten taugt?

E.M.: Überall in der Welt werden die Menschenrechte immer noch mit Füssen getreten. Sport bietet tatsächlich die Chance, zu zeigen, dass alle Menschen gleiche Rechte haben, oder wie Teams gebildet werden und welche Verantwortung dem Einzelnen daraus erwächst.

Sport fördert die Gemeinschaft, er zeigt den Fairplay-Gedanken auf. Ohne all diese Werte ist eine freiheitliche Gesellschaft nicht denkbar. Adolf Ogi setzt sich dafür ein.

swissinfo: Kennt er auch die unschöne Seite des Sportes? Er war ja selber im Spitzensport tätig?

Ja natürlich sieht er auch, dass Sport auch Gefahr läuft in Fanatismus abzugleiten. Er ist ein Mann, der als Schiedsrichter durch die Welt reist.

Die Schweiz gilt immer noch als neutrales Land. Deshalb wird Ogi respektiert. Weil er gleichsam als Mann auftreten kann, der Notfalls die gelbe Karte zückt oder – wenn es sein muss – gar die rote.

swissinfo-Interview, Urs Maurer

Adolf Ogi wurde 1975 Direktor der Schweizerischen Skiverbandes.
1979 Wahl in den Nationalrat.
Von 1988 bis 2000 war Ogi Mitglied der Schweizer Regierung (Bundesrat).
Nach seinem Rücktritt übernahm er bei der UNO ein Mandat als Sonderberater für “Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden”.
Ernst Mühlemann war von 1983 bis 1999 Mitglied des Nationalrates.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) ist – nach eigenen Angeben – eine humanitäre Bürgerbewegung. Sie wurde 1972 in Frankfurt als “Gesellschaft für Menschenrechte” gegründet. Weltweit hat sie rund 35’000 Mitglieder.

Die Schweizer Sektion wurde 1982 gegründet und hat rund 300 Mitglieder. Der Menschenrechtspreis wird in der Schweiz alle 2 Jahre vergeben.

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