Bundesamt für Flüchtlinge registrierte 1999 Rekordzahl an Asylgesuchen
Mit 46’068 haben letztes Jahr in der Schweiz so viel Menschen wie noch nie zuvor in der Schweiz Zuflucht gesucht, dies vor allem wegen der Krise im Kosovo. Nach der Nato-Intervention schwächte sich der Zustrom ab.
Über 46’000 Menschen haben letztes Jahr in der Schweiz um Asyl ersucht. Hauptgrund für die Rekordzahl ist der Kosovo-Krieg. Nach dem Einmarsch der Nato ging die Zahl der Gesuche rapid zurück. Insgesamt hat die Schweiz gemäss BFF als Asylland in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen – wegen des Abseitsstehens bei der EU.
1999 war für die Asylbehörden ein wildes und unberechenbares Jahr, wie Roger Schneeberger, Sprecher des Bundesamtes für Flüchtlinge (BFF), am Freitag (14.01.) bei der Bekanntgabe der Asylbilanz 1999 sagte. Die Entwicklung war eine Folge des Kosovo-Konflikts. Rund 63 Prozent der Gesuche stammten von Menschen aus der ehemaligen Bundesrepublik Jugoslawien (BRJ). Schneeberger sprach von der grössten Zahl von Asyl Suchenden, seit diese in der Schweiz registriert würden.
Die Zusammenarbeit im Flüchtlingsbereich mit dem Militär, den Kantonen und den Hilfswerken habe trotz viel Improvisation recht gut gespielt. «Wir haben die Kosovo-Krise anständig gemeistert», sagte er. Für das laufende Jahr geht das BFF von 28’000 Asylsuchenden aus.
Gesamthaft wurden 46’068 Asylgesuche registriert, 11,5 Prozent mehr als 1998. Auffallend war die schwankende Entwicklung. Von Januar bis April ging die Gesuchszahl von 4’175 auf 3’405 zurück, um dann innert zwei Monaten auf 9’580 im Juni anzusteigen. Noch schneller entspannte sich die Lage. Im August waren es nur noch 2’962 Gesuche, im Oktober 1’849. Nach einem leichten Anstieg im November wurden im Dezember noch 1’489 Gesuche registriert, laut Schneeberger die tiefste Zahl seit Februar 1997.
47’264 Gesuche wurden im Verlauf des Jahres erledigt. 5,7 Prozent wurden anerkannt. Die gegenüber dem Vorjahr markant tiefere Quote begründete Schneeberger damit, dass nur sehr wenige Kosovo-Flüchtlinge Asyl erhielten. Insgesamt verliessen 31’154 Asylsuchende die Schweiz, sei dies freiwillig nach abgewiesenem Asylgesuch, zwangsweise oder weil sie mit unbekanntem Aufenthaltsort untertauchten. Die Zahl der Personen im Asylbereich erhöhte sich innert des Jahres um 16’000 auf 171’223 per Ende Dezember. Der Trend zu immer mehr Flüchtlingen in der Schweiz ist laut Schneeberger dank der Rückkehr in den Kosovo bereits gebrochen. Denn im August betrug der Bestand noch über 182’000. In den nächsten Jahren dürfte er nach Schneeberger um 5’000 bis 10’000 pro Jahr abnehmen.
GUS-Staaten immer wichtigere Fluchtregion
Wird die Krisenregion ausgeklammert, so lag die Zahl der Asylgesuche letztes Jahr 17’155 deutlich unter jener des Jahres 1998 mit 20’906. Wichtigstes Herkunftsland ist Irak (1’658) vor Sri Lanka (1’487) und der Türkei (1’487). Punkto Herkunft immer wichtiger werden laut Schneeberger die GUS-Staaten. Kamen früher von dort erst ein paar Dutzend Flüchtlinge in die Schweiz, sind es inzwischen gegen 3’000 jährlich.
Schweiz einzige Alternative zu EU in Europa
Unabhängig vom Kosovo-Konflikt sieht das BFF im langjährigen Verlauf eine deutliche Zunahme der Asylgesuche und im internationalen Vergleich eine wachsende Bedeutung der Schweiz als Asylland. «Das Erstasylabkommen von Dublin beginnt zu spielen», stellte der BFF-Sprecher fest. Die Attraktivität der Schweiz beruhe nicht darauf, dass ihre Fürsorgeleistungen besser wären, sondern auf dem Abseitsstehen von der EU. Asyl Suchenden bleibe nur die Schweiz, wenn sie in einem EU-Land keine Aufnahme fänden. Denn eine Abweisung in einem EU-Land gilt als Abweisung für sämtliche EU-Staaten.
SRI und Agenturen

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