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Der Salon du Livre in Genf wird 20

Im Banne des Buches: Publikum am Salon de Livres in Genf. swissinfo.ch

Die Genfer Buchmesse ist am Donnerstag eröffnet worden. Bücher von rund 300 Ausstellern locken jedes Jahr 100'000 Besucherinnen und Besucher an.

Chef und Gründer Pierre-Marcel-Favre blickt auf Vergangenheit und Gegenwart des Anlasses zurück.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Salon international du Livre et de la Presse, wie er genau heisst, stehen der russische Maler Marc Chagall, Algerien, Afrika und die Franche-Comté, eine Region in Frankreich.

In den 20 Jahren seines Bestehens hat sich der Anlass einen festen Platz im Frühlingskalender der Westschweiz erobert. Es gab aber auch einen grossen Rückschläge: 2003 lancierte Basel seine eigene Messe, die BuchBasel. Seither ist die Deutschschweiz in Genf nur noch schwach vertreten.

Fokus auf Frauenbilder…

Dieses Jahr stehen zwei Themen im Mittelpunkt: Frauen sowie der Süden. Die Ausstellung “Chagall und die Frauen” umfasst 120 Lithografien und ein knappes Dutzend Gouachen. Die Werke zeigen die ätherische Figur und Silhouette von Bella, der ersten Frau des Malers.

Der Süden präsentiert sich am Salon africain, der in Genf zum dritten Mal stattfindet. Unterstützt wird das Projekt von der Direktion für Entwicklung uns Zusammenarbeit der Schweizer Regierung (DEZA). Ehrengast ist Algerien.

… und Algerien

“Algerien ist ein grosses Land, das, man vergisst es oft, kaum eine Flugstunde entfernt ist”, sagt Pierre-Marcel Favre.

Es sei vom Tourismus nur wenig berührt und relativ isoliert, habe aber wunderbare Orte aufzuweisen. “Und grosse Autoren. Wir wollen Gelegenheit bieten, das Land, seine Kultur und Schriftsteller zu entdecken”, so der Messeleiter.

Salon der Diskussionen

Zum Salon du Livre gehören nicht nur Bücher allein, sondern auch lebendige Diskussionen, wie Favre hervorhebt. Kaum vorstellbar, dass beispielsweise die Affäre um die Mohamed-Zeichnungen in Genf kein Thema sein werden.

Platz für angeregte Debatten bieten die Stände der vertretenen Zeitungen und natürlich das ‘Grand café littéraire’, aber auch zehn eigens dafür vorgesehene Nischen. “Es geht aber nicht darum, eine alte Debatte wieder aufzuwärmen”, stellt Favre klar.

Keine Würdigung in der Schweiz

Der Waadtländer Verleger gründete den Salon du Livre im Jahre 1987. “Nachdem ich überall Messen und Anlässe rund um das Buch besucht hatte, bemerkte ich, dass die ganze Welt das Buch feiert, nur die Schweiz nicht.”

Dabei verfüge die Schweiz über einen sehr hohen Anteil an regelmässigen Leserinnen und Lesern. “In der Westschweiz haben wir noch 15 Tageszeitungen, hervorragende Bibliotheken und rund 100 Verleger”, streicht Favre heraus.

Mauern überspringen oder einreissen

Die Kontinuität und der Publikumandrang bezeugen den Erfolg der Veranstaltung. Der kam aber nicht von ungefähr. Pierre-Marcel Favre spricht von Mauern, gegen die er anzukämpfen hatte. “Mauern sind da, um sie zu überwinden oder abzureissen”, philosophiert er.

swissinfo, Bernard Léchot, Genf

Der Genfer Salon du Livre wurde 1987 vom Waadtländer Verleger Pierre-Marcel Favre gergündet.

In den Palexpo-Hallen stellen heute auf 30’000 m2 rund 300 Aussteller ihre Bücher, Magazine, Zeitungen etc. aus. Zwischen 110’000 und 130’000 Menschen besuchen jährlich die Messe.

Seit 2003 organisiert Basel eine eigene Buchmesse, die “Buchbasel”. Damit wurden die Pläne Pierre-Marcel Favres durchkreuzt, die Mehrsprachigkeit als Besonderheit der Genfer Messe zu etablieren.

Zum 20-jährigen Jubiläum erscheint der Band “20 ans du Salon du Livre et de la presse” (in der Ed. Favre). Er enthält Texte von 20 Autoren und Autorinnen aus der Romandie.

Der 20. Salon international du Livre et de la Presse findet vom 27. April bis 1. Mai in Genf statt.
In dessen Rahmen finden mehrere Sonderausstellungen und –veranstaltungen statt.
Ehrengast sind Algerien und die Franche-Comté.
Ausstellungen: 100 Jahre Robert Hainard – 100 Jahre Natur in Genf, Ramuz Cinéma, Swiss Press Photo 2005, Comics aus Belgien.

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