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Der Schweizer Patron blickt auf die neue Ski-Saison

Schaut der Saison 2004 gelassen entgegen: FIS-Präsident Gian Franco Kasper. Keystone

Die neue Ski-Saison beginnt Ende Oktober mit einem Riesenslalom im österreichischen Sölden.

Im Vorfeld dieses wichtigen Termins hat der FIS-Präsident, der Schweizer Gian Franco Kasper, swissinfo in seinem Hauptquartier im bernischen Oberhofen zu einem Gespräch empfangen.

Von seinem verglasten Büro am Ufer des Thunersees geniesst Gian Franco Kasper eine grossartige Sicht auf die berühmten Berge Eiger, Mönch und Jungfrau.

Der Bündner, der im Mai 1998 in Prag zum Präsidenten der FIS gewählt wurde, kann gelassen auf die kommende Saison schauen. Den Winter prägen wird die Skispring-Weltmeisterschaft im slowenischen Planica. Alles ist gut vorbereitet. – Ein Treffen mit dem obersten Verantwortlichen:

swissinfo: Welche Bilanz ziehen Sie aus fünf Jahren an der Spitze der FIS?

Gian Franco Kasper: Wir haben viele neue Wettbewerbs-Formate eingeführt. Beim Alpin-Ski ebenso wie beim Langlauf und beim Ski nordisch. Ich denke da an die veränderte Start-Reihenfolge bei der Abfahrt und beim Super-G oder die Massenstarts und den Sprint im Langlauf.

Weiter haben wir unsere Strukturen vollständig professionalisiert. Das war notwendig, weil die Athleten – und auch die Medien – das schon lange vor uns waren. Das heisst, es sind jetzt nicht mehr Amateure an den Austragungs-Orten, welche die Rennen organisieren, sondern Profis, die von Anlass zu Anlass reisen. Das gibt uns Beständigkeit.

Wir versuchen, ständig kleine Korrekturen und Verbesserungen anzubringen, um den Ski-Sport an unsere moderne Zeit anzupassen. Diese ständigen Anpassungen sind uns lieber als eine brutale Revolution.

In der Vergangenheit verfolgten Sie das Projekt eines FIS-eigenen Fernsehens. Was ist daraus geworden?

Das Projekt existiert noch. Aber wir mussten unsere Ansprüche reduzieren wegen der Probleme, in welche Medienkonzerne wie die Kirch Gruppe schlitterten.

Heute sind wir in fortgeschrittenen Verhandlungen mit einer bestehenden Fernseh-Station, um einen Kanal zu schaffen, der sich im Winter voll und ganz dem Ski-Sport widmen würde. Aber spruchreif ist die Sache noch nicht.

Und bis zu den Weltmeisterschaften im Jahr 2009 haben wir den weltweiten Vertrag mit Eurovision. Das heisst, wir können der Zukunft finanziell gesichert entgegen schauen. Das gibt auch den Sponsoren Sicherheit.

Die grösste Herausforderung auf der Ebene des Fernsehens ist es, die verschiedenen Wettkämpfe besser zu koordinieren. Sonst konkurrenzieren wir uns selber. So findet Ski-Springen am Abend statt und zwischen einzelnen Läufen im Alpin-Ski wollen wir den Unterbruch auf eine Viertelstunde reduzieren.

Und das Internet?

Wir haben gegenwärtig nicht die Absicht, unser bestehendes Angebot weiter auszubauen. Die Idee, die bestehenden Informationen mit Bildern anzureichern, ist nicht mehr aktuell.

Hingegen werden wir wahrscheinlich stärker auf den Ablauf der Wettkämpfe fokussieren. Unsere Erfahrungen zeigen, dass viele Internet-Nutzer einloggen, um den Wettkampf direkt zu verfolgen (one to one).

Das heisst, sie verfolgen den Lauf an Hand einer Stoppuhr. Eine Möglichkeit das auszubauen wäre, eine virtuelle Fahrstrecke zu zeigen, wo ein Punkt den Skifahrer symbolisiert.

Die Ski-Saison beginnt bald auf dem österreichischen Gletscher von Sölden. Ist dieser Anlass besonders wichtig?

Ja. Seit fünf Jahren können wir so den Weltcup optimal eröffnen. Dieses Jahr, nach diesem enorm trockenen Sommer, ist Lage noch etwas heikel. Es hat noch nicht genug Schnee auf dem Gletscher. Und auf Eis können die Rennen nicht stattfinden.

Aber die wirklichen Medien-Anlässe – unsere Showcases – bleiben die Olympischen Spiele und die Weltmeisterschaften.

Wie beurteilen Sie die Weltmeisterschaften vom letzten Jahr in St. Moritz?

Ganz einfach perfekt. Ich sage das nicht, weil ich von dort komme, aber weil einfach alle Elemente perfekt zusammen gepasst haben. Ich hoffe sehr, dass es in Bormio im Jahr 2006 ebenso gut klappen wird. (Anm. d. Red: Nach dem Erfolg und dem Gewinn von einer halben Million Franken positioniert sich St. Moritz für die Weltmeisterschaften 2013.)

Solche Treffen sind sehr wichtig für unsere Entwicklung. Insbesondere Asien mit dem sich öffnenden chinesischen Markt dürfte in naher Zukunft explodieren.

Unser Verband, der bereits 102 Nationen umfasst, sollte noch vergrössert werden. Der Irak hat übrigens soeben seinen offiziellen Aufnahme-Antrag gestellt.

Sprechen wir zum Schluss noch über Doping, das neben andern Sportarten auch den Ski-Sport belastet. Was unternimmt die FIS dagegen?

Wir haben keine allzu grossen Sorgen beim Alpin-Ski, dem Freestyle und dem Ski-Springen. Aber die Fälle beim Langlauf an den Olympischen Spielen hätten diese Disziplin zerstören können.

Als Verband versuchen wir alles zu machen, um die Athletinnen und Athleten positiv zu beeinflussen und die Kontrollen zu vervielfachen. Hier arbeiten wir sehr eng mit der internationalen Anti-Doping-Agentur (AMA) zusammen. Diesen Winter werden wir über eine Million Franken investieren, um diesem Problem entgegenzuwirken.

Aber wir können uns nichts vormachen: Der Kampf gegen Doping ist noch lange nicht beendet. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, auch wenn es sehr kostspielig wird, da fast jeder Fall vor Gericht endet.

swissinfo, Mathias Froidevaux
(Übertragen aus dem Französischen: Philippe Kropf)

Der Schweizer Gian Franco Kasper ist seit 1998 Präsident des Internationalen Ski Verbands (FIS).
Die FIS umfasst 102 Länder. Das jährliche Budget beträgt 40 Mio. Franken.

Der Alpin-Ski Weltcup wird am Wochenende des 25. Oktobers im österreichischen Sölden eröffnet.

Gian Franco Kasper, 1944 in St. Moritz geboren, ist seit 1998 FIS-Präsident. Er löste damit den Schweizer Marc Hodler ab.

Vor seiner Berufung war er 23 Jahre lang Generalsekretär der FIS, von 1975 bis 1998.

Während den Olympischen Spielen in Sidney im Jahr 2000 wurde er zum Mitglied des Olympischen Komitees (IOC) gewählt.

Seit Januar 2003 ist Kasper auch Exekutiv-Mitglied der internationalen Anti-Doping-Agentur (AMA).

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