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Die 39. Solothurner Filmtage in groben Linien

Filmvorführung im Landhaus, dem Mittelpunkt des Festivals. swissinfo.ch

Vom 19. bis zum 25. Januar finden die 39. Solothurner Filmtage statt.

Sie sind nicht nur das traditionelle “Schaufenster des Schweizer Films”, sie sind auch ein Treffpunkt zum Gedankenaustausch.

In Solothurn wird die helvetische Produktion des abgelaufenen Jahres gezeigt, im weitesten Sinn des Wortes: Spielfilme, Dokumentarfilme, Zeichentrickfilme, Kurzfilme … und, als Premiere, sogar Auftrags- und Werbefilme!

Was die Landesproduktion angeht, ist in Solothurn also viel Interessantes zu sehen. Auch das Fernsehen ist sehr präsent, denn der Schweizer Film lebt weitgehend dank der Unterstützung der SRG SSR idée suisse. Die Grenze zwischen dem Fernsehfilm und den Fernsehkoproduktionen wird immer schmäler.

Hommages

Im Film sind, mehr als bei jeder anderen Kunst, die Hommages wichtig. Dieses Jahr werden Persönlichkeiten geehrt, die 2003 gestorben sind, darunter der Mitbegründer der Filmtage, Stephan Portmann, und der Kritiker Martin Schaub.

Aber die wichtigste Ehrung gilt einem, der noch unter den Lebenden weilt, dessen Schnauzbart grösser und dessen Stimme dröhnender scheint denn je: Dem Westschweizer Komiker Jean-Luc Bideau, von dem mehrere Filme aus den 70er Jahren wieder gezeigt werden.

Öffnung und Austausch

Solothurn ist sicher ein sehr schweizerischer Anlass. Aber dank einem Programm mit internationalen Kurzfilmen sind auch junge Talente von anderswo zu entdecken.

Und nach dem kanadischen Quebec und Belgien ist diesmal Polen Ehrengast an den Filmtagen. Seit der Öffnung dieses Landes gegen Westen und kurz vor seinem Beitritt zur Europäischen Union durchlebt Polen – und damit sein Filmschaffen – eine turbulente Zeit.

Dies kann an den Filmtagen in Solothurn auf der Leinwand miterlebt werden. Ferner werden, wie in der kleinen Deutschschweizer Stadt üblich geworden, viele Diskussionen und Kolloquien durchgeführt.

In diesem Zusammenhang hat Micha Schiwow, der Direktor von Swiss Films, einen Wunsch: “Ich möchte, dass Solothurn seinen Platz wiederfindet, als Schmelztiegel, als Ort, wo diskutiert werden kann, wo die Filmschaffenden das Publikum wie auch ihre Kolleginnen und Kollegen treffen können und wo die drei Sprachregionen sich kreuzen. Der Aspekt des Dialogs ist mir wichtiger als jener des Festivals.”

Ist der Dialog denn verloren gegangen oder verdünnt worden? “In den letzten Jahren hat sich Solothurn eher in Richtung Festival entwickelt, und das ist etwas gefährlich. Als Festival kann es neben Locarno und ähnlichen Anlässen im Ausland nicht bestehen. Als Treffpunkt jedoch hat es einen Platz, den ihm niemand streitig machen kann”, so Schiwow.

Schweizer Filmpreis

Am Rande des Anlasses in Solothurn wird am 21. Januar auch der Schweizer Filmpreis verliehen.

Neu sind dieses Jahr höhere Preissummen und zum Teil andere Kategorien. “Bester Spielfilm”, “Bester Dokumentarfilm” und “Bester Kurzfilm” bleiben, aber die Preise für “Beste Darstellerin” beziehungsweise “Bester Darsteller” wurden ersetzt durch die zwei geschlechtsneutralen Kategorien “Beste Hauptrolle” und “Beste Nebenrolle”.

Ebenfalls neu ist ein “Preis der Jury”. Die Jury wird dieses Jahr vom grossen Sänger Stephan Eicher präsidiert.

Jede Preisverleihung löst Kontroversen aus. Dieses Jahr dreht diese sich um die Deutschschweizer Komödie “Achtung, fertig, Charlie!” von Mike Eschmann, welche bereits für die Kategorie “Bester Spielfilm” nominiert ist.

Zwar hat “Achtung, fertig, Charlie!” ganze Heerscharen ins Kino gelockt (über 500’000 Eintritte), aber nicht unbedingt wegen seiner künstlerischen oder kulturellen Qualitäten.

Kurz, ist es richtig, die grosse Komödie neben “Au sud des nuages” von Jean-François Amiguet, “Des épaules solides” von Ursula Meier, “Little Girl Blue” von Anna Luif und “Mein Name ist Bach” von Dominique de Rivaz zu stellen? Die Antwort wissen wir am 21. Januar.

swissinfo, Bernard Léchot
(Übertragung aus dem Französischen: Charlotte Egger)

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