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Die Entschuldigung im Wortlaut

In grossen weissen Lettern auf rotem Grund prangt das Wort "Entschuldigung" auf dem Titel des "SonntagBlick". Verleger Michael Ringier entschuldigt sich bei der Leserschaft mit folgenden Worten:

Liebe Leserinnen und Leser

Fehler passieren. Sie zu beheben, dauert manchmal länger. Eigene Fehlleistungen haben wir – sicherlich zu spät – in den letzten Tagen aufgeklärt und daraus die Konsequenzen gezogen. Wir sind bei unserer Aufarbeitung auf Tatsachen gestossen, die wir nicht akzeptieren können.

So hat sich erstens herausgestellt, dass Djamile Rowe ein Informationshonorar von 10 000 Euro bekommen hat. Zweitens musste die oberste Konzernspitze zur Kenntnis nehmen, dass Fotos von Frau Rowe unter einem Vorwand beschafft worden sind.

Beide Vorfälle stellen Verstösse gegen die journalistische Sorgfaltspflicht dar, die wir im Hause Ringier nicht dulden können. Dafür möchte ich mich auch im Namen der Redaktion bei unseren geschätzten Leserinnen und Lesern entschuldigen. Deswegen habe ich den Rücktritt von zwei Verantwortlichen sofort akzeptiert.

Auch Herrn Dr. Thomas Borer und seiner Frau stand eine Entschuldigung zu. Sie haben beide Ungemach erlitten, was ich bedaure. Wir haben uns bei ihnen entschuldigt. Ringier hatte sich wohl zu sehr auf die eidesstattliche Aussage von Frau Rowe verlassen, welche bekanntlich von ihr vor kurzem in der gleichen Form widerrufen wurde. Dies war ein Fehler.

Wir haben uns auch verpflichtet, für den finanziellen Schaden, welcher dem Ehepaar Borer-Fielding entstanden ist, aufzukommen. In langen Gesprächen konnte auf dieser Basis eine einvernehmliche Lösung im Interesse aller Beteiligten gefunden werden. Auf langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen wurde damit verzichtet.

Mit Geld lässt sich vieles, aber nicht alles wieder gutmachen. Wir wissen das und wollen deshalb aus der Angelegenheit auch unsere Lehren ziehen. Im Wettbewerb um Aufmerksamkeit droht gutes journalistisches Handwerk verdrängt zu werden. Dieser Gefahr wollen wir mit erhöhter Wachsamkeit und mit Sorgfalt begegnen. Auch dem Boulevardjournalismus sind Leitplanken gesetzt, die er nicht übersehen darf.

Eine Rückbesinnung auf Grundwerte des Anstandes und der Fairness ist notwendig. Sie hat mit den bereits getroffenen Massnahmen begonnen und wird im Hause Ringier konsequent weiterverfolgt.

Nicht zum Nachteil der Attraktivität unserer Zeitungen. Wohl aber zum Vorteil unserer eigenen Glaubwürdigkeit.

Mit freundlichen Grüssen, Michael Ringier

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