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Europa-Befürworter zeichnen Dick Marty aus

Dick Marty im Europarat. Keystone Archive

Der Tessiner Ständerat Dick Marty ist am Samstag mit dem "Europa Preis 2007" der Neuen Europäischen Bewegung (NEBS) ausgezeichnet worden. Zum ersten Mal wurde er Preisträger im Internet auserkoren.

Gewürdigt wurde damit Martys Einsatz als Berichterstatter des Europarates über die Aktivitäten des US-Geheimdienstes CIA in Europa.

Der Preis wurde Dick Marty an der Generalversammlung der Neuen Europäischen Bewegung (NEBS) in Bern verliehen. Die NEBS ist der Ansicht, Marty habe sich mit seinem Einsatz vehement für die Einhaltung der europäischen Werte eingesetzt.

Der Preis wird anlässlich des Europatages am 5. Mai an Persönlichkeiten aus der Schweiz verliehen, sie sich besonders für die Verbreitung der Idee der Europäischen Integration oder der Europäischen Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Achtung der Menschenrechte einsetzen, wie Nebs mitteilte.

Die Wahl erfolgte erstmals nicht durch eine Jury, sondern durch die Besucherinnen und Besucher der Internet-Seite www.europa.ch. Marty erhielt 70 Prozent der abgegebenen Stimmen.

CIA-Affäre ins Rollen gebracht

Die fundamentalen Prinzipien der Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit dürften im Kampf gegen den Terrorismus nicht geopfert werden, hiess es in der Pressemitteilung. Marty hatte mit seinen Ermittlungen die CIA-Affäre wegen illegaler Aktivitäten wie die Verschleppung mutmasslicher Terroristen ins Rollen gebracht.

Neben Marty waren alt Bundesrat Joseph Deiss, der Schriftsteller Adolf Muschg und das Forum für Universität und Gesellschaft der Universität Bern nominiert.

Der Ständerat der Freisinnig-demokratischen Partei (FDP) war bereits am Montag in Genf durch die Vereinigung der Auslandpresse in der Schweiz als populärste Schweizer Persönlichkeit ausgezeichnet worden.

EU-Beitritt als Ziel

Die NEBS betonte an ihrer Generalversammlung erneut die Wichtigkeit eines EU-Beitrittes der Schweiz. “Wir haben Rechte und Pflichten, aber kein Stimmrecht”, sagte Präsidentin Christa Markwalder.

Wichtige politische Entscheide fielen mehr und mehr auf europäischer Ebene. Themen und Herausforderungen wie die Klimaerwärmung, der europäische Binnenmarkt, Energieversorgung und Migration machten vor der Landesgrenze nicht Halt.

Calmy-Rey: Europa ist kein Fertighaus

Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey hat am Europatag die Schweiz als gute europäische Nachbarin bezeichnet. Noch nie seien die Beziehungen zu den Staaten Europas und zur Europäischen Union so eng und intensiv gewesen.

Die Schweiz trage ihren Teil an den gemeinsamen europäischen Lasten und leiste ihren Beitrag an die Zukunft des Kontinents.

Das Haus Europa sei nun aufgerichtet und die Schweiz baue mit, hiess es in der am Samstag veröffentlichten Botschaft von Calmy-Rey. Aber Europa sei kein Fertighaus. Es gebe in diesem Gebäude Platz für Eigenheiten und für Individualität.

Dies sei Europas Stärke. In diesem Europa fühlten sich Schweizerinnen und Schweizer wohl.

swissinfo und Agenturen

Als Europatag werden zwei Tage bezeichnet, an denen Europäisches gefeiert wird. Der 9. Mai ist der Europatag der EU. Der 5. Mai ist der Jahrestag der Gründung des Europarates 1949 in London.

Er ist die älteste zwischenstaatliche Organisation Europas und umfasst 46 Staaten.

Der Europarat ist ein Forum für Debatten über allgemeine europäische Fragen. In seinem Rahmen werden zwischenstaatliche, allgemein verbindliche Abkommen abgeschlossen.

Zu den wichtigsten dieser Abkommen gehört die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK), die 1953 in Kraft getreten ist.

Die Schweiz ist dem Europarat 1963 beigetreten.

7. Januar 1945: Dick Marty wird in Lugano geboren.
1975: Promotion in Rechtswissenschaften an der Uni Neuenburg.
1975-1989: Tätigkeit als Staatsanwalt.
1989-1995: Regierungsrat.
1995: Wahl in den Ständerat für die FDP.
Ab 1999 Mitglied des Europarats.
Ab 2005 präsidiert er die Rechts-Kommission und die Kommission für Menschenrechte des Europarats.
November 2005: Marty wird Sonderermittler des Europarats zu den umstrittenen CIA-Gefangenentransporten.

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