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Evangelische Volkspartei

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Der Zürcher Ruedi Aeschbacher, Parteipräsident und Nationalrat der Evangelischen Volkspartei der Schweiz (EVP), zu den Ansichten seiner Partei.

swissinfo: Für welche Werte steht die Evangelische Volkspartei?

Ruedi Aeschbacher: Die Evangelische Volkspartei ist eine Wertepartei. Sie steht auf dem Boden des Christentums.

Von daher sind es die bewährten tragenden Werte, die das Christentum und unsere abendländische Gesellschaft über hunderte von Jahren begleitet haben: Gerechtigkeit, Glaubwürdigkeit, Verantwortung, Solidarität, Selbstbeschränkung, Nachhaltigkeit. Und schliesslich geht es uns auch um den Frieden.

swissinfo: Welches sind die Wahlkampfthemen der EVP?

R.A.: Wir haben drei Schwerpunkte. Gestärkte Familien, eine gesunde Umwelt und wir möchten ein gerechtes Wirtschaften. Beim gerechten Wirtschaften geht es uns um eine faire Verteilung der Produktivitätsfortschritte. Es geht bei der Wirtschaft auch um Finanzfragen, Steuerreformen, die Gerechtigkeit bringen sollen.

Bei der Gesundheit geht es um Klimafragen, aber auch um Energie- und Verkehrsfragen. Und bei den Familien möchten wir die Bedingungen für die Familien verbessern.

swissinfo: Welches sind die wichtigsten Anliegen Ihrer Partei im Bereich Gesundheit und soziale Sicherheit?

R.A.: Bei der Gesundheit möchten wir keine Zweiklassen-Medizin. Und wir möchten alles tun, um die Kosten des Gesundheitssystems in den Griff zu kriegen.

Die Sozialwerke sind uns sehr wichtig, und wir möchten die finanzielle Basis stärken und verbessern. Für uns ist es wichtig, dass wir die AHV flexibilisieren.

Und ganz wichtig: dass die Ehepaare bezüglich AHV nicht mehr diskriminiert werden. Das ist ungerecht und stärkt die Ehe und auch die Familie nicht.

swissinfo: Wie steht die EVP zur Integration von Ausländerinnen und Ausländern?

R.A.: Ausländer sollen ihre Wurzeln nicht verleugnen müssen. Doch wer hier in der Schweiz lebt, der soll sich unseren Gesetzen unterziehen. In der Arbeit, der Wirtschaft und der Öffentlichkeit muss unsere Lebensart Vorrang haben.

Im privaten Bereich aber ist es uns sehr wichtig, dass die Ausländer auch ihre Wurzeln weiter leben können. Da wollen wir nicht dreinreden.

Bei der Religion muss aber auch festgestellt werden: Wir sind ein christliches Land, und wir wollen auch die Zeichen unseres christlichen Fundaments sehen. Und wir wollen nicht, dass unser Land plötzlich aussieht, wie wenn wir mohammedanische oder andere Glaubensbekenntnisse bei uns als vorrangige Religion hätten.

swissinfo: Welche Haltung nimmt die EVP gegenüber dem Thema “Asyl und Flüchtlinge” ein?

R.A.: Echt Verfolgte sollen bei uns rasch und unbürokratisch Aufnahme finden.

Anders sieht es bei Wirtschaftsflüchtlingen aus, die einfach über das Flüchtlingsstatut versuchen, hier Aufnahme zu bekommen. Da müssen wir im Interesse der echten Flüchtlinge dafür sorgen, dass solcher Missbrauch abgestellt wird.

swissinfo: Wie sieht die Ihre Partei das künftige Verhältnis Schweiz-EU?

R.A.: Der bilaterale Weg hat sich bewährt. Die Schweiz profitiert davon. Die Schweiz zahlt aber auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten an die Lasten, welche die EU hat.

Ich glaube, wir müssen diesen bewährten Weg weiterführen, bis unser Volk bereit ist, allenfalls noch näher an die EU heranzugehen. Und auch bis die EU vielleicht etwas demokratischer geworden ist, und deshalb besser zu unseren Institutionen passen wird.

swissinfo: Welchen Stellenwert hat das Thema Klimawandel und Energie für die EVP?

R.A.: Wir sind jene Partei, die vor Jahren schon auf die Schwierigkeiten aufmerksam gemacht hat, in die wir jetzt gelaufen sind. Vor allem die Energiekrise haben wir vorausgesagt. Wir sind ausgelacht worden, haben entsprechende Vorstösse eingereicht.

Und wir sind jene Partei, die bei der grossen Klimadiskussion im Parlament im Anteil zu ihren Vorstössen am meisten Zustimmung gefunden hat. Wir haben von elf Vorstössen vier vom Parlament überwiesen bekommen, das hat keine andere Fraktion geschafft.

swissinfo-Interview: Christian Raaflaub

Die Evangelische Volkspartei der Schweiz (EVP) wurde 1919 in Zürich gegründet mit dem Ziel, eine soziale Politik zu fördern, die sich auf evangelische Grundsätze abstützt. Die Partei ordnet sich in der Mitte des politischen Spektrums ein.

Die EVP ist in einigen Parlamenten von reformierten Kantonen der Deutschschweiz vertreten. Auf Bundesebene schwankt die Anzahl ihrer Abgeordneten im Parlament seit Jahren zwischen zwei und drei.

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