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Cablecom von britischer NTL für 5,8 Milliarden Franken übernommen

Die Cablecom Holding, der grösste Schweizer Kabelnetzbetreiber, wird von der britischen NTL für 5,8 Mrd. Fr. übernommen. Die drei bisherigen Aktionäre Swisscom, Veba und Siemens haben ihre Beteiligungen von je einem Drittel im Paket verkauft.

Die Cablecom Holding, der grösste Schweizer Kabelnetzbetreiber, wird von der britischen NTL für 5,8 Mrd. Fr. übernommen. Die drei bisherigen Aktionäre Swisscom, Veba und Siemens haben ihre Beteiligungen von je einem Drittel im Paket verkauft, wie die Swisscom am Montag (13.12.) bekannt gab.

Die Zustimmung der Behörden zur Übernahme von Cablecom steht noch aus, wie die Swisscom am Montag mitteilte. NTL, die ihren Hauptsitz in London hat und deren Titel an der Nasdaq in New York kotiert sind, habe gesamthaft das beste Angebot unterbreitet.

Die Swisscom ist mit dem Verkaufspreis, der für ihre Cablecom-Beteiligung erzielt worden ist, zufrieden. Der Preis entspreche den Erwartungen der Aktionäre, sagte Swisscom-Sprecher Sepp Huber am Montag .

Die Beteiligung von 32 Prozent an der Cablecom stehe bei der Swisscom mit einem Buchwert von 63 Mio. Fr. in den Büchern. Als Buchgewinn fliessen aus dem Cablecom-Verkauf laut Huber über 1,2 Mrd. Fr. in die Swisscom-Kasse.

Pro Anschluss zahlt die britische NTL als Cablecom-Käufer 4’200 Franken. Diese Bewertung entspricht laut Huber einem europäischen Durchschnitt bei ähnlichen Transaktionen.

Dank des grossen Potenzials von Kabelnetzen, namentlich beim Internet, hat sich die Bewertung in den letzten Jahren deutlich erhöht. Vor wenigen Jahren waren pro Haushalts-Anschluss noch rund 1000 Fr. bezahlt worden.

NTL-Konzernchef Barclay Knapp bezeichnete den Cablecom-Deal als wichtiges Element der Europa-Strategie. Die bisherigen Aktionäre hoffen, dass im ersten Halbjahr 2000 alle behördlichen Genehmigungen vorliegen werden.

NTL plane weitere bedeutende Investitionen in die Netz- Infrastruktur und Dienste von Cablecom. NTL und Cablecom seien heute in ihren Hauptmärkten führend und könnten von der Partnerschaft profitieren.

NTL bietet breitbandige Telecom-Dienste in Grossbritannien und Irland an und zählt über 2,2 Millionen Kunden. Im Juli hatte NTL ihre Absicht bekannt gegeben, das Consumer-Geschäft von Cable & Wireless in Grossbritannien zu übernehmen. Die Kundenzahl steigt damit auf rund 3,4 Millionen.

Der Cablecom-Verkauf hatte in den letzten Monaten für Schlagzeilen gesorgt. Im Sommer hatten die drei Aktionäre Siemens, Veba und Swisscom ihre Absicht kundgetan, sich gemeinsam von ihren Beteiligungen von je einem Drittel trennen zu wollen.

In der Folge meldeten sich mehrere Dutzend Interessenten für die Übernahme des Gesamtpaketes. Darunter befanden sich so klingende Namen wie Rupert Murdochs Medienkonzern News Corp, der US-Software- Konzern Microsoft oder die Deutsche-Bank-Tochter DB Investor.

Je länger das Bieterverfahren dauerte, desto höher kletterten die inoffiziell genannten Verkaufspreise. Die schwindelerregenden Kurse, die an der Börse für Internet- und Technologie-Werte bezahlt werden, sorgten für zusätzliche Preis-Phantasie.

Die mit dem Verkauf beauftragte UBS-Tochter Warburg Dillon Read schätzte anfänglich den Verkaufspreis auf 6 bis 12 Mrd. Franken. Einen gehörigen Dämpfer erhielt der Preispoker jedoch durch das politische Störmanover von Bundesrat Moritz Leuenberger, in dessen Departement der Telekommunikationssektor fällt.

Leuenberger warnte

Anfang Oktober warnte Leuenberger vor einem «Casino- Kapitalismus». Die Cablecom dürfte nicht zu einem überrissenen hohen Preis verkauft werde. Ansonsten drohe die Gefahr, dass die Konsumenten durch höhere Abonnementenpreise die Zeche bezahlten.

Es sei nicht entscheidend, ob ein schweizerischer oder ausländischer Konzern zum Zuge komme. Wichtig sei, dass die Leitplanken beachtet würden. TV-Sendungen für Schweizer Zuschauer müssten auch künftig auf den Kabelnetzen übermittelt werden.

Preisüberwacher griff ein

Ende November folgte ein weiterer Dämpfer. Preisüberwacher Werner Marti setzt durch, dass die Kabelfernseh-Gebühren nur variabel auf 17 und maximal 22 Fr. pro Monat steigen dürfen. Die Cablecom wolle den Tarif auf einheitlich 24 Fr. erhöhen.

Der Preisüberwacher will der britischen NTL als neuer Cablecom-Besitzerin bei der künftigen Festlegung der Kabelfernseh- Gebühren auf die Finger schauen. «Die Cablecom bleibt für uns ein Thema», sagte Rudolf Lanz, Sprecher des Preisüberwachers, am Montag.

Der neue Eigentümer der Cablecom sei an die kürzlich für zwei Jahre festgelegten Kabelfernseh-Gebühren gebunden.

Die Cablecom ist der grösste Schweizer Kabelnetzbetreiber. Das Unternehmen ist in 700 Schweizer Gemeinden aktiv, versorgt mit über 1,3 Millionen Abonnenten rund jeden zweiten Haushalt in der Schweiz. Mit 1’306 Beschäftigten setzte Cablecom im letzten Jahr 562,5 Mio. Fr. um und erzielte einen Gewinn von 46,2 Mio. Franken.

Gerüchte an der Börse über den bevorstehenden Verkauf der Cablecom hatten den Kurs der Swisscom-Aktie bereits in der letzten Woche in die Höhe getrieben. Die Titel schlossen am Freitag mit 589 Fr. um 7,3 Prozent höher als vor Wochenfrist.

SRI und Agenturen

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