Carrefour – der langsame Vormarsch in der Schweiz
Der Französische Detail-Handelsriese Carrefour hat sich 1991 nach 20 Jahren aus der Schweiz zurückgezogen.
Seit Januar 2001 ist Carrefour erneut präsent, diesmal nicht alleine: Zusammen mit Maus-Frères, Genf, hält die französische Kette 40% an 10 Jumbo-Märkten in der Schweiz.
Carrefour und Maus bilden zusammen das Gemeinschafts-Unternehmen Distributis SA. Die Gesellschaft mit Sitz in Dietlikon ZH beschäftig dezeit 85 Personen. In den 11 gemeinsam betriebenen Läden arbeiten 1500 Angestellte.
Einen Hypbermarché, der bereits den Namen Carrefour trägt, gibt es seit 2001 in Biel. Die anderen Jumbo-Filialen werden erst jetzt auf Carrefour umgestellt.
Langer Weg
Hatte Carrefour 2001 noch zum Ziel, nach Migros die Nummer zwei in der Schweiz zu werden, ist der französische Riese nun bescheidener geworden. Denn auch von der Nummer drei ist er nach wie vor weit entfernt.
Carrefour, die Nummer 1 in Europa, hält momentan in der Schweiz einen Marktanteil von 2 – 3%. Um den Marktanteil zu erhöhen, braucht Carrefour noch einige Standorte mehr.
Dann wären die Franzosen möglicherweise in der Lage, einen Preiskampf zu entfachen, bei dem sie für die beiden Grossverteiler Migros und Coop gefährlich werden könnten.
Breites Angebot auf grosser Fläche
Durch die weltweite Präsenz (9200 Supermärkte in 30 Ländern, in 9 Ländern Marktleader) kann Carrefour nämlich zu Konditionen einkaufen, von denen die Konkurrenz nur träumen kann.
Die Ladefläche eines Carrefour-Marktes in der Schweiz dürfte durchschnittlich 6000 m2 betragen, rund halb so gross wie eine französische. Die Produkte-Palette wird allerdings weit breiter ausfallen als beim Grossverteiler Migros.
Weltweit Nummer 2
Carrefour gibt es seit 1959. Damals wurde das Unternehmen von den Familien Fournier und Defforey gegründet. 1963 entstand der erste Hypermarkt auf einer Fläche von 2500 m2. 1969 wurde der erste Hypermarkt im Ausland, nämlich in Belgien, eröffnet.
Carrefour ist mit 382’000 Beschäftigten und einem Umsatz von 104 Mrd. Franken der zweitgrösste Detailhändler weltweit.
swissinfo, Gaby Ochsenbein
Quotes
Jörg Birnstiel, Pressesprecher vom Coop-Hauptsitz in Basel:
– Wir haben keine Angst vor mehr Wettbewerb
– Ob Carrefour für uns eine Bedrohung wird, hängt davon ab, wo Carrefour seine Läden hat. Coop hat ein sehr dichtes Netz. Wir sind in den meisten Schweizer Städten, Dörfern und Agglomerationen vertreten, teils auch mit Supermärkten.
– Die Preise im Detailhandels-Geschäft werden sowieso sinken, als Reaktion auf die Märkte in den benachbarten EU-Ländern.
Jacqueline Bachmann, Geschäftsführerin Stiftung für Konsumentenschutz:
Quote:
-Für die Kunden ist nicht nur der Preis, sondern auch die Qualität der Produkte ausschlaggebend. Wenn sich Carrefour zu einer Konkurrenz entwickelt, ist es möglich, dass Migros und Coop ihr Angebot weiter verbessern und anpassen werden.
Carrefour, im Januar 2001 wieder in die Schweiz zurückgekommen, wird
vor Ende September sämtliche Jumbo-Firmenanschriften ändern. Carrefour
verspricht mehr Auswahl, tiefere Preise und sympathischere Läden.
Was befürchten Sie?
Wir befürchten die Ankunft ausländischer Konkurrenten nicht. Bei uns
werden sie sich den gleichen Spielregeln unterstellen müssen wie wir: hohe
Grundstückpreise, teure Arbeitskräfte usw. Die Ankunft der Weltnummer
Wal-Mart auf dem deutschen und englischen Markt war nicht einfach und
kostete Hunderte von Millionen.
Was denken Sie davon?
Kommt Carrefour in die Schweiz, so wird er die gleichen Abgaben zu
zahlen haben wie wir. Die Grösse dieses bedeutenden Giganten wird es ihm
erlauben, gewisse Importprodukte etwas billiger zu importieren, doch wird
Carrefour gezwungen sein, sich für die Frischprodukte gemäss den Bedingungen
des Schweizer Marktes zu versorgen.
Wie werden Sie reagieren?
Wir müssen von nun an eher ein qualitatives als ein quantitatives
Wachstum anstreben und müssen unbedingt als die Leader im
Preis/Qualität-Verhältnis, in der Sicherheit und in der Ethik bekannt und
anerkannt sein.
Ist die Einführung einer bestimmten Anzahl Nicht-Migros-Marken in
ihren Regalen eine erste Antwort?
Migros setzte schon immer auf die Stärke ihrer Verteilermarken, um
Produkte anbieten zu können, die ihrer Kundschaft eine ausgezeichnete
Qualität zu einem vorteilhaften Preis garantieren.
Zurzeit verkauft Migros bereits exklusiv Markenprodukte wie Pepsi,
Vittel oder Trident.
Eine wachsende Anzahl internationaler Markenartikel wurde namentlich
in die Nicht-Lebensmittel-Sortimente integriert, Seite an Seite mit den
Migros-Markenartikeln, und hatten einen grossen Erfolg. Auch im
Lebensmittelbereich bietet Migros schon seit Jahren einige gängige
Markenartikel an.
Marktanalysen haben bei der Migros-Kundschaft das Bedürfnis nach
anderen Markenartikeln aufgezeigt. Einige führende Markenprodukte mit hohem
Bekanntheitsgrad wie Kellogg’s oder Zweifel vervollständigen das Sortiment
der unter der Marke Migros verkauften Artikel tatsächlich bestens. Die
Kundschaft kann somit zwischen dem Migros-Produkt (Eigenmarken) mit seinem
hervorragenden Preis/Qualität-Verhältnis, und dem momentanen Leader-Produkt
wählen.
Migros wird Markenartikel in Zukunft weiterhin nur ausnahmsweise in
ihre Sortimente aufnehmen, denn sie besteht darauf, ihren Vorsprung im
Preis/Qualität-Verhältnis zu bewahren, indem sie sich auf eigene starke
Marken stützt.
Carrefour ist die Nummer 1 in Europa.
Weltweit ist die französische Kette die Nummer 2.
In der Schweiz hält sie einen Marktanteil von 2 – 3%.

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