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Clariant baut 2200 Stellen ab

Clariant ist der zweitgrösste Spezialitätenchemie-Hersteller. Keystone

Der Basler Chemiekonzern Clariant will bis Ende 2009 weltweit zehn Prozent seiner heutigen Stellen abbauen. Dies bedeutet eine Reduktion um 2200 Stellen.

Damit soll das Unternehmen auf Dauer profitabel wachsen, wie es am Dienstag mitteilte. Clariant war im dritten Quartal überraschend in die roten Zahlen gerutscht.

Clariant wolle sich verstärkt auf die Wertschöpfung konzentrieren, schreibt der Konzern in seiner Mitteilung. Die Kostenstruktur solle dazu gestrafft werden.

“Unser klares Ziel ist es, mit unserer Wertschöpfung zu den besten 25% unserer Wettbewerber zu gehören”, wird Clariant-Chef Jan Secher zitiert.

Konkret bedeutet dies die Schliessung von zehn Prozent der Werke in den nächsten vier Jahren. Die meisten davon sollen in Europa liegen.

Bis Ende 2009 sollen zehn Prozent der heutigen Stellen abgebaut werden. Clariant zählt zurzeit rund 22’000 Mitarbeitende. Vor drei Jahren waren es noch rund 28’000 Beschäftigte.

Weniger Produkte

Die Zahl der Produkte, die Clariant anbietet, soll ausserdem um einen Viertel gestrafft werden. Erste Erfolge diesbezüglich seien im Bereich Textilfarben zu verbuchen, schreibt Clariant. Hier wurde die Produktpalette im letzten Jahr von 3000 auf 500 reduziert.

Einschliesslich der Standortschliessungen sollen in den nächsten vier Jahren rund 500 Mio. Fr. in operative Verbesserungen und Kostensenkungsmassnahmen investiert werden.

Gefährliche Übernahme

Der Basler Konzern war durch die 3,2 Mrd. Fr. schwere Übernahme des britischen Feinchemiekonzerns BTP vor sechs Jahren gefährlich in die Schieflage geraten.

Durch umfangreiche Restrukturierungen wurde ein Befreiungsschlag versucht, doch frassen die stark steigenden Rohstoffpreise die Erfolge auf.

Zusätzlich machte die asiatische Billigkonkurrenz die Geschäfte schwerer. Bisher wollte Clariant die Kosten um 250 Mio. Fr. und 2007 nochmals um 90 bis 190 Mio. Fr. drücken.

Aktie könnte steigen

Die neuste Restrukturierungsrunde dürfte der Aktie nach Expertenmeinung Auftrieb geben: “Das ist sicherlich positiv, auch für die Aktie”, sagte Nina Baiker, Chemieanalystin der Zürcher Kantonalbank (ZKB), am Dienstag.

Ausserordentlich ambitioniert sei der vorgestellte Mix aus Stellenabbau, Einsparungen und Profitabilitäts-Zielen indessen nicht, könne deshalb aber gut erreicht werden. “Das neue Programm ist eine Fortführung des bisherigen Restrukturierungsprogramms CPIP. Die Zielsetzungen sind im Rahmen unserer Schätzungen.”

Gewerkschaft kritisiert

Die Gewerkschaft Unia hat entrüstet auf die Nachricht über den neuerlichen Stellenabbau reagiert. Es sei zu befürchten, dass ein Grossteil davon auf die Schweiz und den Standort Muttenz entfielen.

Sie kritisierte scharf, dass Clariant die Gewerkschaften nicht vorab informiert habe. Diese hätten die Nachricht aus den Medien erfahren und seien davon völlig überfahren worden.

swissinfo und Agenturen

Clariant, früher Sandoz, produziert seit 1886 chemische Präparate und Pigmente für die Textil-, Leder- und Papier-Industrie.

Er ist auch im pharmazeutischen und agrochemischen Sektor tätig.

Der Hauptsitz des multinationalen Konzerns ist in Muttenz bei Basel.

Heute arbeiten rund 22’000 Menschen für Clariant.

Der Konzern bietet auch Leistungen in den Sektoren Industriechemie, Qualitätskontrolle, Sicherheit, Umwelt und Logistik an.

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