Genfer Hirnforscher «Sucht-Blocker» auf der Spur
Forscher der Universität Genf haben einen Mechanismus entdeckt, der bei manchen Mäusen das Suchtpotenzial von Kokain verringert. Der Vorgang könnte erklären helfen, wie der Mensch drogenabgängig wird.
«Die Identifizierung dieses Abwehrmechanismus wird uns helfen zu verstehen, weshalb einige Menschen drogenabhängig werden, andere aber nicht», sagte Forschungsleiter Christian Lüscher.
Nur eine von fünf Personen werde nämlich nach gelegentlichem Kokainkonsum süchtig – auch wenn Kokain viele andere Gesundheitsprobleme mit sich bringt.
Das Team um Lüscher untersuchte Mäuse, die sich ähnlich verhalten wie rückfallgefährdete Suchtpatienten. Die Wissenschafter verglichen das Verhaltensmuster der Tiere mit den neuronalen Vorgängen in ihrem Gehirn.
Die Neurologen fanden nun eine Art Verteidigungsmechanismus, der es dem Mäusegehirn erlaubt, nach dem «Konsum» wieder zur Normalität zurückzufinden, wie die Universität Genf und die Schweizer Systembiologie-Initiative «SystemsX.ch» mitteilten.
Wie die Forscher im Fachmagazin «Nature Neuroscience» berichten, spielt dabei ein bestimmter Rezeptor namens mGluR1 eine entscheidende Rolle: Manipulierten die Wissenschaftler die Aktivität dieses Rezeptors, veränderte sich das Risiko, dass die Mäuse nach einem Entzug wieder nach der Droge verlangten.
Die Resultate der Untersuchung liessen sich allerdings nicht direkt auf den Menschen übertragen, warnt Lüscher. Er hofft aber, dass sie helfen könnten, die genetischen Grundlagen der Drogenanfälligkeit aufzuklären.
«Es könnte sein, dass bei einigen Menschen die Abwehrmechanismen nicht genügend ausgebildet sind», sagte Lüscher.
swissinfo.ch und Agenturen

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