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Grundlagenforschung will mehr Geld

ETH-Forscher messen im Gorner-Gletscher den Wasserdruck. FNS

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) will vom Bund pro Jahr zehn Prozent mehr Forschungsgelder, und das für die Jahre 2008 bis 2011.

Ohne zusätzliche Kredite sei das Land als Forschungsplatz international nicht mehr konkurrenzfähig, warnt das Gremium.

In seiner Mitteilung vom Montag nennt der Nationalfonds Zahlen: 2005 hatten Forschende mit über 2000 Gesuchen um insgesamt 620 Millionen Franken für eigene Projekte (freie Forschung oder Grundlagenforschung) ersucht. Der Nationalfonds konnte aber lediglich 280 Millionen bewilligen.

Die Nachfrage nach staatlichen Beiträgen ist in den letzten zehn Jahren gestiegen. 1995 hatten Forscherinnen und Forscher um insgesamt 487 Mio. Franken ersucht; gesprochen wurden Förderbeiträge von insgesamt 243 Millionen. Die Nachfrage dürfte in den nächsten Jahren weiter steigen.

Qualität in Frage gestellt

Trotz strengster Auswahl könnten in dieser Situation Projekte von höchster Qualität nicht mehr unterstützt werden, schreibt der SNF. Sparmassnahmen beim Bund behinderten die Bemühungen zusätzlich, den Nachholbedarf zu decken.

Wie SNF-Kommunikationschef Philippe Trinchan sagte, wurde das Nationalfonds-Budget für 2004 bis 2007 im Mittel jährlich um rund 7,7% erhöht. Der Nationalfonds hatte eine Erhöhung um rund 10% pro Jahr beantragt.

Der SNF will sein Mehrjahresprogramm für 2008 bis 2011 stärker auf die freie Forschung oder Grundlagenforschung ausrichten. Gleichzeitig beantragt er wiederum eine Budgeterhöhung von durchschnittlich 10% pro Jahr.

Budget-Erhöhung für Grundlagenforschung

Diese Erhöhung käme der Grundlagenforschung zugute, sagte Trinchan. Speziell berücksichtigt werden sollen Forschende an Fachhochschulen. Dagegen werde es bei der orientierten Forschung, etwa den nationalen Forschungsprogrammen, eine Stagnation geben.

2007 sind bei einem Gesamtbudget von 567 Mio. Franken 440 Millionee für Projekt- und Personenförderung und 84 Mio. für orientierte Forschung vorgesehen. 2011 wären bei budgetierten 797 Millionen 646 davon für Projekte und Personen und 89 Mio. Franken für orientierte Forschung reserviert.

Der SNF übermittelte sein Mehrjahresprogramm bereits ans Staatssekretariat für Bildung und Forschung. Er will seine Forderungen in die für den Herbst angekündigte bundesrätliche Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation in den Jahren 2008 bis 2011 einfliessen lassen.

Schweiz hinkt schon hinten drein

Die staatlichen Investitionen in die Grundlagenforschung der Schweiz hätten 2002 mit 0,65% des Bruttoinlandprodukts unter dem OECD-Durchschnitt (Konferenz für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) von 0,75% gelegen, kritisiert der Nationalfonds weiter. 1,92% des BIP steuerte die Privatwirtschaft bei.

“Die Privatwirtschaft ist auf die öffentlich finanzierte Grundlagenforschung angewiesen”, so SNF-Direktor Daniel Höchli. Ohne starke Grundlagenforschung werde die Privatwirtschaft in andere Länder abwandern, wo es genügend hoch qualifizierte und leistungsfähige Wissenschafter gebe.

swissinfo und Agenturen

Dank des SNF wurde die Schweiz zwischen 1960 und 1985 zu einem Spitzenreiter in der wissenschaftlichen Forschung.

Seit 1990 mangelt es der Forschung an Geld. Für Forscher ist die Grenze erreicht.

2002 schlugen die Wissenschafter Alarm: Falls nichts unternommen werde, riskiere die Schweiz den forschungsmässigen Absturz.

Im selben Jahr verlangte der SNF mehr Geld für die Jahre 2004 bis 2007.

2003 stimmte das Parlament für eine Erhöhung der Kredite um 5% pro Jahr. Der SNF hatte 10% verlangt.

Die Schweiz verwendet 0,65 Prozent des Bruttosozialprodukts (BSP) für die Forschung. Knapp zwei Prozent steuert die Wirtschaft bei.

Durchschnittlich verwenden die Länder der OECD (Konferenz für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) einen BSP-Anteil von 0,75% für Forschung. Die Wirtschaft beteiligt sich im Schnitt mit 1,5%.

Die OECD hat 30 Mitgliedstaaten, darunter die Schweiz.

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