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Kantonalbanken: Trend zur Privatisierung nicht aufzuhalten

Nicht nur in der Schweiz werden Regionalbanken zunehmend privatisiert. Keystone

Die Kantonalbanken- Landschaft ist in Bewegung. Die Institute in St. Gallen, Aargau und Luzern wollen auf den Zug der Teilprivatisierung aufspringen. Ökonomen rechnen damit, dass der Druck zur Öffnung anhält und die Staatsgarantie verschwinden wird.

Im heutigen Umfeld gebe es keinen Grund mehr für einen Kanton, Geld in eine Bank zu investieren, sagt Hans Geiger, Professor am Institut für Bankwesen der Universität Zürich. Auch die Staatsgarantie sei überholt. Der Leistungsauftrag, das Pendant dazu, lasse sich ökonomisch kaum noch rechtfertigen.

Abgeltung nötig

Diese Ansicht vertritt auch Geigers Kollege, der St. Galler Ökonom und Bankenexperte Beat Bernet, der selbst im Verwaltungsrat der Zuger Kantonalbank sitzt. Dort, wo die Staatsgarantie als Marketing- Instrument beibehalten werde, sollte sie zumindest abgegolten werden. Nicht in allen Kantonen sei dies der Fall.

«Der Trend zur Privatisierung bei den Kantonalbanken ist nicht aufzuhalten», ist Bernet überzeugt. «Auch in zehn Jahren wird es noch Kantonalbanken geben, jedoch ohne Staatsgarantie.» In der Übergangszeit dürfte sich ein System mit tieferen Zinsen auf Konten mit Staatsgarantie und höheren ohne diese Sicherheit durchsetzen.

Zaghafte Schritte

Zahlreiche Schweizer Kantonalbanken haben sich unterdessen auf den Weg zur Privatisierung gemacht und erste zaghafte Schritte unternommen. Die Kantonalbanken in Bern, Zug, Wallis, Waadt, Jura und Genf arbeiten bereits als AG, in St. Gallen, Aargau und Luzern stehen Teilprivatisierungen an. An der Staatsgarantie wird jedoch (noch) nicht gerüttelt.

Weiter als in der Deutschschweiz sind viele Westschweizer Kantone, allen voran die Waadtländer Kantonalbank (BCV). Das Institut besitzt keine Staatsgarantie, und der Kanton überlegt sich eine Verringerung seiner Beteiligung von derzeit gut 50 Prozent.

Härte bei Basler und Zürcher Kantonalbank

Keinen Grund für Veränderungen sieht die Basler Kantonalbank (BKB). Die BKB ist besonders exponiert, da sie mit der Übernahme der Coop Bank seit Anfang Jahr gesamtschweizerisch tätig ist und in Zürich, Genf und Olten Brückenköpfe im Private Banking unterhält.

«Wir haben die Rechtsform und die Frage der Staatsgarantie geprüft. Es drängen sich keine Veränderungen auf», sagt Willi Gerster, Bankratspräsident der BKB. Die Umwandlung von einem öffentlich-rechtlichen Institut in eine Aktiengesellschaft bringe keine Vorteile. Entscheidend sei die Qualität des Managements.

Eine klare Haltung vertritt die Zürcher Kantonalbank. «Eine Zwitterlösung kommt für das grösste Staatsinstitut der Schweiz nicht in Frage», sagt ZKB-Sprecher Urs Ackermann. Der Souverän im Kanton Zürich habe sich im übrigen 1997 mit grossem Mehr für die Beibehaltung der Rechtsform und der Staatsgarantie ausgesprochen.

EU-Druck auf Deutschland

Der Druck zu Veränderungen verstärkt sich auch in der EU. Die EU-Bankenvereinigung hat unlängst ihre Forderung nach einem Ende der staatlichen Garantien für Landesbanken und Sparkassen in Deutschland unterstrichen.

Die Garantien und die damit verbundenen Vorteile für die öffentlichen Institute führten zu einer Abschottung des deutschen Bankenmarkts und zu Wettbewerbsverzerrungen, hiess es.

swissinfo und Agenturen

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