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Leonhard Fischer der neue CEO der Winterthur

Er gilt als sehr zurückhaltend in der schillernden Investmentbanker-Szene: Leonhard Fischer, der die angeschlagene Winterthur auf Kurs bringen soll, machte in Deutschland schnell Karriere, fiel dann aber der Krise am Kapitalmarkt zum Opfer.

Der erst 39-jährige Banker Leonhard Fischer sass zuletzt in den Vorständen des Münchner Versicherungs-Riesen Allianz und deren Tochter Dresdner Bank. Bei der Dresdner Bank war er für das Firmenkunden- und Investmentbanking-Geschäft zuständig.

Überraschender Rücktritt

Der “passionierte Investmentbanker angelsächsischer Prägung” (“Handelsblatt”) nahm vor zwei Monaten aber überraschend den Hut. Der Abgang wurde mit “unterschiedlichen Auffassungen” über den Unternehmensbereich “Corporates & Markets” der Bank begründet.

Zu diesem Geschäftsbereich gehört die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein, die wesentlich zum Milliardenverlust der Dresdner Bank beiträgt. Allein im ersten Halbjahr 2002 fuhr die Dresdner einen Verlust von über einer Milliarde Euro ein, was die Allianz insgesamt in die roten Zahlen riss.

Als Sanierer gescheitert

Seit der Übernahme der Dresdner Bank durch den Allianz-Konzern im vergangenen Jahr wurde immer wieder darüber spekuliert, ob die Dresdner Kleinwort Wasserstein überhaupt zum Kerngeschäft des Allfinanz-Konzerns gehöre. Es war die Rede davon, den Bereich an die Börse zu bringen oder ausbluten zu lassen.

Fischer trieb die Sanierung der Investmentbank voran und baute dabei massiv Stellen ab. Er sei schliesslich am heftigen Widerstand von Arbeitnehmer-Vertretern gescheitert, hiess es in Finanzkreisen. “Ein Stern verglüht”, kommentierte das “manager-magazin” Fischers Rücktritt.

Bei JP Morgan begonnen

Zur Dresdner Bank gekommen war Fischer 1995. Im Alter von 36 zog er 1999 in den Vorstand der Bank ein. Nach der gescheiterten Fusion mit der Deutschen Bank im Jahr 2000 übernahm er die Verantwortung für das Investmentbanking und wurde Chef der damaligen Dresdner Kleinwort Benson.

Fischer kaufte für 1,3 Mrd. Euro das auf Fusionen und Übernahmen spezialisierte US-Investmenthaus Wasserstein Perella dazu. Nach dem Einbruch an den Finanzmärkten wurde dies jedoch als Fehlinvestition beurteilt. Das Bild vom “Börsen-Star”, das Ende der 90er-Jahre in der Medien- und Finanzwelt gezeichnet worden war, verblasste.

Seine trotz allem strahlende Karriere hatte der Ökonom 1985 als 22-Jähriger beim US-Investmenthaus JP Morgan begonnen. Im Jahr 1991 wurde er zum Vice President für den Bereich Anleihen und Derivate in Frankfurt und Zürich ernannt. Drei Jahre später rückte er in die Geschäftsleitung von JP Morgan Deutschland auf.

swissinfo und Agenturen

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