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Migrosbank hat Vermögende im Visier

Die Bank des Grossverteilers hat es auf die Vermögenden abgesehen. Keystone

Die Bank der Migros bietet ab dem 19. Januar Kunden ab 500'000 Fr. Hypothekarvolumen oder 250'000 Fr. Anlagevermögen "Premium Banking" an.

Nach den Kantonal- und den Raiffeisenbanken zielt nun auch die Migrobank auf den lukrativen Markt der Vermögenden.

Aus Sicht der Öffentlichkeit gibt es in der Schweiz drei Bankentypen: Die Privatbank für den vermögenden Kunden, die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse, sowie die anderen Institute wie Raiffeisen, die Kantonalbanken oder die Migros-Bank, die eher den Mittelstand im Visier haben.

Eine kleine Revolution

Diese Sichtweise stimmt nun nicht mehr ganz. Die Bank des grössten Schweizer Detailhändlers zielt nun auch auf die Vermögenden. Sie definiert diese Gruppe ab 500’000 Franken Hypothekarvolumen oder 250’000 Franken Anlagevermögen. Geboten werden «mehr Aufmerksamkeit, mehr Kompetenz und weniger Gebühren.»

«Premium Banking» ist eine kleine Revolution. Denn die 1958 gegründete Bank war vor allem im Hypothekargeschäft tätig (gut 20 Miliarden 2005).

Die 710’000 Kunden schätzen die tiefen Gebühren der Bank. Wenn die Bank sich nun vermehrt in Richtung vermögende Kunden bewegt, riskiert sie dann nicht, denn Charakter der Volksbank zu verlieren? Die Migros-Bank geht eigentlich nur den Weg der Nummer 3 in der Schweiz, der Raiffeisen-Gruppe mit 2,5 Mio. Kunden und der Kantonalbanken.

Weil die Börse boomt

Kunden, die über ein Vermögen von 100’000 oder 200’000 Fr. verfügen, bringen der Bank mehr Geld als die Normalverdiener. Die gute Verfassung der Börse verspricht gute Geschäfte mit dieser Kundschaft.

Bei der Migrosbank sind es deren 24’000. Sie machen aber 31% des Geschäftsvolumens aus.

Raiffeisen (die 82,7 Mrd. Franken Kundengelder betreut), bietet den Premium-Service bereits ab einem tieferen Vermögen an. «Ab 50’000 Fr. kann ein Kunde bereits von unseren Spezialleistungen profitieren», sagt Philippe Thévoz von der Raiffeisen Bank in Lausanne.

Auch die Genfer Kantonalbank ist in der Vermögensverwaltung aktiv geworden. Ihr Angebot «BCGE Best of» zum Beispiel ist ab 100’000 Franken Vermögen zu haben und bietet «hohe Qualität für moderate Portefeuilles», wie sich Blaise Goetschin, Präsident der Generaldirektion ausdrückt.

Gute Anlagefonds gefragt

Können die Newcomer den etablierten Banken in Genf oder Zürich Kunden streitig machen? «Es fragt sich, ob die Migros ein wirkliches Private Banking anbieten kann», sagt Tibor Luka von BlueCap, einem Unternehmen, das sich auf unabhängige Vermögensverwaltung spezialisiert hat.

Mit andern Worten: dem Kunden muss nicht nur ein warmer Empfang und eine individuelle Beratung angeboten werden. Er will auch ein gutes Finanzprodukt.

«Die Migros-Bank verfügt über zehn Anlagefonds, doch gehören sie nicht zu den ertragsstärksten», urteilt Roland Bron, Direktor des Vermögens Zentrums, einem der führenden unabhängigen Finanzdienstleistungs-Unternehmen der Schweiz.

swissinfo, Ian Hamel
(Übertragung aus dem Französischen, Urs Maurer)

Die Migros-Bank eröffnete 1958 die erste Filiale in Zürich.

Seit diesem Zeitpunkt ist sie ständig gewachsen.

Das vergangene Jahr war ein Rekordjahr.

Der Gewinn stieg gegenüber 2004 um 5% auf 87 Mio. Franken.

Das Handelsgeschäft hat von der Hausse an den Aktienmärkten profitiert. Die Erträge kletterten um 49% auf 52 Mio. Franken.

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