Ökologischer Tourismus steht erst am Anfang

Ferien im Ausland und exotische Reiseziele erleben seit Ende 80-er Jahre einen regelrechten Boom. Die Schattenseiten des Reisefiebers: Menschen und Umwelt werden ausgebeutet, traditionelle Strukturen zerstört. Wo aber steht der "ökologische Tourismus"?
Bei den Reiseveranstaltern ist das Problem erkannt: ihr Geschäft ist schliesslich abhängig von den jeweiligen Ressourcen in den Tourismusregionen. Die meisten grösseren Reiseanbieter in der Schweiz haben mittlerweile die Stelle eines Umweltverantwortlichen geschaffen.
Zudem haben 17 Schweizer Reiseproduzenten die «Erklärung von Kreta» unterzeichnet. Eine Absichtserklärung für einen umweltfreundlicheren und sozialeren Tourismus.
Das Reiseunternehmen Hotelplan hat klare Richtlinien: Gemäss seinem Umweltverantwortlichen Kaspar Hess arbeitet Hotelplan eng mit den Hoteliers zusammen und setzt sich dafür ein, dass die Hotels ein ökologisch sinnvolles Wasser-, Energie- und Abfallmanagement betreiben.
Der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) verzichtet grundsätzlich auf das Angebot von Flugreisen. Damit will er seine politische Haltung zum Reisen und zum Verkehr allgemein glaubwürdig vertreten, betont Alexander Hug, Co-Leiter der VCS-Reiseabteilung.
Der WWF Schweiz ist nicht gegen das Reisen an sich, setzt sich aber für ein umweltverträgliches Reisen ein. Nur so könne die Natur erhalten werden. Mirella Wepf vom WWF bedauert denn auch, dass es zur Zeit noch kein Label für ökologische Hotels und Reiseveranstalter im In- und Ausland gibt.
Sie begrüsst zwar die Ziele der Erklärung von Kreta», die letztes Jahr unterzeichnet wurde. Dem WWF geht die Erklärung aber zu wenig weit. Zudem hapere es mit deren Umsetzung.
Sowohl die «Erklärung von Kreta» wie auch VCS und WWF befürworten die Einführung einer Kerosinsteuer. Europaweit habe diese Steuer zur Zeit aber keine Chance.
Der VCS plädiert deshalb für die Einführung einer freiwilligen Kerosinsteuer in der Schweiz. Mirella Wepf vom WWF fordert, dass die Kostenwahrheit in der Luft endlich durchgesetzt wird. Mit andern Worten: Fliegen muss wieder teurer werden.
Die guten Absichten der Reisebüros sind angesichts des gnadenlosen Konkurrenzkampfes im Reisegeschäft schwer in die Praxis umzusetzen.
Dazu kommt, so Kaspar Hess von Hotelplan, dass sich in einer Umfrage zwar mehr als 70 Prozent der Reisenden bereit erklären, mehr zu bezahlen. Im Verkauf jedoch sei ein weit geringerer Teil sensibilisert und bereit, höhere Kosten in Kauf zu nehmen.
Gaby Ochsenbein

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