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GC: Trainer-Karussell

Marcel Koller (links) und Hanspeter Zaugg. Keystone

Die Grasshoppers verlängern den Vertrag mit Trainer Hanspeter Zaugg nicht und holen St. Gallens Marcel Koller.

Dieser Inhalt wurde am 13. Dezember 2001 publiziert Minuten

Marcel Koller wechselt im Sommer 2002 als Trainer zu GC. Der 41-jährige Zürcher hat einen Vertrag über drei Jahre unterschrieben. Bis Ende der Finalrunde betreut Koller weiterhin den FC St. Gallen. Damit steht auch fest, dass GC den Vertrag mit seinem Meistertrainer Hanspeter Zaugg, der Ende Juni 2002 ausläuft, nicht verlängert.

Was sich schon lange abgezeichnet hatte, ist nun definitiv: Die Grasshoppers verlängern nach der sportlich unbefriedigenden Qualifikationsphase den im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag mit "Bidu" Zaugg nicht, obwohl der Berner noch in der letzten Saison mit den Zürchern Meister geworden war.

Zauggs Vorgänger als Meister wird nun sein Nachfolger auf der Trainerbank des Zürcher Vereins. Marcel Koller wird nach dreieinhalb Jahren bei St. Gallen seine Trainer-Karriere dort fortsetzen, wo er seine Laufbahn als Aktiver 1996 beendet hatte: auf dem Hardturm. Mit den Grasshoppers wurde Koller siebenmal Schweizer Meister und fünfmal Cupsieger.

Neue Herausforderung

Koller hatte in der Saison 1999/2000 mit den Ostschweizern souverän den Titel errungen. In der Folge sah sich der im Zürcher Quartier Schwamendingen aufgewachsene ehemalige 55-fache Internationale bei St. Gallen mit der Ersetzung vieler Leistungsträger konfrontiert. Innert 17 Monaten verliessen mit Torhüter Jörg Stiel, den Verteidigern Marco Zwyssig, Giuseppe Mazzarelli und Marc Zellweger sowie Stürmer Charles Amoah fünf Eckpfeiler der Meistermannschaft die Ostschweiz.

Auch deshalb war Koller wohl schon länger auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Im vergangenen Oktober besass er ein Angebot vom österreichischen Meister Tirol Innsbruck als Nachfolger von Kurt Jara, konnte sich aber nicht zu einem Wechsel entscheiden. Koller liebäugelte auch mit einem Transfer in die deutsche Bundesliga. Allerdings betonte er immer, nicht zu jedem Preis zu irgendeinem mittelmässigen Klub zu gehen.

Trotz der offensichtlichen und natürlichen Abnützung löste Koller das Problem der Ausdünnung des Kaders gut. Die vergangene Spielzeit beendeten die Ostschweizer als Dritte, und in der abgelaufenen Qualifikation resultierte trotz erheblichen Startschwierigkeiten der 4. Platz. St. Gallens Präsident Thomas Müller ist enttäuscht über den Entscheid Kollers, da die Ostschweizer weiterhin mit dem Zürcher arbeiten wollten. Dem scheidenden Trainer stellt Müller aber ein sehr gutes Zeugnis aus: "Er hat die Mannschaft erheblich weiter gebracht und ist eine starke Persönlichkeit, die weiss, was sie will. Die grösste Stärke ist seine Überzeugungskraft."

Wer Kollers Nachfolger bei St. Gallen wird, ist noch unklar. "Die Trainersuche ist völlig offen. Wir sind auf keine Namen fixiert, da wir auch nicht unter Zeitdruck stehen", sagte Müller, der aber auch festhielt, dass die Trainerfrage nun prioritär zu behandeln sei. Gerüchteweise sind jedoch der ehemalige Nationalcoach und Aarau-Trainer Rolf Fringer sowie der liechtensteinische Nationaltrainer Ralf Loose ein Thema.

Tausch nicht abwegig

Ebenso wenig geregelt wie die Trainerfrage bei St. Gallen ist die Zukunft von Zaugg. Doch scheint es nicht abwegig zu sein, dass es sogar zu einem Tausch kommt und Zaugg seine Zelte ab der kommenden Saison in der Ostschweiz aufschlägt. "Ich bin interessiert, weiterhin bei einem Klub in der Schweiz zu arbeiten. Ein Wechsel ins Ausland wäre wohl noch zu früh, denn die Grasshoppers sind meine erste Station als Klubtrainer im Profifussball", meinte Zaugg.

Einen Arbeitsplatz-Tausch mit Koller konnte Zaugg weder bestätigen noch dementieren. "Wenn St. Gallen anfragt, bin ich interessiert. Das Interesse würde aber auch anderen Vereinen gehören."

Dass die Zeit des Berners auf dem Hardturm (spätestens) nach zwei Saisons zu Ende geht, verwundert kaum. In der letzten Oktoberwoche, nach der 0:3-Heimniederlage gegen Sion, schien sogar eine sofortige Entlassung beschlossene Sache zu sein. Peter Widmer, der als Präsident der Grasshoppers öfters mehr wie ein Fan als wie ein kühler Fussball-Analytiker reagiert, forderte die Auflösung des Vertrages.

"In dieser Zeit musste ich tatsächlich mit der Entlassung rechnen", sagte Zaugg, der eingesteht, dass die interne Zielsetzung nach dem Meistertitel "wohl zu ehrgeizig war." Nach dem Scheitern in der Champions-League-Qualifikation war Zaugg klar, dass er nun das Jahr als Wintermeister wird abschliessen müssen.

Zwar hat Zaugg mit den Grasshoppers seit den stürmischen Oktobertagen in der Meisterschaft nicht mehr verloren, im UEFA-Cup die Sechzehntelfinals erreicht und dort den englischen Spitzenverein Leeds überraschend stark gefordert, dennoch verfehlten die Grassshoppers das Ziel "Wintermeister" deutlich. Wenn er im Sommer durch Koller ersetzt wird, ist dieser nach Roger Hegi, Roy Hodgson, Piet Hamberg und Zaugg der fünfte Trainer, den die Zürcher seit Sommer 1999 beschäftigen.

Swissinfo und Stefan Wyss/Peter Wyrsch (Si)

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