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Auszeit für rebellischen Priester

Franz Sabo: Umstrittener Priester. Keystone

Das Bistum Basel entzieht dem umstrittenen Priester Franz Sabo aus Röschenz die Missio canonica und entbindet ihn für ein halbes Jahr von seinen Aufgaben.

Der Entscheid stiess auf Widerspruch. Die Kirchgemeinde reagiert enttäuscht über den Entscheid des Bischofs.

Bei der Auseinandersetzung gehe es nur noch um Macht, schreibt der Kirchgemeinderat von Röschenz in einer Stellungnahme auf die Absetzung des Priesters Franz Sabo durch das Bistum Basel.

Die Kirchgemeinde habe alles getan für die Verständigung zwischen beiden Seiten.Das Bistum habe aber in Gesprächen entweder vorgefertigte Verkündigungen oder eine Auflistung von Vorwürfen abgegeben. Die Bistumsleitung habe zudem die Latte für einen Kompromiss immer höher gelegt.

Tadellose Amtsführung

Sabo habe dagegen dem Bischof die Hand gereicht. Noch am 26. September hatte er einen Brief an den Bischof geschrieben. “Ich bin bereit – soweit mir meine Überzeugungen und mein Gewissen nichts anderes gebieten – mich Ihnen gegenüber loyal zu verhalten”, schreibt Sabo in dem von der Kirchgemeinde veröffentlichten Brief.

Sabo habe sich nichts zuschulde kommen lassen, was seinem Rechtsempfinden nach seine Arbeit verhindern würde, hält der Kirchgemeinderat fest: “Es kann und darf nicht sein, dass in Röschenz gegen den Willen der Gläubigen ein aktives Kirchenleben mit einem hervorragenden und beliebten Pfarrer beendet werden soll.”

Franz Sabo selber sagte auf die Frage, was er nun mit der Bedenkzeit anfange: “Ich lehne dieses Angebot ab.” Um diese Art Auszeit sei es ihm und der Kirchgemeinde nie gegangen, auch wenn das Bistum es jetzt so darstelle. “Ich werde meine Aufgaben weiterhin wahrnehmen”, sagte Sabo.

Vollendete Tatsachen

Franz Sabo bleibe ihr Pfarrer, betont der Kirchgemeinderat erneut. Er werde weiterhin in Röschenz die Predigten halten, denn er sei geweihter Priester und bleibe mit oder ohne Mission. Man hoffe nun auf Katholiken, welche das Anliegen von Röschenz unterstützten.

Auch die basellandschaftliche Landeskirche reagierte etwas konsterniert auf den Entscheid des Bistums. “Es wäre gut gewesen, die Auszeit als Vorschlag zu bringen”, sagte Peter Zwick, Präsident des Landeskirchenrats.So aberwerde die Kirchgemeinde Röschenz vor vollendete Tatsachen gestellt.

Konflikt begann 2003

Der aus Deutschland stammende Sabo mit Jahrgang 1953 ist seit 1998 als Pfarradministrator in Röschenz tätig. Der Konflikt mit dem Bistum Basel begann 2003, als der Priester in einem Zeitungsartikel Bischof Koch scharf attackierte.

So warf er Koch vor, aus der Frohbotschaft Jesu eine “Drohbotschaft” zu machen und erklärte, der Priesterzölibat habe nichts mit den Grundfesten des christlichen Glaubens zu tun.

Nach einem weiteren kritischen Artikel Sabos im Februar 2005 kündigte das Bistum Basel im März an, dass dem Priester per Ende September 2005 die für die Ausübung seines Amtes nötige Missio Canonica entzogen werde.

swissinfo und Agenturen

Der “Fall Sabo/Röschenz” ist einmalig in der Geschichte der katholischen Kirche in der Schweiz.
Die rechtliche Lage ist unklar, weil das Gesetz nur die Anstellung, nicht aber die Entlassung eines Pfarrers regelt.
Einerseits verliert der Pfarrer mit Entzug der Missio Canonica die Erlaubnis zur Seelsorge.
Andererseits ist es Sache der Kirchgemeinde, ihren Pfarrer zu entlassen.

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