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Krach im Bistum Basel eskaliert

Der Zwist zwischen Pfarrer Franz Sabo (links) und Bischof Kurt Koch droht zu einer Zerreissprobe für das Bistum Basel zu werden. Keystone/Urs Flüeler/SF DRS

Die katholische Kirchgemeinde Röschenz im Baselbiet steht hinter ihrem Pfarrer: Sie lehnte dessen von Bischof Kurt Koch angeordnete Kündigung ab.

Koch hatte dem aufmüpfigen Franz Sabo die Erlaubnis zur Seelsorge (Missio Canonica) per Ende September entzogen.

Die Gemeinde Röschenz im Kanton Basel-Landschaft sorgt in der Geschichte der katholischen Kirche der Schweiz für eine Premiere: Sie stellt sich geschlossen hinter ihren Seelsorger und somit gegen ihren Bischof Kurt Koch. Dieser musste sich von Franz Sabo in den letzten beiden Jahren scharfe Kritik gefallen lassen.

Alle für einen

Klarer hätte der Entscheid der ausserordentlichen Kirchgemeinde-Versammlung vom Dienstagabend nicht ausfallen können: Einstimmig wurde beschlossen, dass die von Koch angeordnete Kündigung von Pfarradministrator Sabo vorläufig nicht ausgesprochen wird.

415 oder rund die Hälfte der Röschenzer Katholiken nahmen an der 75 Minuten dauernden Versammlung teil. Die Abstimmung ist rechtlich nicht bindend und hat nur konsultativen Charakter.

Lösung suchen

Sabo soll nach dem Willen der Kirchgemeinde weiterhin in der Laufentaler Gemeinde wirken können. Der Kirchgemeinderat soll nun unter Einbezug der verantwortlichen Stellen in Staat und Kirche eine endgültige Lösung für den Verbleib Sabos als Seelsorger suchen, so der Auftrag der Versammlung. Der Priester habe sich nichts zuschulden kommen lassen, wurde betont.

Kirchgemeindepräsident Holger Wahl würdigte Sabo als einen hervorragenden Prediger, der Jung und Alt in die Kirche hole. Der unbequeme Priester habe jedoch auch Ecken und Kanten, mit denen der Bischof von Basel offensichtlich nicht umgehen könne. Statt zum Wohl der Kirche integriert, solle Sabo nun einfach in die Wüste geschickt werden. Das wolle man nicht akzeptieren, so Wahl.

Kritik untermauert

“Die Pfarrer werden in der Schweiz von den Kirchgemeinden angestellt und nicht vom Bischof”, erklärte Holger Wahl gegenüber swissinfo. Vom Bischof benötige ein Pfarrer lediglich die Missio Canonica.

Das Gesetz sage nichts darüber, was geschehe, wenn ein Pfarrer diese Erlaubnis verliere. Laut demselben Gesetz habe der Bischof gewisse Pflichten, insbesondere die Verantwortung für den Frieden zwischen Kirche und Gemeinden.

“Der Bischof hat diese Verantwortung aber nicht wahrgenommen, er hat uns nicht zugehört und stattdessen die ganze Diskussion gestartet”, so Wahl.

Keine Einigung in Sicht

Die Missio sei zwar nötig, um seelsorgerische Dienste legal auszuführen. Diese sind laut Wahl aber auch ohne bischöfliche Erlaubnis gültig. “Das erlaubt uns die Fortführung des Kirchenlebens, mit oder ohne Missio Canonica.”

Der Ball liegt nun wieder beim Bistum. Die Kirchgemeinde Röschenz hat aber bereits angekündigt, Sabo notfalls aus eigener Tasche zu entlöhnen.

Landeskirche will vermitteln

Nach dem einstimmigen Beschluss der Katholiken von Röschenz, ihren Pfarradministrator Franz Sabo gegen den Befehl des Bischofs nicht zu kündigen, schaltete sich am Mittwoch die Baselbieter Landeskirche ein. Sie will zwischen den zerstrittenen Parteien vermitteln.

“Unser oberstes Ziel ist eine gütliche Einigung”, sagte am Landeskirchenratspräsident Peter Zwick. Er hofft, dass Bischof Koch auf den Entscheid zurückkommt, Sabo die Missio Canonica zu entziehen und die Kirchgemeinde so zu zwingen, ihren beliebten Seelsorger zu entlassen.

Konflikt begann 2003

Der aus Deutschland stammende Sabo mit Jahrgang 1953 ist seit 1998 als Pfarradministrator in Röschenz tätig. Der Konflikt mit dem Bistum Basel begann 2003, als der Priester in einem Zeitungsartikel Bischof Koch scharf attackierte.

Nach einem weiteren kritischen Artikel Sabos im Februar 2005 kündigte das Bistum Basel im März an, dass dem Priester per Ende September 2005 die für die Ausübung seines Amtes nötige Missio Canonica entzogen werde.

Ungebeugt

Die Kirchgemeinde Röschenz war vom Bistum angewiesen worden, ihren von Gläubigen aller Generationen geschätzten Seelsorger auf Ende September zu entlassen.

In seiner Predigt vom vergangenen Sonntag griff Sabo Bischof Koch erneut an. Der nach einer kurzfristigen Medienkonferenz des Bistums Basel vermutete sofortige Entzug der kirchlichen Missio Sabos ist bisher nicht erfolgt. Vor neuen Entscheiden warte man die Kirchgemeindeversammlung in Röschenz ab, sagte am Dienstag ein Sprecher des Bistums.

swissinfo und Agenturen

Der “Fall Sabo/Röschenz” ist einmalig in der Geschichte der katholischen Kirche in der Schweiz.
Die rechtliche Lage ist unklar, weil das Gesetz nur die Anstellung, nicht aber die Entlassung eines Pfarrers regelt.
Einerseits verliert der Pfarrer mit Entzug der Missio Canonica die Erlaubnis zur Seelsorge.
Andererseits ist es Sache der Kirchgemeinde, ihren Pfarrer zu entlassen.
Der nächste Schritt liegt nur wieder beim Bistum Basel.

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